ULRICH W. SAHM – „Orange“ gegen Israel

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1024px-Orange_logo.svg[1]Jerusalem, 4. Juni 2015 – „Wenn ich könnte, würde ich morgen alle Geschäftsbeziehungen mit Israel abbrechen.“ Das sagte Stephane Richard, Geschäftsführer der französischen Telekommunikationsfirma „Orange“ bei einer Pressekonferenz in Kairo. Als Grund für die überraschende Äußerung nannte er die Siedlungspolitik und Israels Behandlung von Palästinensern.

„Richard oder die französische Gesellschaft Orange hat uns nie angesprochen“, sagte am Morgen im Rundfunk der scheidende Direktor der israelischen Firma Orange, Chaim Romano. Derweil reagieren israelische Politiker empört über Richards Ankündigung. Dieser Boykott Israels sei gleichzusetzen mit Antisemitismus. Uriel Lynn, Leiter der israelischen Handelskammer, bezeichnete die „überhebliche Äußerung“ von Richard als „Chutzpe“, die zudem gegen einen unterzeichneten Handelsvertrag verstoße und allein deshalb rechtlich geahndet werden sollte. Lynn sagte zudem, dass der Boykott israelischer Waren aus den besetzten Gebieten in erster Linie den Palästinensern schade, die dort als Arbeitnehmer angestellt seien.

Inzwischen stellt sich heraus, dass der Franzose Richard offenbar einen Alleingang gemacht hat, ohne die geschäftlichen Verbindungen zu Israel geprüft zu haben.

In Wirklichkeit heißt die israelische Firma Partner Communications Ltd.. Sie benutzt lediglich das Logo von „Orange“ und Vorgaben für die Kundenbeziehungen sowie für das Geschäftsgebaren. Der Vertrag sei schon 1998 unterschrieben worden sei, als Orange noch britisch war und der in Hong Kong registrierten Hutchison Group gehörte, ehe die Firma von der französischen Telecom übernommen worden war.

Chaim Romano: „Die Franzosen haben keinerlei Mitspracherecht bei Partner. Sie können uns keine Vorschriften machen. Die Erklärung von Richard ist einfach nur geschäftsschädigend.“ In Israel hat Partner etwa 3 Millionen Kunden und ist so eine der ganz großen Mobilfunkbetreiber. Für die Verwendung des Markenzeichens von Orange zahle Partner „Hunderte Millionen“. Romano drohte Richard persönlich und seiner Gesellschaft mit rechtlichen und „anderen“ Schritten. „Die könnten uns die seit Jahren gezählten Lizenzgebühren für das Logo erstatten, und dann wäre diese Geschäftsbeziehung aufgelöst“, sagte Romano.

Der eigentliche Besitzer von Partner ist der amerikanisch-israelische Geschäftsmann Chaim Saban: „Ich bin stolz die Kontrolle bei Partner zu besitzen, eine israelische Firma, die lediglich das Orange-Markenzeichen geleast hat. Die Drohungen werden mich nicht abschrecken und ich werde weiter für Israel aktiv bleiben und den globalen Kampf für eine Unterstützung Israels unterstützen.“

In Medienberichten heißt es, dass die französische Regierung 25% der Anteile von Partner hält und unter Druck gesetzt wird, diese Kontakte mit Israel zu kappen, weil Partner auch im besetzten Westjordanland (palästinensische) Kunden hat und dort Sendeantennen aufgestellt hat. Selbstverständlich hat die Gesellschaft auch Kontakte zum Militär, wobei französische Aktivisten der Telekommunikationsfirma vorwerfen, eine Rolle beim letzten Gaza Krieg gespielt zu haben.

In Frankreich wird schon laut Medienberichten eine Klage gegen Richard eingeleitet, weil die französischen Gesetze eine Diskriminierung aus „nationalen“ Gründen verbieten. Bei einer öffentlichen Präsentation in Paris vor einem Jahr seien die weltweiten Geschäftsverbindungen gezeigt worden. Nur Israel fehlte. Der Chef von Orange in Frankreich entschuldigte sich dafür. Das sei ein „Versehen“ gewesen. Doch ein israelischer Korrespondent in Paris erklärte, dass die Firma Orange sich schon öfters mit anti-israelischen Aktivitäten hervorgetan habe.

Die BDS-Bewegung, die weltweit zum Boykott jeglicher israelischer Waren aufruft und nicht nur aus den „illegalen Siedlungen“, wird von Israels Regierungsspitze inzwischen als „strategische Gefahr“ gesehen. Mehrere Minister sind vom Regierungschef Benjamin Netanjahu angewiesen worden, die Boykottbewegung mit allen Mitteln zu bekämpfen und den Schaden für Israels Ansehen und Wirtschaft abzuwenden.

Dieser Tage findet in Israel eine international beachtete Ausstellung zu militärischen Neuerungen statt. Aus aller Welt seien Delegationen gekommen, um die ausgestellten technologischen Erfindungen zu prüfen. Allein Firmen aus Großbritannien und Frankreich hätten die Präsentation boykottiert, „um sich mit Israel nicht zu identifizieren“.


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