IRNA lügt

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IRNA lügt 

Wahied Wahdat-Hagh von Wahied Wahdat-Hagh, Kolumnist für WELT DEBATTE
 
 
Shirin Ebadi, Friedensnobelpreisträgerin im Jahr 2003, und ihre Tochter Nargess Tawassolian haben eine gerichtliche Beschwerde gegen die staatliche Nachrichtenagentur IRNA eingelegt. Beide haben darin erklärt, überzeugte Schiiten zu sein.

Am 6. August erschien ein Artikel in der staatlichen Nachrichtenagentur des Iran, IRNA, in der die Behauptung aufgestellt wurde, dass die Tochter von Schirin Ebadi zum Bahaitum übergetreten sei. Schirin Ebadi und ihre Tochter Nargess Tawassolian dementierten und legten eine gerichtliche Beschwerde ein. Nargess Tawassolian schrieb in einer Erklärung, dass der Autor des IRNA-Artikels „phantasiert“ habe. Sie sei stolz eine „Schiitin“ zu sein.

Todesdrohungen

Auf einer Pressekonferenz des „Vereins der Verteidiger der Menschenrechte“, der in Teheran von Schirin Ebadi geleitet wird, beklagte sie am letzten Montag zunächst die Todesurteile gegen einige kurdische Menschenrechtsaktivisten.
Zudem brachte sie Beispiele, wie einigen Vertretererinnen der iranischen Frauenrechtsbewegung vorgeworfen wird, die Prostitution zu verbreiten. Sie betonte, dass die iranische Frauenrechtsbewegung stets friedliche Mittel eingesetzt habe, um ihre Ziele zu erreichen. Wie die Zeitung Kargozaran berichtete, thematisierte sie auf der Pressekonferenz auch das Problem der Todesdrohungen, denen sie in den letzten Jahren ausgesetzt war.

Sie erinnerte auch daran, dass eine Gruppe, die sich „Anti-Bahai-Verein des Iran“ nennt, sie ermorden wollte. Damit wird deutlich, dass der Artikel in IRNA nur die Spitze des Eisbergs von Drohungen und Einschüchterungen darstellt.

Der iranische Journalist, Abdolreza Tajik, gehörte ebenfalls zu den Rednern der Pressekonferenz. Er kam zu dem Schluss, dass IRNA bisher keinen einzigen Beweis geliefert habe, dass Nargess Tawassolian tatsächlich Bahai sei.

Tatsächlich hat Schirin Ebadi gemeinsam mit Herrn Abdolfatah Soltani und Herrn Ismailsadeh die Aufgabe der Verteidigung von sieben grundlos und willkürlich verhafteten Mitgliedern einer Koordinationsgruppe der iranischen Baha´i-Gemeinde übernommen. Wie Autnews meldete, geht Ebadi davon aus, dass dies ein Grund war, sie in dieser Form unter Druck zu setzen.

Auf der genannten Pressekonferenz des Vereins der Verteidiger der Menschenrechte sprach auch Hassan Jussef Eschkewari, der den Beruf des Geistlichen nicht mehr ausüben darf. Eshkewari hob hervor, dass eine Anwältin nicht bestraft werden dürfe, wenn sie einen iranischen Bürger verteidigt. Aber genau dies ist im Iran umstritten, denn Bahai gelten als vogelfrei und haben keine Rechte, noch nicht einmal das Recht immer ihre Toten begraben zu dürfen.

