Ist Israel zu dämonisieren wichtiger als verfolgte Christen zu verteidigen?

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Michael Curtis, The American Thinker, 7. Oktober 2013

Es ist weiter eine Quelle der Verwunderung, dass die großen christlichen Kirchen im Westen und im Nahen Osten dem Leid der Christen und der Vernichtung ihrer Kirchen in arabischen und muslimischen Ländern so wenig – wenn überhaupt – Aufmerksam schenken. Sie ziehen es derart vollständig vor sich auf die „Unterdrückung der Palästinenser“ zu konzentrieren, dass sie für die wirklichen Tragödien blind sind. Dieses kurzsichtige Fehlen des Wahrnehmungsvermögens ist für einen beträchtlichen Teil der Anglikanischen Kirche typisch gewesen; ebenso für die Presbyterianische Kirche in den USA, den National Council of Churches, die Holy Land Christian Ecumenical Foundation, den Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltkirchenrat) und einige christliche NGOs, deren Kurzsichtigkeit sich auf De-Investitionen von Israel oder die Verurteilung des Staates beschränkt.

Das jüngste Beispiel dieser Feindseligkeit wurde im August 2013 zur Schau gestellt, auf dem Greenbelt Christian Festival, das am Cheltenham Racecourse in England stattfand. Dieses Fest der „Künste, des Glaubens und der Gerechtigkeit“ wird jährlich seit 1974 veranstaltet und ist praktisch ein Sommerlager für junge Christen. Allerdings ist es mit dem Anspruch für Christen und Muslime zu sprechen, die einen Glauben an die „tief verwurzelte Geschichte“ und die „natürlichen Rechte“ der Palästinenser am Land Palästina teilen, zu einem weiteren Forum für antiisraelische Botschaften geworden. Dieses Jahr startete das Fest „Kairos Britain“, eine pro-palästinensische christliche Bewegung, die ihre Motivation aus dem 2009 veröffentlichten Dokument Kairos Palestine Document: a Moment of Truth der ökumenischen Bewegung Sabeel aus Patriarchen und Kirchenleitern in Jerusalem zieht; das Kairos-Dokument fordert Israel zu boykottieren, Investitionen abzuziehen und Sanktionen zu verhängen (BDS) und hat Israel als Apartheidstaat dargestellt.

Einige extremistische katholische Leiter sind denselben Weg der Feindschaft gegenüber Israel und totaler Gleichgültigkeit gegenüber muslimischer Aggression gegen Christen gegangen. Ein bemerkenswertes Beispiel war die Erklärung von acht Bischöfen aus Nordamerika und Europa vom Januar 2011, die den Gazastreifen besuchten. Die frappierendsten Kommentare machten der französische Erzbischof Michael Dubost und William Kenney, Auxiliary Bishop in Birmingham (England). Dubost sagte der Bevölkerung des Gazastreifens: „Ich bat die Häftlinge im größten Gefängnis in Europa [in seiner Stadt, Evry] für euch zu beten.“ Das implizierte, dass Israel ein noch schlimmeres Gefängnis sei. Kenney informierte seine Gemeinde: „Ich bin gerade von einem Besuch des größten Freiluftgefängnisses der Welt zurückgekommen, Bethlehem und dem Gazastreifen.“

Das Desinteresse an den Realitäten des Umgangs mit Mitchristen, während man sich auf die Kritik an Israel konzentriert, trifft gleichermaßen auf arabisch-christliche Leiter im Nahen Osten zu, die wegen dieser Übergriffe spürbar beklommen sein müssten, aber wenig Eifer zeigen, den diese erleidenden Christen zu helfen.

Die Tatsachen der Christenverfolgung im Nahen Osten wie auch in Nigeria, Uganda und Pakistan könnten nicht klare sein. Mutige christliche Leiter wie Naim Khoury haben wegen Kritik an muslimischem Verhalten gelitten. Auf seine Kirche gab es 14 Bombenanschläge durch, wie er es nennt, „extremistische Hamas-Fundamentalisten“. Seit die Hamas 2007 die Macht im Gazastreifen an sich riss, ist die christliche Bevölkerung auf rund 1.500 geschrumpft, weniger als die Hälfte der Anzahl von vor einem Jahrzehnt. Eine noch gewissenloseres Verhalten ist die Nutzung christlicher Häuser durch palästinensische Terroristen gewesen, deren Heckenschützen von dort aus auf den Jerusalemer Vorort Gilo schossen.

Im Irak sind mehr als eine Million Christen, deren Familien seit Jahrhunderten in der Gegend leben, vom islamischen Terrorismus gezwungen worden aus ihren Häusern zu fliehen. Eine einst 1,4 Millionen zählende christliche Bevölkerung ist inzwischen auf weniger als 400.000 geschrumpft. Beim Anschlag vom Oktober 2010 auf die Kirche in Bagdad wurden mehr als 50 Betende getötet und viele mehr verletzt. In Ägypten sind wohl bis zu 100.000 christliche Kopten geflohen, seit Präsident Mubarak im Juni 2012 stürzte und daraufhin im Land Gewalt einsetzte. Rund 100 Kirchen sind in Ägypten geplündert oder abgebrannt worden; Christen haben Anschläge nicht nur auf Kirchen und Klöster erlitten, sondern auch auf ihre Geschäfte, Schulen und Vereine.

