Einseitigkeit und Fotojournalismus

Originalquelle: HonestReporting
dankenswerterweise aus dem Englischen übersetzt von Daniela Marcus

 

Zeigen Nachrichtenbilder und Filme das gesamte Bild?

Ein Bild kann ein Ereignis eindringlicher darstellen als ein Text. Oft benutzen Medien Fotografien und Filme, die Details, Zusammenhänge oder Einblicke in eine Begleitstory vermitteln. Diese Nachrichtenbilder und Filme sind eines der wichtigsten Werkzeuge, die Medien benutzen.

Genauso jedoch wie Nachrichtenbilder und Filme in bedeutendem Maße helfen können, über ein Ereignis zu berichten, können sie Leser und Zuschauer auch in die Irre führen und die wahren Fakten eines Ereignisses unterminieren. Manchmal wird dies absichtlich getan. In anderen Fällen ist es das Ergebnis schlampiger Redaktionsarbeit. Unabhängig von den Ursachen ist Einseitigkeit bei Bildmaterial eine sehr gefährliche Sache, insbesondere dann, wenn der Nahe Osten betroffen ist.

1. Inszenierung von Nachrichtenbildern und Filmen

Am schlimmsten ist es, wenn Nachrichtenbilder oder Filme absichtlich inszeniert werden, um eine Handlung zu schaffen, die sich in Wirklichkeit nicht zugetragen hat. Da sie eine Handlung sehen, nehmen Leser und Zuschauer an, dass diese auch wirklich so geschehen ist wie sie das Bild zeigt. Und doch gibt es zahlreiche Beispiele, die aufzeigen, wie Fotografen Geschichten schaffen, die einfach nicht der Wahrheit entsprechen.

Einer der bedeutendsten Fälle, der gefälschtes Bildmaterial beinhaltete, war eine Nachricht über ein „Massaker“ am Strand von Gaza. Als die Nachricht verkündet wurde, am Strand von Gaza seien sieben Palästinenser getötet worden, zeigte das palästinensische Fernsehen Szenen, die darstellten, wie israelische Marineschiffe den Strand bombardierten. In die Szenen waren Bilder von den Opfern am Strand eingestreut. Überall in der Welt wurde diese Story gezeigt, basierend auf diesem palästinensischen Filmmaterial. Das Problem war allerdings, dass der Film, der die bombenden Marineschiffe zeigte, Archivmaterial war und nicht zur Zeit des Strandvorfalls aufgenommen worden war. Mit anderen Worten: Der Film war gefälscht. Eine anschließende Untersuchung deutete auf eine palästinensische Mine -und nicht auf die israelische Marine- als die wahrscheinlichste Ursache für die Explosion. Sehen Sie hier den englischsprachigen Bericht von HonestReporting über diesen Vorfall. Unter diesem Link ist auch das palästinensische Filmmaterial zu sehen.

In einem Bilder-Essay der New York Times vom 27. Juli 2006 wird dieser „tote“ Zivilist aus den Trümmern gezogen. Doch nur kurz zuvor hatte man diesen Mann auf anderen Bildern über denselben Schutt klettern sehen. Und auf dem Bild, das ihn „tot“ zeigt, ist Schweißbildung auf seinem Körper zu erkennen. Die New York Times war daraufhin gezwungen, eine „Korrektur“ zu veröffentlichen. Der Fotograf sagte, das Problem sei die Bildunterschrift gewesen. Diese hätte sagen sollen, dass der Mann nicht getötet sondern verletzt worden sei und dass er sich nicht während eines israelischen Angriffs sondern während einer Rettungsaktion verletzt hatte. Doch selbst diese Korrektur erscheint schwach in ihrer Aussage, da der Mann im Bild auf verschiedenen anderen Fotos ohne irgendwelche Schrammen zu sehen ist.

Ein weiteres Foto, das offensichtlich inszeniert wurde, ist das nebenstehende, das einen Krankenwagen zeigt, der angeblich durch einen israelischen Angriff beschädigt wurde. Das Bild wurde zur Schlagzeile und wurde in Medien rund um die Welt gezeigt. Nachdem das Bild jedoch analysiert worden war, stellte eine Reihe von Experten seine Richtigkeit in Frage. Es wäre für eine israelische Luft-Boden-Rakete sehr schwer gewesen, genau die Mitte des Krankenwagens zu treffen -wo ein Lüftungsloch zu sein scheint-, ohne größeren Schaden anzurichten. Doch nachdem das Bild einmal im Umlauf war, war es für Leser und Zuschauer leichter, Anschuldigungen, nach denen Israel Zivilistenfahrzeuge angreift, zu glauben. Hier ist der vollständige Bericht von HonestReporting in englischer Sprache zu lesen.