„Wir sind alle iranische Bahai.“

Tatsächlich hatte Schirin Ebadi zuvor in einem Interview mit der persischen Sendung von Radio-France hervorgehoben, dass der Vorwurf, ihre Tochter sei eine Bahai, einer „Beschimpfung“ gleich käme

Diese Aussage wurde wiederum im Exil und im Iran heftig diskutiert. Ein bekannter iranischer Intellektueller, Ali Keshtgar, kritisierte aus dem Exil, dass seit 30 Jahren die Tötung eines Bahai im Iran erlaubt sei, ihr Blut dürfe fließen, weil sie als Mahdur-al-dam, „todeswürdig“ gelten, weil sie sich vom Islam losgesagt haben. Keshtgar geht in einem viel diskutierten Artikel ausführlich auf die Verfolgung der Bahai ein. Auch nicht-Bahai seien beim Ausmaß einer solchen katastrophalen Verfolgung verpflichtet mit den Bahai zu sympathisieren und sich in symbolischer Form zu solidarisieren und auszurufen: „Wir sind alle iranische Bahai.“ Shianews, eine Nachrichtenagentur im Iran, gehörte zu denen, die wiederum auf Keshtgars Artikel reagierte und ihn als Kommunisten beschimpfte.

Wie Shirin Ebadi in einem Interview mit Rooz sagte, habe sie als Anwältin in der Vergangenheit Royalisten und Mujahedin verteidigt. Nun werde sie auch die Bahai verteidigen und dennoch stolz darauf sein eine Schiitin zu sein. Sie sagte: „Wenn man mich sogar zehn Jahre lang ins Gefängnis wirft, werde ich mich, wenn ich heraus komme, im elften Jahr wieder mit ihrer Lage beschäftigen.“

Schon am 2. August hatte Farsnews Schirin Ebadi vorgeworfen, dass sich das Weltzentrum der Bahai, das sich in der isrelischen Stadt Haifa befindet, bei Schirin Ebadi für die anwaltliche Vertretung der sich in Haft befindenden iranischen Bahai bedankt habe.

Für die iranischen Propagandamedien sind die Bahai „israelische Spione“. Und wenn eine iranische Anwältin wie Schirin Ebadi, Angehörige der Bahai-Religion verteidigt, muss sie nach der verkürzten Logik der totalitären Diktatur wahrscheinlich auch selbst Bahai sein, was ihr und ihrer Tochter das Leben kosten könnte. Schirin Ebadi hat immer wieder betont, dass sie die Rechte aller Iraner verteidige.

Desinformationspolitik

Die Bahai International Community spricht deutlich von der Desinformationspolitik der iranischen Medien. In einer Erklärung heißt es, dass Bahai ihren Glauben nicht leugnen. Wenn Shirin Ebadi und ihre Tochter Bahai wären, würden sie es sagen. Das Ziel der iranischen Medien sei eindeutig irrationale Angst und Vorurteile zu erzeugen. Es sei eine bekannte Taktik der iranischen Autoritäten: Jede Person oder Gruppe, die sich für Bahai einsetze, würde öffentlich geschmäht und eingeschüchtert werden. Auch die Behauptung, Bahai würden Instruktionen aus dem Isreal bekommen, sei absurd. Schirin Ebadi und ihre Kollegen würden Personen mit sehr unterschiedlichem Hintergrund verteidigen. Es heißt aber nicht, dass die Anwälte für den Glauben ihrer Klientel Partei ergreifen würden.

Sogar die persisch-sprachige Website des israelischen Außenministeriums hat in diesem dramatischen Konflikt interveniert und in einem aufklärenden Artikel erklärt: Israel werde die heiligen Stätte der Bahai, die in Israel liegen, schützen, genauso wie die heiligen Stätten des Christentums, des Islam und des Judentums in Israel geschützt werden. Der Schutz der Religionsfreiheit sei eine moralische und internationale Verantwortung des israelischen Staates. Dieser Schutz umfasse „alle Religionen der Menschheit und auch die Religion Bahaullahs. Und dies gehört zu den größten Ehren Israels.“

Schade, dass zu den Ehren der Islamischen „Republik“ Iran gehört die heiligen Stätte der Bahai im Iran zu zerstören und die Mitglieder der Bahai-Gemeinde zu verfolgen, zu verhaften und grundlos hinzurichten.

 
 

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