Jerusalem, 22.2.2017 – Dr. Edy Cohen wurde 1972 in Beirut geboren. Er floh 1990 nach der Ermordung seines Vaters aus dem Libanon nach Frankreich, um dem eliminatorischen Judenhass der Hisbollah-Miliz zu entkommen. 1995 wanderte Cohen nach Israel ein. Da Arabisch seine Muttersprache ist und er kein Tabu gelten lässt, wurde der Orientalist Cohen unter den Forschern der Bar Ilan Universität ein Exot.
Kein Forscher wagte bisher eine kritische Würdigung der Werke des palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas, da man offiziell glaubt, mit Abbas Frieden schließen zu können. 18 arabische Werke des Abbas sind jedem zugänglich auf seiner Homepage.
Nazipropaganda in der arabischen Welt
Der bis heute nachwirkende Einfluss des Jerusalemer Muftis Hajj Amin al-Husseini ist für deutsche Historiker ein verschlossenes Buch. Cohen sichtete tausende Unterlagen der Radio-Propagandasendungen, mit denen der Mufti von Berlin aus während des 2. Weltkriegs den nationalsozialistischen Antisemitismus in die arabische Welt getragen hat. Die Propagandamaschine der Nazis nutzte jeden Dorfplatz, jedes Kaffeehaus, wo kostenfreie Radioempfänger standen, um flankiert von populärer Musik flächendeckend Hass auf Juden zu verbreiten. Dem Mufti ist zu verdanken, dass Hitlers „Mein Kampf“ bis heute in diesen Ländern ein Bestseller ist.
Angesichts der Flüchtlingswelle aus Syrien, Irak und Nordafrika wäre es dringend erforderlich, endlich wahrzunehmen, dass der nach Deutschland mitgebrachte militante Antisemitismus primär kein religiös motivierter Judenhass ist, sondern vielmehr ein Zurückschwappen der antisemitischen Ideologie, die der Mufti von 1941 bis 1945 von Berlin aus in die arabische Welt getragen hat.
Holocaustleugnung durch Präsident Abbas
Cohen übersetzte auszugsweise ins Hebräische die Bücher von Präsident Mahmoud Abbas, insbesondere dessen in Moskau verfasste Doktorarbeit.
Abbas gilt als „gemäßigter“ Politiker. Obgleich die Schriften in der Bibliothek der Jerusalemer Holocaustgedenkstätte Yad Vashem vorliegen, wagt sich dort niemand an dieses „heiße Eisen“, berichtete Cohen bei der Vorstellung seiner 100-Seiten-langen Broschüre mit dem Titel: „Die Schoah aus Sicht des Mahmoud Abbas“.
In seiner Doktorarbeit leugnet Abbas den Holocaust und behauptet, dass „bestenfalls“ zwei Millionen Juden von den Nazis umgebracht worden seien. Gaskammern habe es in Auschwitz nicht gegeben. In einem weiteren Buch schrieb Abbas über die geheime „Kooperation der Juden mit den Nazis“.
Die Deutschen hätten die Auswanderung von Juden nach Palästina ermöglicht. Abbas gibt damit den Nazis Mitschuld am jüdischen „Landraub“ in Palästina. Er macht zudem die Zionisten zu Mittätern an den Massenmorden. Sie erhofften sich so Zulauf von Juden nach Palästina. Laut Abbas habe es eigentlich keinen Holocaust an Juden gegeben. Andererseits seien die Zionisten an den schlimmsten Verbrechen der Nazis beteiligt gewesen. Mit diesem gängigen Widerspruch stellt Abbas die heutigen Israelis (Zionisten) auf eine Stufe mit den Nazis.
Der Mufti von Jerusalem
Mit keinem Wort habe Abbas die Rolle des Mufti von Jerusalem als Kollaborateur der Nazis und Antreiber des Holocaust erwähnt, schreibt Cohen. Amin el Husseini, Spross einer angesehenen Familie Palästinas, wurde vom britischen Gouverneur Herbert Samuel zum Grossmufti von Jerusalem ernannt. Bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs provozierte Husseini schwere Pogrome gegen Juden in Jerusalem und anderswo. 1939 floh Husseini nach Irak und löste dort im Juni 1941 das Farhud–Pogrom aus. Das war das Ende jüdischer Präsenz in Irak nach 3.000 Jahren. Nach einem gescheiterten Umsturzversuch gegen die Briten setzte sich der Mufti nach Berlin ab. Drei Wochen nach seiner Ankunft am 5. November 1941 empfing ihn Adolf Hitler. Die Nazis beauftragten ihn mit Propagandasendungen auf Arabisch, stellten ihm ein Büro und ein Gehalt in Höhe Zehntausender Dollar zur Verfügung, bezahlt vom Auswärtigen Amt. Seine rechte Hand war Hassan Salameh, Vater von Ali Salameh, der 1972 am Massaker an israelischen Athleten bei den olympischen Spielen in München beteiligt war.
