ULRICH W. SAHM – Verletzte bei Gayparade in Jerusalem

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Ulrich W. Sahm

Ulrich W. Sahm

Jerusalem, 30. Juli 2015  – Bei der 13. Gay-Parade in Jerusalem ist ein unbekannter Täter auf die homosexuellen Teilnehmer der bunten Parade losgegangen und hat mit einem Messer mindestens vier Menschen verletzt.

Insgesamt wurden 6  Menschen von einem inzwischen verhafteten Mann in der Kleidung ultraorthodoxer Juden niedergestochen. Eines der Opfer befinde sich in Lebensgefahr. Es handelt sich um eine Frau, die einen Stich in die Lunge erhalten hatte.

Die Stecherei fand in der Keren Hajessod Straße vor dem Dan Panorama Hotel.

Entlang der Route gab es massive Polizei-Präsenz. Aber Mitglieder der Parade sagten, dass es keine Sicherheitskontrollen und keine Metalldetektoren gab, wie sonst bei Massenveranstaltungen in Israel.

Israelische Medien berichten, dass „zufällig“ der Messerstecher von 2005 am Morgen des  heutigen Donnerstag aus dem Gefängnis entlassen worden sei.

Gemäß noch unbestätigten Gerüchten soll der gleiche Mann den Anschlag heute auf Teilnehmer der Parade verübt haben.

Mit einem gewaltigen Polizeiaufgebot soll die Gay-Parade weitergehen, trotz der Widerstände religiöser Kreise. Das letzte Mal hatte 2005 ein ultraorthodoxer Jude auf die Teilnehmer eingestochen.

ERGÄNZUNG:

Inzwischen steht fest, dass der ultraorthodoxe Ischai Schlissel, der erst kürzlich ohne Begnadigung oder Haftverkürzung seine zehnjährige Haftzeit wegen seinem Anschlag auf die Gay-Parade in Jerusalem vor 10 Jahren abgesessen hätte, auch diesmal der mutmassliche Täter war. Sechs Menschen wurden durch die Messerstiche verletzt. Eine 30 Jahre alte Frau schwebt in Lebensgefahr und wird im Schaarei Zedek Hospital operiert.

Der Täter wurde innerhalb von Sekunden von Geheimdienstpolizisten überwältigt, noch mit dem langen Kommandomesser in der Hand. In Fernsehaufnahmen vom Tatort war zu sehen, wie der bärtige orthodoxe Jude am Boden liegt, während ein Polizist über ihm das Messer in der Hand hält.

Inzwischen stellt sich heraus, dass Schlissel in einem Supermarkt neben der Hauptstraße, durch die die Parade führte, lange Zeit gewartet habe. Erst als ein Teil der Homosexuellen und deren Sympathisanten vorbeigezogen waren, sei er auf die Straße gesprungen und habe auf die Teilnehmer der Parade eingestochen. Weil er sich schon vor dem Anschlag zu dem Supermarkt mit angeschlossenem Straßenkaffee begeben hatte, konnte er sich unauffällig bei der Parade aufhalten, ohne die massiven Polizeiabsperrungen und Kontrollen passieren zu müssen. Dennoch werfen die Medien der Polizei ein „Versäumnis“ vor und den erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassenen Schlissel nicht beschattet zu haben.

Politiker aller Parteien, der Staatspräsident und Ministerpräsident verurteilten dieses „Hassverbrechen“ ausgerechnet bei einer Demonstration, die für Freiheit, Toleranz und Offenheit warb.

 

 

 

 


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