ULRICH W. SAHM – Künstlicher Skandal um UNO-Report

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Ulrich W. Sahm

Ulrich W. Sahm

Jerusalem, 24. Juni 2015 – Die israelische Zeitung Jedijot Achronot hat einen künstlichen Skandal zum Report des UNO-Menschenrechtsrates zu vermeintlichen Kriegsverbrechen von Israel und „bewaffneten palästinensischen Gruppen“ im Gazastreifen im Sommer 2014 erzeugt.

Auf der Homepage des UNHCR, dem UNO-Menschenrechtsrat, kann man neben dem 277 Seiten langen Originalreport in englischer Sprache auch drei „Pressemitteilungen“ herunterladen. Auf Englisch, Hebräisch und Arabisch sind da jeweils auf zwei Seiten die wichtigsten „Entdeckungen“ aus dem Report wiedergegeben.

Anstatt den Report im Originalwortlaut zu prüfen, hatte sich die israelische Zeitung offensichtlich allein die kurzen Pressemitteilungen angeschaut. Dabei fiel auf, dass allein in der Hebräischen Version einige Sätze zu außergerichtlichen Hinrichtungen von Palästinensern, vermeintlichen Kollaborateuren mit Israel, durch die Hamas standen. Sie fehlten in der englischen und arabischen Mitteilung. Die Zeitung erkannte darin eine „Einseitigkeit“ der UNO-Kommission.

Jedijot wandte sich an UNHCR wegen dieser „Unstimmigkeiten“. Die Kommission bedankte sich dafür, auf die Unterschiede in den Pressemitteilungen aufmerksam gemacht worden zu sein. Angeblich sei da beim Kürzen der Texte ein Fehler unterlaufen. Anstatt die Passage über die Exekutionen nun dem englischen und arabischen Text einzufügen, wurde die Passage aus der hebräischen Ausgabe gestrichen.

Im Originalreport befindet sich ein umfangreiches Kapitel zu den Hinrichtungen durch die Hamas. Derartige Exekutionen seien zusammen mit Folter ein Verstoß gegen die Genfer Konventionen und „kommen einem Kriegsverbrechen gleich“. In seinen Schlussforderungen fordert UNHCR, die Verantwortlichen der Hamas für die Liquidierungen ohne Prozess und Gerichtsurteil zur Verantwortung zu ziehen.

Ausländische Medien hatten unter Berufung auf das Nachrichtenportal Ynet diesen „Skandal“ aufgegriffen, offenbar ohne den Originalreport geprüft zu haben.

 

 


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