ULRICH W. SAHM – UNO-Landkarten zu Zerstörungen in Gaza

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logo[1]Jerusalem, 19. August 2014 – Mit großem Aufwand hat die UNO-Unterorganisation „OCHA“ (Büro für die Koordination humanitärer Angelegenheiten) Landkarten vom Gazastreifen geschaffen, auf denen jedes zerstörte Haus, jeder Bomben- oder Raketenkrater als roter Punkt eingetragen ist. Die Fleißarbeit wurde aufgrund eines Vergleichs von Satellitenaufnahmen geleistet, die am 6. Juli, vor Beginn der israelischen Operation, und Aufnahmen aus der Zeit zwischen dem 1. und 14. August aufgenommen worden sind.

Neues Bild (5)Der „Gaza-Krisen-Atlas“ kann im Internet eingesehen werden. Er teilt die 360 Quadratkilometer des Gazastreifens in 108 Rasterquadrate auf. Auf Satellitenaufnahmen von „davor“ und „danach“ sind Schulen, Krankenhäuser, Moscheen, Hotels und andere öffentliche Gebäude mit Namen gekennzeichnet.

Auf Anfrage im Hauptquartier von OCHA im „okkupierten palästinensischen Ostjerusalem“ hieß es, diese Landkarten sollten Hilfsorganisationen ermöglichen, den bestehenden Schaden zu ermessen und Wiederaufbaumaßnahmen einzuleiten.

Unklar bleibt, unter welchen Umständen die Gebäude zerstört wurden, deren Trümmer auf den „danach“ Bildern gut zu erkennen sind. Neben israelischen Bomben wären als Ursache für die Zerstörung auch Nachexplosionen palästinensischer Munitionslager oder frühzeitig explodierte Raketen der Hamas denkbar. Dazu OCHA: „Es gehörte nicht zu unserem Mandat, festzustellen, wer den Schaden angerichtet hat, Israelis oder Palästinenser.“

Die israelischen Siedlungen, die nach dem Rückzug Israels 2005 zerstört wurden, sind zwar auch Trümmerfelder. Doch an den Stellen sind die Landkarten der UNO so unscharf, dass die Siedlungen lediglich anhand der Straßen erkennbar sind – und das auch nur, wenn man deren Lage kennt.

Da die UNO nur Schäden registriert hat, ohne deren Ursachen zu ermitteln, lässt sich nur erahnen, wo Raketenabschussrampen der Hamas von der israelischen Luftwaffe gezielt ausgeschaltet worden sein könnten. Einzelne Gewächshäuser wurden offensichtlich zu Zielen, weil dort Abschussrampen versteckt waren. Auffällig sind dichte Trefferquoten auf Dünen oder Feldern, die sich nur erklären lassen, wenn es dort Hamas-Stellungen gegeben hat. Die OCHA-Sprecherin erklärte, dass auch Bäume und die Landwirtschaft Schaden erlitten hätten, insgesamt angeblich 450 Millionen US-Dollar. Auch dafür sollten Geberländer aufkommen.

Das Flüchtlingslager Rafah am Südende des Gazastreifens scheint so gut wie keinen Treffer erhalten zu haben. Direkt daneben entlang der Grenze zu Ägypten ist der Landstreifen aber mit roten Punkten dicht gespickt. Offensichtlich hat die Luftwaffe Israels dort unterirdische Schmugglertunnel angegriffen. Etwas nördlich von Rafah, nahe Khan Younis, kann man einige Felder ohne Wohnhäuser sehen, die ebenfalls viele Treffer erhalten haben, während angrenzende Gebiete unberührt sind.

10509520_10152347754578160_1666692927129308191_nDie Behauptung, dass es in dem kleinen und angeblich so dicht besiedelten Gazastreifen keine „sicheren Orte“ gebe, wird durch diese Landkarten visuell widerlegt. Je mehr man sich der israelischen Grenze nähert, umso dichter ist die Kennzeichnung von Schäden.

An manchen Stellen sind in gerader Linie zerstörte Straßenzüge erkennbar. Das könnten Häuser über den sogenannten Angriffstunnels der Hamas sein, die von den Israelis nach ihrer Entdeckung mit Sprengstoff gefüllt und gesprengt wurden. In so einem Fall wurden natürlich auch die darüber liegenden Häuser zerstört. Allerdings dürften bei diesen Aktionen kaum oder keine Palästinenser ums Leben gekommen sein, da sie rechtzeitig gewarnt wurden. Manche dieser Häuser waren zudem vermint, als Sprengfalle für israelische Soldaten.

Auffällig ist, dass es in dicht bewohnten Gebieten der meisten Städte wie Gaza, Rafah oder Khan Younis nur wenige, offensichtlich gezielte Bombardierungen gegeben hat. Spuren von Flächenbombardements, etwa vergleichbar mit dem deutscher Städte gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, sind auf den Landkarten nicht zu entdecken. Offensichtlich werden in den Medien nur die Bilder der Trümmer verbreitet, nicht aber die der unberührten Wohnviertel.

Nur wenige Krater oder zerstörte Häuser sieht man in der Muwassi-Gegend im Süden, wo Beduinen von der Landwirtschaft leben. Die Luftaufnahmen des Gazaflusses oder des Flughafens von Dahanijah sind auf den UNO-Karten nicht als Luftaufnahme im Original belassen, sondern wurden aus unerfindlichen Gründen übermalt. Die OCHA-Sprecherin hatte dafür keine Erklärung.

Kurios sind einige rote Punkte im Mittelmeer, die Explosionen bezeugen, durch die schlimmstenfalls ein paar Fische Schaden genommen haben. Den palästinensischen Fischern war während des Krieges untersagt, aufs Meer hinaus zu fahren.

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Ein weiteres OCHA Propagandabeispiel

Die Organisation „OCHA“ ist als „Büro für die Koordination humanitärer Angelegenheiten“ dem Sekretariat der Vereinten Nationen unterstellt und mit 2000 Angestellten in 30 Ländern tätig. Die „okkupierten palästinensischen Gebiete“ sind offenbar ein Schwerpunkt ihrer Arbeit. So hat die Organisation bislang keine vergleichbaren Landkarten zu den unermesslichen und mit dem Gazastreifen kaum vergleichbaren Zerstörungen in Libyen, Syrien oder dem Irak veröffentlicht.

 

 


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