Bernard-Henri Lévy über Claude Lanzmann: Ein Dichter und ein Held – Zum Tod von Claude Lanzmann hat der französische Philosoph Bernard-Henri Lévy eine bewegende Rede gehalten. SPIEGEL ONLINE dokumentiert. | SPIEGEL ONLINE
„Und ich habe zweimal siegreich den Acheron überquert“ – In dieser Zeile des Dichters Gérard de Nerval ist Claude Lanzmann so treffend beschrieben wie nur wenige andere. Denn wenn es einen unter den Überlebenden gab, der wirklich in die Hölle zurückgekehrt ist, dann ist es der Autor von „Shoah“. Wenn es einen Orpheus gab, der den Fluss überquert hat, um seine Eurydike in stets wechselnder Gestalt zurückzuholen, dann ist es dieser wütende und doch scheue Mann, der aus dem Staub der Krematorien jene heiligen Überreste bergen wollte, die Namen und Stimmen all derer, die die Nazis in einer einzigen Wolke aufgehen lassen wollten. Claude Lanzmann war, wie Orpheus, ein Dichter. Ein wilder Dichter, dessen Verse in Bildern von Schienen geschrieben sind, von Wäldern, die aus Schweigen bestehen und aus Namen. Wer ihn kannte, mochte, sich mit ihm überwarf, dann wieder vertrug, sah darin, dass er eben ein Dichter war, seine wahre Größe.
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