Der vielleicht aufschlussreichste Kommentar zum Schicksal der Christen ist ihr Verschwinden aus Bethlehem. Die Stadt steht seit 1995 unter palästinensischer Zivilkontrolle; diese hat die Bevölkerungsstruktur durch Veränderung der Stadtgrenzen modifiziert und zur derzeitigen Bevölkerung gehören 20.000 Christen, ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Vor zwei Jahrzehnten betrug der Anteil der Christen 75%. In der Westbank als Ganzem gibt es nur 50.000 Christen, weniger als 3 Prozent der Gesamtbevölkerung – ein Rückgang, der teilweise der niedrigen Geburtenrate geschuldet ist, aber hauptsächlich der Emigration der Christen aus der Gegend.

Die vorrangige Ironie besteht darin, dass Israel das einzige Land im Nahen Osten ist, in dem Menschen aller Religionen ihren Glauben frei praktizieren können; und es ist das einzige Land, in dem die Zahl der Christen zugenommen hat. Während Bethlehem seine Christen verliert, nimmt die christliche Bevölkerung der israelische-arabischen Stadt Nazareth zu.

Statt dass die christlichen Leiter, die arabischen wie die westlichen, Empörung über Verfolgung zum Ausdruck bringen, gibt es Funkstille – außer für die Behauptung, dass Israel für die Notlage der Palästinenser verantwortlich ist. Prominente palästinensische Christen wie Naim Ateek, Mitri Raheb, Michel Sabbah und Fuad Twai drücken auf ähnliche Weise das Argument aus, Israel für das Leiden im Nahen Osten verantwortlich und dass der jüdische Staat für die Abnahme der Christenheit verantwortlich sei.

Naim Ateek, ein arabischer Staatsbürger Israels, ist der Domherr der St. George-Kathedrale in Jerusalem und leitet jetzt das Sabeel Ecumenical Liberation Theology Center in Jerusalem, das sich der Befreiung der Palästinenser verschrieben hat. Einige seiner Äußerungen bieten aufgrund ihrer übertriebenen Sprache interessanten Lesestoff. In einer Weihnachtsbotschaft des Jahres 2000 – ironischerweise zu einem Zeitpunkt, als Yassir Arafat die Gewalt der zweiten Intifada gegen Israel anzettelte, sagte er seiner Gemeinde: „Der Staat Israel hat brutal Hunderte Menschen niedergeschossen und Tausende verletzt, deren einziges Verbrechen ihr Wünsch nach einem Leben in Freiheit und die Unabhängigkeit ihres Landes von der unterdrückerischen Besatzung ist… Die Besatzung ist bösartig und gewalttätig. Das ist Apartheid in ihrer übelsten Form.“

Jeder objektive Beobachter muss Ateeks extreme Rhetorik schockierend und erschreckend finden. In einer Osterbotschaft vom April 2001 merkte Ateek an: „In dieser Jahreszeit, der Fastenzeit, scheint es vielen von uns, dass Jesus wieder am Kreuz hängt, zusammen mit Tausenden gekreuzigten Palästinenser uns ich her… Das Kreuzigungssystem der israelischen Regierung arbeitet tagtäglich.“

Ateeks jüngere Äußerungen führen diese Feindseligkeit weiter. Auf der 8. Internationalen Sabeel-Konferenz im Februar 2011 in Bethlehem erklärte er: „Die Gründung Israels war ein Rückfall in die primitivsten Konzepte eines exklusiven Stammesgottes.“ Ateek hat von der Notwendigkeit gesprochen die Schlacht in Washington zu gewinnen. In einer Äußerung aus dem Jahr 2011, die Präsident Obama vielleicht verwirren wird, sagte er, die Israel-Lobby habe „die amerikanische Außenpolitik beschlagnahmt“.

Ateeks Sabeel Center veranstaltet jährliche internationale Konferenzen. Zu den bisherigen gehörten bekannte Kritiker Israels: Erzbischof Desmond Tutu, Edward Said und Rashid Khalidi (jetzt an der Columbia University). Man sollte nicht erwarten, dass von der nächsten Sabeel-Konferenz – sie findet am 20. November 2013 in Jerusalem statt – Weisheitsperlen oder auch nur Versöhnliches ausgehen; der erste Tagesordnungspunkt lautet „Die Besatzung der Bibel und Palästinas“.

Eine zweite Person, die den bedauerlichen Antagonoismus gegenüber Israel illustrieren kann, sit Fuad Twai, der jordanische Erzbischof der katholischen Kirche; seit 2008 ist er der lateinische Patriarch von Jerusalem und außerdem der Repräsentant des Vatikan in Israel. In einem Interview mit Die Tagespost vom 20. März 2012 sagte er: „Israels Existenz als solche hat nichts mit der Bibel zu tun… Das Konzept des verheißenen Landes kann nicht als Grundlage zur Rechtfertigung der Rückkehr der Juden nach Israel und die Vertreibung der Palästinenser verwendet werden.“ Ein anderes Mal verurteilte er „die Judaisierung Jerusalems“.

Man kann ermessen, dass Christen im Nahen Osten vor muslimischen Einstellungen ihnen gegenüber Angst haben und glauben, dass Schweigen die weiseste Option ist. Das entschuldigt aber nicht den Widerwillen und das Versagen der Kirchenleiter dort und im Westen die Probleme der islamistischen Gewalt gegen Christen anzusprechen. Es ist höchste Zeit, dass diese Leiter ihre Ansichten zum Leiden der Christen in arabischen und muslimischen Ländern offen äußern.

 

Inhaltlich passend:
 
Kairos Palästina: Vom Geflunker zum Größenwahn
 Protestanten und Israel – die Diskussion um das Kairos-Dokument
 Sabeel: eine einflussreiche christliche, antizionistische Organisation

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