Mit „Radio Berlin auf Arabisch“ wurde die Nazi-Ideologie des Judenmordes in die arabische Welt getragen. In seinen Memoiren behauptete der Mufti, nationalistische Ziele befolgt zu haben. Er habe die „Nationale Heimstätte“ für Juden in Palästina verhindern wollen.
Am 2. November 1943, dem Jahrestag der britischen Balfour-Deklaration, hetzte er in Berlin selbst vor Tausenden muslimischen Immigranten: „Die Deutschen wissen, wie man sich der Juden entledigt…Sie begannen mit der Endlösung des Judenproblems.“ Die Wortwahl war kein Zufall. Der Mufti wusste seit Sommer 1943 von der geplanten „Endlösung“. Er besuchte zusammen mit Heinrich Himmler das Vernichtungslager Auschwitz in Polen. „Mit eigenen Augen konnte sich der Mufti überzeugen, wie einfach es war, Hunderte Menschen in Gaskammern zu ermorden“, erzählte Cohen bei der Buchvorstellung in Jerusalem. Der ehemalige britische Polizist und spätere (israelische) Forscher Haviv Canaan habe von Husseinis Gefolgsleuten bei der britischen Polizei im Mandatsgebiet gehört, dass Husseini nach einem Sieg von Generalfeldmarschall Erwin Rommel an der Spitze der arabischen Legion in Jerusalem einmarschieren wollte, um im Dotan-Tal nördlich von Nablus im Westjordanland, Gaskammern zu errichten, wie er sie in Auschwitz gesehen hatte. Dort sollten die Juden Palästinas und aus allen arabischen Ländern, darunter Irak, Ägypten, Jemen und Syrien ermordet werden. Canaan veröffentlichte seine Entdeckungen in der Zeitung Haaretz am 2. März 1970.
Trotz Rommels Niederlage in El Alamein in Ägypten plante er eine Invasion der Wehrmacht in Palästina, um die Viertel-Million Juden von Tel Aviv zu ermorden und so einen Dschihad (Heiliger Krieg) gegen die Briten auszulösen. Diese Pläne seien mit Himmler und Hermann Göring abgesprochen und viel Geld finanziert gewesen.
Im Standardwerk „Das Amt und die Vergangenheit“ über „Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik“ von Eckart Conze, Mosche Zimmermann und anderen wird der Mufti nicht einmal erwähnt. Cohen gab in seinem Buch jedoch zwei Briefe des Mufti an Außenminister von Ribbentrop wider. Darin forderte der Mufti den deutschen Außenminister auf, die Verschickung von Tausenden jüdischen Kindern vom Balkan und aus Rumänien nach Palästina zu verhindern. Das widerspräche arabischen Interessen. „Die Juden wollen einen eigenen Staat in Palästina errichten, um von dort die ganze Welt zu beherrschen“, schrieb Husseini. Die Kinder und ihre erwachsenen Begleiter sollten lieber nach Polen gebracht werden, wo sie „unter besserer Aufsicht stünden“. Der Mufti bestätigte in seinen Memoiren, diese Briefe , dementierte aber jede Mitschuld am Tod dieser Kinder.
Der Schoß ist fruchtbar noch
Islamisten rufen zwar bei Anschlägen „Allahu Akbar“ und berufen sich auf einschlägige Verse aus dem Koran. Die hetzerischen Karikaturen in arabischen Publikationen folgen nach wie vor dem Vorbild des „Stürmer“. Wenn heute in Deutschland bei Anti-Israel Demonstrationen „Hamas, Hamas, Juden ins Gas! “ gebrüllt wird, handelt es sich um ein Erbe der Nazis.
Eine Übertragung der Werke Cohens ins Deutsche und eine solide wissenschaftliche Aufarbeitung der Ursachen und Hintergründe des Antisemitismus in der arabischen Welt, samt einer deutschen Übersetzung der Bücher von Machmud Abbas wäre angesichts der seit Jahren virulenten Re-Migration der mörderischen nationalsozialistischen Ideologie innerhalb muslimischer Communities dringend notwendig.
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