Eines der schlimmsten Beispiele für die Inszenierung von Nachrichten wurde von der englischsprachigen Website “The Second Draft ” (Der zweite Entwurf) dokumentiert. Diese Website benutzt unbearbeitete Filmaufnahmen, um akribisch zu demonstrieren, wie Mohammed Al Dura, der 14jährige Junge, der angeblich von israelischen Schützen getötet wurde, in Wirklichkeit nicht auf diese Weise sterben konnte. Die Website zeigt zahlreiche Beispiele von Kameramännern, die Filmshows inszenieren, die einem Hollywood-Film weitaus ähnlicher sind als einer Dokumentation. Wir ermutigen unsere Leser, auf diese Website von “The Second Draft ” zu gehen und selbst zu urteilen, ob die Filmberichte, die überall in der Welt ausgestrahlt wurden, echt oder inszeniert sind.

2. Manipulieren von Nachrichtenbildern

Einige Fotografen haben ihre eigene Feindseligkeit gegenüber Israel benutzt, um Bilder zu fälschen. Der Blog von Charles Johnson auf der englischsprachigen Website „Little Green Footballs “ enthüllte, dass dieses Reuters-Bild einen „eklatanten Beweis für Manipulation zeigt. Beachten Sie die sich wiederholenden Muster des Rauches; dies ist mit nahezu 100%iger Sicherheit durch ‚Klonen’ geschehen, um dem Bild mehr Rauch hinzuzufügen.“

Reuters gab infolgedessen zu, dass das Bild gefälscht worden war und kündigte dem Fotografen Adnan Hajj, dessen weitere Bilder ebenfalls untersucht wurden.

Paul Holmes, leitender Redakteur von Reuters, gab folgende Erklärung ab: „Am Samstag veröffentlichten wir 2.000 Bilder. Es (das Beirut-Bild) wurde an einem sehr arbeitsreichen Tag von einer eher untergeordneten Stelle verarbeitet – etwas, das wir uns unter idealen Umständen nicht wünschen.“ Er sagte, dieser Fehler sei das Ergebnis „menschlichen Versagens“ gewesen und keine bösartige Absicht. Trotz des Mangels an bösartiger Absicht war der Schaden jedoch bereits entstanden.

Die Untersuchung, die infolgedessen vorgenommen wurde, zeigte, dass andere Bilder von Hajj ebenfalls gefälscht worden waren. Hierzu gehörte auch eines, auf dem ein israelischer Kampfjet, der eine Verteidigungswaffe abgefeuert hatte, aussieht, als habe er eine Reihe von Luft-Boden-Raketen abgeschossen. (Reuters gab auch hier zu, dass das Bild gefälscht worden war.)

Hajj war als freier Mitarbeiter eingestellt worden. Und doch war es möglich, dass seine Bilder die Kontrolle des Mitarbeiterstabs von Reuters passieren konnten und dass seine Fälschungen erst nach einiger Zeit entdeckt wurden.

Mehr über gefälschte Bilder können Sie auf Englisch bei HonestReporting nachlesen.

3. Verzerrung von Fakten

Dieses Bild von Associated Press wurde in der New York Times vom 30. September 2000 mit der Bildunterschrift „Ein israelischer Polizist und ein Palästinenser auf dem Tempelberg“ veröffentlicht. Schauen Sie sich das Bild näher an – im Hintergrund sieht man Autos, eine Tankstelle und einen hebräischen Schriftzug. Nichts von diesen Dingen würde man auf dem Tempelberg finden. Die Identität des Opfers wurde aufgedeckt, nachdem Dr. Aaron Grossman aus Chicago seinen Sohn Tuvia erkannte und der New York Times schrieb. Hier können Sie auf Englisch die Hintergrundgeschichte zu diesem Bild lesen. Selbst wenn wir nun annehmen, dass die Bildunterschrift nur ein Versehen gewesen ist, so entstand bereits ein Schaden. Während dieses Bild eine Kontroverse hervorrief, die in einem öffentlichen Widerruf seitens der New York Times endete, so ist es doch oft genug die falsche Bildunterschrift, die in den Köpfen der Menschen hängen bleibt, und nicht die Korrektur.

4. Bilder, die nicht benutzt werden

Oftmals verursachen nicht benutzte Bilder Einseitigkeit – Bilder, die ein beschriebenes Ereignis deutlich erklärt hätten. Am 3. Januar 2004 wurden drei Palästinenser von israelischen Soldaten getötet. Dieser Vorfall wurde wie folgt von Reuters und der Associated Press dargestellt:

Reuters: „Israelische Soldaten erschossen drei Palästinenser. Einer von ihnen war ein 15jähriger Junge. Bei Protesten rund um die Stadt Nablus im Westjordanland am frühen Samstag (Ortszeit) hatten sie mit Steinen geworfen, sagten palästinensische Sanitäter und Zeugen.“

Associated Press: „Am Samstag eröffneten Truppen Feuer gegen eine große Anzahl von Steine werfenden Palästinensern, sagte ein Armeesprecher.“

Die meisten Leser werden auf Grund dieser Zeilen glauben, dass israelische Soldaten angesichts von Kindern, die kleine Steine werfen, ernsthaft überreagierten. Doch wenn die unten abgebildete Fotografie der Nachricht hinzugefügt worden wäre, hätten die Leser ein besseres Bild von dem erhalten, was an diesem Tag wirklich geschehen war: