Selbstmordanschlag in Israel

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Jerusalem, 4. Februar 2008 – „Ein zweiter Terrorist wurde durch die Explosion des Selbstmordattentäters verletzt und war zum Boden gestürzt. Ein Polizist sah, wie er seinen Arm bewegte, um seinen umgürteten weißen Sprengsatz zu zünden. Der Polizist Kobi Mor schoss ihm eine Kugel in den Kopf. Aber der Terrorist war immer noch nicht tot und bewegte erneut seinen Arm. Daraufhin gab Mor vier Schüsse auf den verletzten Terroristen am Boden ab.“ So ein Augenzeugenbericht aus Dimona, wo sich um 10:30 Uhr im alten Einkaufszentrum ein palästinensischer Selbstmordattentäter gesprengt hatte. Die Zahl der Toten und Verletzten war zunächst unsicher. Mindestens zwölf Verletzte wurden mit Ambulanzen und Hubschraubern ins Soroka-Krankenhaus nach Beer Schewa abtransportiert. Eine Verkäuferin sah die Explosion und bemerkte, dass die Terroristen Butangasflaschen bei sich trugen, doch die seien nicht explodiert. Die tödlichen Schüsse des Polizisten Kobi Mor hätten ein noch größeres Unglück verhindert. Eine Russin erzählte, in Tränen aufgelöst, von dem Anblick neben einem Kleidergeschäft: „So viel Blut und Hirn auf dem Boden und die Gliedmaßen. Ich bin noch völlig im Schock.“
„Wir waren nicht überrascht“, sagte ein Polizeisprecher. Seitdem die Hamas die Grenzbefestigungen zwischen dem Gazastreifen und Ägypten gesprengt hatte und über eine halbe Million Palästinenser in den Sinai geströmt waren, hatte die Polizei in Israel ihre Alarmbereitschaft erhöht. Denn die rund 300 Kilometer lange Grenze in der Wüste zwischen Ägypten und Israel ist nicht befestigt. An vielen Stellen gibt es nicht einmal einen Zaun. Viele Beobachtungsstellungen der israelischen Armee sind verwaist. Vorsichtshalber wurden die Grenzstraße und einige touristische Sehenswürdigkeiten in der Wüste gesperrt. Über diese Grenze werden seit Jahren Drogen und Prostituierte geschmuggelt. Schlepper haben auch über 2000 Flüchtlinge aus Sudan nach Israel geschleust. Jetzt besteht die akute Befürchtung, dass auch palästinensische Terroristen aus dem Gazastreifen mit Sprengstoff nach Israel eindringen könnten.
In den vergangenen Tagen haben die Ägypter nach eigenen Angaben mindestens zwölf Palästinenser mit fertigen Sprengstoffjacken im Sinai verhaftet. Sie seien auf dem Weg nach Israel gewesen. Schon am Tag nach der gewaltsamen Grenzöffnung hatte das israelische Außenministerium eine dringende Warnung an israelische Urlauber gegeben, umgehend den Sinai zu verlassen, weil es Hinweise auf mögliche Anschläge und Versuche gebe, Israelis nach Gaza zu entführen. Geheimdienstchef Avi Dichter hatte am Sonntag in der Kabinettssitzung von großen Mengen Waffen gesprochen, die über die offene Grenze von Ägypten in den Gazastreifen geschmuggelt worden sein, darunter auch Rakete, Panzerfäuste und Flugabwehrraketen, die künftig israelische Hubschrauber über dem Gazastreifen gefährden könnten. „Bald werden über 200.000 Israelis in Reichweite der Raketen aus dem Gazastreifen leben“, warnte Dichter.
Schon wenige Minuten nach dem Anschlag bestätigten palästinensische Quellen, dass zwei Kämpfer in Dimona beteiligt gewesen seien. Wenig später übernahmen die El Aksa Brigaden der Fatah-Partei von Präsident Mahmoud Abbas und weitere palästinensische Organisationen, darunter die Volksfront zur Befreiung Palästinas die Verantwortung für den Anschlag. In Gaza herrschte Jubel über den gelungenen Anschlag. Auf den Straßen wurden Bonbons an Kinder ausgeteilt. Ein Sprecher des palästinensischen Ministerpräsidenten Salam Fayad machte Israel für den Anschlag verantwortlich, wegen der über den Gazastreifen verhängten Blockade.
Es handelte sich um den ersten Selbstmordanschlag seit Januar 2007, als sich ein Palästinenser aus dem Gazastreifen in der südisraelischen Stadt Eilat sprengte.

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