Jerusalem, 6. Dezember 2016 – Itai Sleit, ein bislang unbekannter Künstler, wollte die “Grenzen der freien Meinungsäußerung” in Israel testen und stellte unbemerkt, mitten in der Nacht, eine 4 m hohe vergoldete Statue von Premierminister Benjamin Netanjahu auf den zentralen Rabin-Platz vor der Stadtverwaltung von Tel Aviv. Der Künstler hat die Statue nach eigenen Angaben aus Holz und Polymeren gebastelt.
Die Statue wirkt wie die Selbstverherrlichung übelster Diktatoren in der Welt und löste prompt heftige Diskussionen aus, ob das legitime Kunst sei. Andere fragten besorgt, wie jemand an derart zentraler Stelle eine „tickende Bombe“ errichten konnte.
Die Stadtverwaltung sah in dem Kunstwerk ein „öffentliches Ärgernis“ und forderte per Zettel am Sockel dessen umgehende Entfernung.
In den Mittagsstunden wollte der Künstler die Statue gerade demontieren und abtransportieren lassen, als ein wutentbrannter Aktivist der linksgerichteten „Frieden Jetzt“ Organisation den goldenen Premierminister von seinem Sockel stürzte und am Boden zerschellen ließ. Er äußerte sich „gegen die Verherrlichung des Premierministers“. Zuvor lockte das Monument viele Neugierige an, die Selfis von sich mit der Statue machten und diskutierten. Jael Dayan, die linksgerichtete frühere Stadtabgeordnete und Tochte des Generals Mosche Dayan, kritisierte die Aufstellung eines „Goldenes Kalbes“ mitten auf dem Platz, der vor der Ermordung von Premierminister Jitzhak Rabin „Platz der Könige Israels“ geheißen hatte. Andere stritten, ob es sich um eine „billige Provokation“ oder um einen „zynischen Protest“ handelte.
Riki, die Lebensgefährtin des Künstlers sagte nach der Zerstörung der Figur im Rundfunk: „Jetzt spielt es keine Rolle mehr, was der Künstler Itai beabsichtigte.“
Sacha Stawski
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