Affine Gefühlswelten – Warum Judenfeindschaft schwer vergleichbar ist – Vorläufiges zu einer Hass-Geschichte | Literaturkritik
Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wurden in der westlichen akademischen Welt Vergleiche von Judenfeindschaft mit Feindseligkeiten gegenüber verschiedenen Minderheiten populär. Sie haben die Besonderheiten sowohl der Judenfeindschaft als auch der anderen Feindseligkeiten eher verstellt als erhellt. Praktisch hatte dies zur Folge, dass die einzelnen Phänomene unter einem Stapel banaler Allgemeinheiten verschwanden und keine wirksamen Gegenstrategien mehr entwickelt werden konnten. Auf der Ebene des Gefühlshaushalts lässt sich Judenfeindschaft aber kulturhistorisch und aktuell von anderen Gruppenfeindseligkeiten unterscheiden, vor allem von der Islam- bzw. Muslimfeindschaft und vom Orientalismus Edward Saids, die sowohl in ihrer Struktur und Genese als auch in ihrer Dimension anders funktionieren, anders entstanden sind und andere Effekte nach sich ziehen. Reflexhaft wird dagegen häufig eingewandt, dass man ja wohl noch vergleichen dürfe, so als handele es sich um ein moralisches Vergleichsverbot, das faktisch niemand erteilt hat.
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