ULRICH W. SAHM – Mord wegen Hausverkauf an Juden

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IMGP6480_3Jerusalem, 10. Oktober 2014  – Im Ostjerusalemer Viertel Silwan ist in der Nacht zum Freitag ein 50 Jahre alter Palästinenser von einem Familienangehörigen erstochen worden, weil er angeblich eine Wohnung an Juden verkauft hat. Der Mann wurde im Al Mukassed Hospital auf dem Ölberg für tot erklärt. Die Polizei prüft den Fall und redet noch von einer „Familienfehde“, während Nachbarn den Wohnungsverkauf an Juden als Mordmotiv angeben.

Fadi Maragha, ein Vertreter der “gemäßigten” Fatah-Partei erklärte der Jerusalem Post, dass der Verkäufer einer Wohnung an Juden sterben müsse.

Vor zwei Wochen geriet Silwan in weltweite Schlagzeilen, nachdem israelische Juden 25 Wohnungen in Silwan für jeweils eine Million Dollar von den Arabern aufgekauft und sie unter Polizeischutz bezogen hatten. Dabei brachten sie die passenden Hausschlüssel mit. Die Aktion wurde von den USA, europäischen Regierungen und den Palästinensern scharf verurteilt. US-Präsident Barack Obama beschuldigte den israelischen Premier Benjamin Netanjahu, mit dieser Aktion die „Atmosphäre zu vergiften“. Der palästinensische Verhandlungschef bei den Friedensverhandlungen, Saeb Erekat, erklärte: „Illegale israelische Siedler sind unter dem Schutz der Besatzungskräfte in sieben Gebäude in Silwan eingedrungen.“ Sieben palästinensische Familien seien obdachlos geworden, was freilich bei jedem Hausverkauf in der Welt der Normalfall ist, sowie der neue Besitzer einzieht. Erekat bezichtigte die „von Siedlern geführte“ israelische Regierung des „Landraubs“ und des Versuchs, die „palästinensische Identität“ insbesondere in Ostjerusalem zu ändern. Jerusalems Mufti, Scheich Muhammad Hussein, bezeichnete den Einzug von Juden im Viertel Silwan als “kriminellen Akt”, der die “Verjudung” Jerusalems vorantreibe.  Unter rund 50.000 arabischen Einwohnern des Viertels leben heute 500 Juden, was 1 % entspricht. Nur zum Vergleich: In Deutschlands Hauptstadt Berlin haben 13,5 % der Einwohner nicht einmal die deutsche Staatsangehörigkeit.

Ein Polizeisprecher erklärte, dass die Wohnungen „legal“ gekauft worden seien. Den neuen jüdischen Besitzern sei Polizeischutz geboten worden, um „Reibungen mit den arabischen Nachbarn“ zu vermeiden.

Die „obdachlosen“ Familien bestätigten, ihre Wohnungen an einen Araber aus Taibeh, Farid Haj Yahya, verkauft zu haben. Der habe als Strohmann der jüdischen Käufer gedient, was der jedoch laut Haaretz dementiert. „Falls jemand mit einem Dokument belegen kann, dass ich auch nur einen Quadratzentimeter an Siedler verkauft habe, gehe ich freiwillig nach Ramallah, um mich einem Hinrichtungskommando zu stellen.“

Laut Gesetz der Autonomiebehörde steht auf den Verkauf von Land an Juden die Todesstrafe. In der Vergangenheit sind deswegen mehrere Palästinenser auch ohne Gerichtsprozess ermordet worden.

Die Besitzverhältnisse in Silwan sind kompliziert. Die meisten Häuser sind ohne jede Baugenehmigung nach 1967 errichtet worden. Bei Gerichtsprozessen konnten Juden ihre Besitzansprüche mit entsprechenden Grundbucheintragungen beweisen. Die palästinensischen Bewohner entrichteten weder Stadtsteuern, noch zahlten sie Strom- oder Wasserrechnungen, sodass sie dem Richter keinerlei Papiere auf ihren Namen zeigen konnten. Bei allem Bemühen, Hinweise für Wohnrechte der Palästinenser zu entdecken, bleibt dem Richter keine Wahl und muss den arabischen Bewohnern einen Räumungsbefehl erteilen. (PS. Ich habe das so bei einem Prozess um ein Haus in Silwan selber miterlebt. Die Palästinenser besorgten sich Strom und Wasser „von der Straße“ durch illegale Anschlüsse.)

Silwan ist ein ursprünglich von jemenitischen Juden um 1880 gegründetes Dorf an einem Abhang nahe der Altstadt Jerusalems. Bei Ausgrabungen seit 1920 wurden auf dem Abhang die ältesten Spuren Jerusalems gefunden, darunter Befestigungen der kanaanäischen Jebusiter, durch die König David laut biblischem Bericht in die Stadt eindringen und sie erobern konnte. Vor einigen Jahren wurde ein riesiges öffentliches Gebäude freigelegt, das als „Palast Davids“ interpretiert worden ist. 1911 hat der jüdische Mäzen Baron Rothschild Teile des Hügels aufgekauft, um wilden Bau arabischer Wohnhäuser zu verhindern. Das Ausgrabungsgelände, die „City of David“, ist zu einer der populärsten Attraktion Jerusalems für jüdische und christliche Touristen geworden, während Moslems bestreiten, dass Jerusalem und der salomonische Tempel in biblischer Zeit existiert hätten. Palästinenser und linksgerichtete Israelis führen einen erbitterten Kampf gegen die Ausgrabungen, weil sie als Versuch rechtsgerichteter Israelis gelten, mit Ausgrabungen politische Ansprüche auf Jerusalem zu rechtfertigen.

 

 

 

 


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