Kritik an aktueller Iran-Debatte – „Das Abkommen hat das iranische Nuklearprogramm quasi legalisiert“ | DLF

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3 Kommentare
  • Ruprecht Polenz

    Kermani: Die Hoffnung … war sehr groß. Das Atomabkommen mit der internationalen Gemeinschaft war das erste wirklich sichtbare Zeichen einer Reformpolitik. Das war ja gegen den Widerstand auch der Hardliner durchgesetzt, und entsprechend war die Hoffnung, wieder dazuzugehören zur Welt, Öffnung zu haben, Austausch zu haben, reisen zu können, auch wirtschaftlich Anschluss zu finden, groß. Allerdings, im letzten Jahr hat man gemerkt, wirtschaftlich geht es nicht wirklich voran. Amerika hat ja seinen Teil der Sanktionen nicht wirklich ausgesetzt. …

    Das Regime hat sich nicht wirklich geändert. Die Macht liegt ja nicht bei der Regierung, sondern beim Revolutionsführer und seinem Apparat, den Revolutionswächtern, die Entscheidungen werden dort getroffen.
    Aber was sich geändert hat, und zwar wirklich massiv, das ist die Gesellschaft….

    Die Hardliner werden Auftrieb haben. Sie haben ja immer gesagt, das funktioniert nicht, es ist kein Verlass. Man lässt die Regierung am ausgestreckten Arm verhungern. Das war damals bei der Regierung Khatami schon ähnlich…

    ich habe die letzten Tage aufmerksam die Zeitungen verfolgt. Mir ist in keiner einzigen Zeile plausibel geworden, wie sich die Sicherheit Israels erhöht, wenn Iran nach der Atombombe greift….

    Die Expansionsstrategie des Irans ist ein riesiges Problem. Sie ist verheerend für Syrien, sie ist auch schwierig für Irak, sie ist schwierig im Jemen. Nur, zu dieser Expansionspolitik gehört hinzu, dass Iran seine eigene Gegnerschaft nicht etwa mit Israel oder mit den Vereinigten Staaten hat, sondern die Konfrontation, die im Nahen Osten läuft, ist die zwischen Saudi-Arabien und Iran. Und wenn Sie sich erinnern: Wer war in Syrien, bevor die Iraner reinkamen? Es waren die Dschihadisten, die Salafisten, die von unserem Partner, Saudi-Arabien, massiv aufgerüstet worden sind. Das ist die eigentliche Konfrontation. Iran hat existenzielle Angst vor dem Ausbreiten des Dschihadismus, denn dieser ist strikt antischiitisch und bekämpft nicht nur ein schiitisches Regime, sondern Schiiten überhaupt. Und an diese Konfliktsituation müssen wir ran, wenn wir versuchen wollen, diese Region zu befrieden. Iran und Saudi-Arabien müssten versuchen, irgendwie auch durch internationale Vermittler wieder auf einen etwas friedlicheren Austausch zu kommen.
    Nur, das Gegenteil geschieht. Die amerikanische Administration stellt sich blind auf die Seite Saudi-Arabiens…

    http://www.deutschlandfunk.de/navid-kermani-die-menschen-im-iran-haben-grosse-angst-vor.694.de.html?dram:article_id=417879

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