Jerusalem, 3. Dezember 2016 – Die Thyssenkrupp-Werft in Kiel baut für Israel U-Boote der Dolphin-Klasse. Sie gelten als hochmodern und fähig, Atomwaffen zu tragen. Sechs dieser teuersten Waffensysteme im Arsenal der israelischen Armee wurden schon ausgeliefert. Sie sollen dem mit Auslöschung bedrohten jüdischen Staat am Mittelmeer eine „Zweitschlag-Fähigkeit“ bieten. Sie dienen allein zur Abschreckung. um Teheran davon abzuhalten, das „zionistische Gebilde“ zu vernichten. Immer wird das von hohen iranischen Generalen angekündigt und mit Video-Filmchen im Internet vorgeführt.
Wegen dieser U-Boote geriet Israel bei Umfragen in den Ruf, der „gefährlichste Staat“ der Welt zu sein, schlimmer noch als Nord-Korea und Iran.
Israels „Drohung“, sich verteidigen zu wollen, wie es einst „Focus“ in einem Titel verkündet hatte, verursacht seit Jahren Angst vor einem „Flächenbrand“, in dem ansonsten ach so „friedlichen“ Nahen Osten, siehe Irak, Syrien, Libanon, Jemen, Libyen und andere Staaten zwischen Atlantik und Persischem Golf.
In jüngster Zeit geriet der Kauf dieser U-Boote in Israels Medien in ein doppeltes Zwielicht.
Interessenkonflikt?
David Shimron, Anwalt und enger Berater des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, wird verdächtigt, gleichzeitig Vertreter der Kieler Werft zu sein. Er habe im Namen Israels Verhandlungen mit den Deutschen geführt und sei gleichzeitig mit der Aufgabe betraut gewesen, für ThyssenKrupp den Verkauf der teuren Boote zu promoten. Erwartungsgemäß forderten Abgeordnete und Kritiker des seit 9 Jahren mit Mehrheit in Israel regierenden Netanjahu eine eingehende polizeiliche Untersuchung wegen Interessenkonflikts und möglicher Korruption auf Regierungsebene. Die linksgerichtete Zeitung Haaretz jubelte schon, dass die deutschen U-Boote den so ungeliebten Ministerpräsidenten „versenken“ könnten. Der Premierminister behauptet: „Es ist nichts, es war nichts und es wird nichts sein.“
Verdient Iran am Geschäft mit Israel?
Jetzt hat Yossi Yehushua, Reporter der meistverbreiteten Zeitung Israels, Jedijot Achronot, aus „offenen Quellen“ herausgefunden, dass Iran 4,5% Anteile an der Werft besitze und an den Geschäften mit Israel kräftig mitverdiene. Noch vor 10 Jahren sei der Iran an der Thyssen-Werft, die auch Korvetten zum Schutz von Israels Ölplattformen im Mittelmeer baut, mit 18,4% beteiligt gewesen. Teheran habe dank dieser Beteiligung inzwischen fast 2 Milliarden US-Dollar an Dividenden verdient. Die regierungseigene iranische Investmentgesellschaft IFIC habe Anteile in 22 Ländern auf 5 Kontinenten und 1,5 Milliarden Dollar in 57 internationalen Konsortien, überwiegend in Europa, darunter bei British Petroleum (BP) und Adidas.
Während iranische Sprecher und die deutsche Firma die Angaben bestätigten, zeigten sich Israels Verteidigungsministerium und das Ministerpräsidentenamt als „unwissend“. Bekanntlich meidet Israel jegliche Geschäftsbeziehungen mit dem iranischen Regime. Unklar sei, ob die iranischen Teilhaber an der Werft Zugang zu den Geheimnissen der Entwürfe dieser für Israel gebauten Schiffe haben.
Der Journalist wirft nun dem Verteidigungsministerium in Tel Aviv vor, nicht ordentlich recherchiert zu haben. „Die hätten einfach mal googeln können, wie ich es getan habe“, sagte er im Rundfunk.
Wegen des Wochenendes ist noch unklar, ob und welche innenpolitische Folgen diese am Freitag als große Schlagzeile veröffentlichte Meldung des Massenblattes haben wird.
- http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4887566,00.html
- http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4887501,00.html
- http://www.haaretz.com/israel-news/LIVE-1.753695
Sacha Stawski
http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4888054,00.html