Fazit: Nach den Reden – von Esther Schapira | Jüdische Allgemeine

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4 Kommentare
  • Lorenz Von Bödefeld

    Es ist sehr unerfreulich, wie in solchen Kommentaren immer auch die Bemühungen derer geschmälert werden, die sich engagieren. Sogar die Zahl der Teilnehmer wird–man könnte meinen reflexartig–kleingeredet: Von acht- bis zehntausend sprachen manche Quellen; andere verbreiteten die Zahl fünftausend; nun also sind es ungenaue „ein paar Tausend“. Auf die Einwohnerschaft Deutschlands oder auch nur Berlins gerechnet, wäre auch das Zehnfache eine verschwindend kleine Zahl. Keine Demonstration kann jemals eine Menschenmenge repräsentativer Größe anziehen. Doch die Straße des 17. Juni war voll bis zur Yitzhak-Rabin-Straße: Wie zu erwarten fand sich ein Querschnitt der bürgerlichen Gesellschaft dort ein. Es fehlten–und auch das war zu erwarten–die Vertreter linker und muslimischer Kreise und vor allem die der Generation Y. Dies ist ein bedeutender Unterschied zur Demonstration vor 14 Jahren. Kaum ein Unter-35-Jähriger setzt sich heute mehr freiwillig für irgendetwas ein, das nicht den unmittelbarsten eigenen Interessen entspricht. Und selbst in solchen Fällen, sind die Mobilisierungsraten verschwindend. Man denke an die groß aufgezogene Demonstration gegen Homophobie im vergangenen Jahr: Weit umfangreicher beworben und mit weitaus mehr direkt Betroffenen, kamen auch dort nur „in paar Tausend“ zusammen. Es fehlt dieser neuen Generation an einem grundsätzlichen Bürgerbewußtsein.

  • Naftoli Neugebauer

    Ich denke und kann auch nicht rauslesen, dass Schapira die Anstrengungen und das Engagement der Funktionäre klein redet. Man muss aber feststellen, und das moniere ich an Schapiras Beitrag – denn nachher sollte man immer klüger sein -, dass bisher keine Lehren und Schlussfolgerungen gezogen worden sind. Man ist sich einig im Bejammern und Köpfeschütteln. Der Befund ist auch weitgehend gleichlautend und rasch aufgesagt. So. Das hat Schapira geleistet, wie viele andere auch schon. Es geht jetzt darum die strategischen Fragen zu stellen. An erster Stelle steht für mich die strategische Frage der Kommunikation und an zweiter, dicht gefolgt, die der Organisation. Und da meine ich, klaffen ungeheure Defizite. Man muss hier strukturell und innovativ Neues schaffen. Dafür braucht es Mittel und Ressourcen. Wir haben die sogenannte Zivilgesellschaft und die Entscheider verloren. Diese müssen wir wieder gewinnen und überzeugen, dass Demokratie und Menschenrechte Sinn machen und wir die Atennen sind.

  • Lorenz Von Bödefeld

    Nicht die der Funktionäre, sondern derer, die zu dieser und auch anderen Kundgebungen, Demonstrationen und Gegendemonstrationen gekommen–teils von weit her angereist–sind; die eben die von Ihnen benannte Kommunikation zumindest im eigenen Umkreis pflegen; die sich in Vereinen u.ä. engagieren. Ob das Juden oder Nicht-Juden sind, ist doch letztlich egal. In meinem Bekanntenkreis teilt es sich etwa 50/50. Woher Frau Shapira weiß, wie die Verteilung unter den Anwesenden war, erschließt sich mir nicht.

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