Die Republik der Gelehrten

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Viele junge Menschen bekommen im Iran kein Recht auf Studium. Ob Muslime oder Bahai. Wenn sie sich für Menschenrechte und Recht auf Bildung einsetzen, werden sie von der Universität verwiesen. Die Bahai haben prinzipiell kein Recht auf Studium.

Majid Dori wurde wegen seiner politischen Aktivitäten von der Universität exmatrikuliert und am 9. Juli 2009 in Teheran verhaftet. Er wurde zuerst zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt. Am 20. Mai 2010 wurde seine Gefängnisstrafe auf sechs Jahre herabgesetzt. Ihm wurde Kontakt mit iranischen Organisationen, die außerhalb des Iran aktiv sind, vorgeworfen. Studenten wie Majid Dori, die allein wegen ihres politischen Denkens verhaftet werden, nennt man im Iran „setaredar“ (Sternträger).

Zia Nabavi ist Muslim und Sprecher des „Rates zur Verteidigung des Rechts auf Studium in der iranischen Stadt Babol. Er wurde lediglich wegen seiner Menschenrechtsaktivitäten zu einer hohen Haftstrafe verteilt. Er hat erfolgreich Chemie zu Ende studiert und sich erst danach für das Fach Soziologie beworben. Er bestand die Aufnahmeprüfung, durfte aber nicht studieren. Er wurde zudem am 15. Juni 2009 verhaftet und sitzt seitdem in Haft. Er wurde zu 15 Jahren Gefängnisstrafe und 74 Peitschenhieben verurteilt. Zudem wurde er von der nordiranischen Stadt Babol in ein Gefängnis in der südiranischen Stadt Ahwas gebracht. Sein Anwalt erfuhr von dem Richter, dass das Urteil direkt vom Geheimdienstministerium verkündet worden sei. Am 29. Mai 2010 wurde die Gefängnisstrafe auf 10 Jahre herabgesetzt, berichtet das „Human Rights House of Iran.“ Zia Nabavi gehört zu den „Sternträgern“.

Sama Nurani ist Bahai. Er begann sein Studium der Medizin in Tabriz im Oktober 2008. Als die Zensurbehörden  davon erfuhren, dass er Bahai ist und er sich für das Recht auf Studium anderer Studenten einsetzt, wurde er exmatrikuliert. Er zählt zu den „Sternträgern“, weil er nur wegen seiner religiösen Zugehörigkeit zur Bahai-Religion am 3.März 2010 verhaftet worden ist. Am 26. April 2010 wurde er zunächst gegen eine Kaution freigelassen. Am 11. Juli 2011 wurde erneut eine Haftstrafe gegen ihn ausgesprochen. Er wurde zu einem Jahr Gefängnisstrafe verurteilt. Er betont, dass er sich stets auf legalem Wege für das Recht auf Studium eingesetzt hat. Ihm wird aber vorgeworfen, dass er „Propaganda gegen das Regime“ verübt habe, berichtet die Menschenrechtsorganisation „Committee of Human Rights Reporters“. Es gehört zu den grausamen Absurditäten einer islamistischen Diktatur, die, um Angst und Schrecken zu verbreiten einen Menschen, der sich friedlich für das Recht auf Studium einsetzt, verhaftet. Auch Sama Nurani zählt zu den iranischen „Sternträgern“.

Die Bahai International Community forderte in einem offenen Brief an die iranische Regierung ein „Ende der ungerechten und unterdrückerischen Politik.“ Jeder Mensch habe gemäß seiner Fähigkeiten die Pflicht sich Wissen anzueignen, um die Gesellschaft zu verbessern. Es sei unethisch und gegen alle gesetzlichen und religiösen Maßstäbe, wenn junge Menschen daran gehindert würden sich Wissen anzueignen. Keine Regierung dürfe ihre Bürger von diesem Recht abhalten.

Mehdiye Golru ist Muslimin. Nach der Wahl von Präsident Ahmadinejad im Sommer 2006 war sie aktiv in muslimischen Studentengruppen in Teheran. Zwei Monate vor der Beendigung ihres Studiums wurde sie exmatrikuliert. Im Sommer 2007 wurde sie zum ersten Mal verhaftet. Sie wurde damals nach einer Woche freigelassen. Am 2. Dezember 2009 wurde sie erneut gemeinsam mit ihrem Ehemann Vahid Lalipur verhaftet, ohne Haftbefehl. Ihr Ehemann, der politisch nicht aktiv war, wurde nach zwei Monaten gegen eine Kaution freigelassen. Die Verhörbeamten wollten unter Zwang das Geständnis erpressen, dass sie Kontakt mit den Volksmujahedin habe. Einen solchen Vorwurf hat sie stets abgelehnt. Am 7. Juli 2010 wurde sie zunächst zu zwei Jahren und vier Monaten verurteilt. Am 25. Juli 2010 wurde ihre Haftstrafe auf zwei Jahre reduziert. Am 16. April 2011 wurde eine neue Gerichtsakte mit neuen Vorwürfen gegen sie eröffnet. Sie habe „gegen das System“ propagiert, wurde ihrem Anwalt mitgeteilt. Sie soll eine studentische Aktion mit ihrer Unterschrift unterstützt haben. Der gesundheitliche Zustand von Mehdiye Golru ist sehr schlecht und die geforderte Kaution für ihre Freilassung ist so hoch, dass ihre Familie den hohen Betrag nicht zahlen kann. Indessen wurde ihr Ehemann erneut am 23. August 2011 verhaftet. Er hatte in einem Brief an seine Ehefrau, der im Internet veröffentlicht wurde, hervorgehoben, dass er und sie immer an die Unschuld so vieler verhafteter Personen geglaubt haben. Er bezeugte in dem Brief seine Liebe zu seiner Ehefrau und dass sie gemeinsam daran glaubten, dass sie ihrer Rechte beraubt wurden. Nun gehören sie beide zu den „Sternträgern“ der „Islamischen Republik Iran“.

Bahai und Nicht-Bahai setzen sich auch im Exil für das Recht von jungen Iranern auf ein Studium ein. Es lohnt sich die Aktion im Internet zu verfolgen unter www.can-you –solve-this.org

Wahied Wahdat-Hagh is Senior Fellow at the European Foundation for Democracy in
Brussels.


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