ULRICH W. SAHM – Wenn deutschen Bürokraten die Atombombe auf den Kopf fällt

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Jerusalem, 22. Juni 2015 – Deutsche Lebensversicherungen sind nicht nur gründlich, sondern müssen alle Eventualitäten vorhersehen, um sich selber abzusichern und ihre Kunden zu beruhigen.

Eine sehr angesehene deutsche Lebensversicherung hat in ihren Vertrag folgenden Passus aufgenommen:

ABombe

Hier stellen sich natürlich Fragen, die auch die Versicherung nach einer Anfrage nicht so recht beantworten konnte.

Gibt es neben „vorsätzlich eingesetzten Atomwaffen“ auch „nicht-vorsätzlich“ eingesetzte Atomwaffen? Angenommen der Iran wirft eine Atombombe über Tel Aviv ab, und dort sitzt ein Versicherter. Wer könnte entscheiden, ob das vorsätzlich oder rein versehentlich geschieht?

Schlimmer noch: Angenommen die Russen werfen eine Bombe über Deutschland ab und treffen das Hauptgebäude der Versicherung? Wer entscheidet, ob das reiner Zufall ist?

Eine ganz schwierige Frage ist, ob das „Freisetzen“ darauf gerichtet ist, das Leben vieler Personen zu gefährden. Diese Frage können wohl nur typisch deutsche Bürokraten zwischen zwei Tassen Tee beantworten.

Beruhigend ist immerhin, dass die Versicherung innerhalb von sechs Monaten einen „unabhängigen Gutachter“ schicken will, um zu erkunden, ob es sich um ein „räumlich und zeitlich“ begrenztes Ereignis handelt. Es ist ihm zu wünschen, dass er einen guten Atom-Schutz-Anzug mitbringt, falls er entsprechend unserem Beispiel nach Tel Aviv fliegt. Sollte er jedoch nach Moskau oder Teheran fliegen, dürfte er wohl kaum herauszufinden, ob es sich um ein „räumlich und zeitlich“ begrenztes Ereignis handelt, ob es „vorsätzlich“ freigesetzt worden ist und ob das Freisetzen darauf gerichtet waren, „das Leben vieler Menschen zu gefährden“.

Man kann wohl davon ausgehen, dass das „Freisetzen“ einer Atombombe das Leben vieler Menschen nicht nur „gefährdet“, sondern auslöscht. Da eine solche Absicht in Deutschland politisch nicht korrekt ist, muss man den Beamten nachsehen, sich dieses nicht vorstellen zu können.

Wohl nur deutsche Beamtenhirne können sich Gedanken machen, ob nach einem Atomschlag nur 1.000 Menschen sterben oder innerhalb der nächsten 5 Jahre sterben könnten oder eben „dauerhaft schwere gesundheitliche Beeinträchtigung erleiden werden“.

Aber wie gesagt: Ein unabhängiger Gutachter wird kommen, alles genau prüfen, um dann in bestem Behördendeutsch der Versicherung ihre Erkenntnisse mitzuteilen. Es bleibt nur zu hoffen, dass dem Gutachter keine weitere Atombombe auf den Kopf fällt.

Eine Anfrage ergab, dass die Versicherung auf jeden Fall zahlen werde. Denn das Geld liege ja nicht in ihrem Hauptquartier. Es würde von anderen Versicherern ausgezahlt werden, die in anderen deutschen Städten ihre Amtssitze haben.

Welch Glück, dass deutsche Beamte infolge einer Atombombe auf Deutschland noch keinen Weltuntergang vorhersehen, sondern nur ein lokal begrenztes und nicht „vorsätzliches“ Ereignis.

 

 


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