Muslime in Hessen: Wo der Extremismus anfängt – Wie weit dürfen Helfer in Hessen bei der Arbeit mit islamistischen Jugendlichen gehen? Ein Streitgespräch. | FR

Kommentar von Honestly Concerned

Sigrid Herrmann-Marschall: "Ein befremdlicher Vorgang, so klappt das Gespräch zur Mehrheitsgesellschaft hin nicht. Thomas Mücke, ein Geschäftsführer von VPN, dem "Violence Prevention Netwo...rk"* und ich hatten uns gemeinsam mit Danijel Majic von der FR getroffen, um über seine und meine Arbeit zu sprechen. Offenes Visier. Vorbedingung von Herrn Mücke war, dass das Hessische Innenministerium das von ihm Gesagte frei gäbe. Das hatte - alles nach seiner Angabe - keine Bedenken (und wohl auch keine Grundlage für eine solche Einmischung). Dann wollte aber Herr Mücke seine eigenen Worte doch nicht mehr gedruckt sehen, ein Vorgehen, das nicht nur bei mir, sondern auch in der Redaktion für Verwunderung sorgte: Die Bedingungen waren klar und vorher vereinbart. Unter professionell mit Medien in Kontakt stehenden Personen eine übliche Sache, dass man sich gegenseitig an das gegebene Wort hält. Das haben die FR und auch ich getan. Es gibt einen "Info-Kasten" zu diesem Ablauf in der Print-Ausgabe.
Es war kein reiner Werbetext für VPN, sondern es wurde nüchtern hinterfragt. Zur Abwechslung einmal von jemandem, der die Szene gut kennt, eigene Hintergrundgespräche mit den Behörden UND Betroffenen führt und der die geschäftlichen Eigeninteressen von VPN nicht nur kennt, sondern auch hinterfragt. Der auch mal fragt, warum man die Muslimbrüder für Extremisten hält (im Gespräch eingeräumt), aber trotzdem mit Strukturen, die ihnen nahe stehen, freiwillig zusammenarbeitet (in der BAG). Herr Mücke hatte im Gespräch mein umfangreiches Detailwissen betont; dieses könne man von seinen Mitarbeitern aber nicht erwarten. Mitarbeiter, die selber nicht wissen, was sie tun?
Da die ***eigenen*** Antworten wohl dann doch nicht gefielen, machte man einen Rückzieher.
Dieser Umgang mit Kritik, im Prinzip der nachträgliche (!) Gesprächsabbruch durch Herrn Mücke, wird aber die Kritik nicht zum Verstummen bringen. Das versuchte Torpedieren der offenen Debatte schafft weder die Belege aus der Welt noch die Berichte von Lehrern, die mitteilen, dass einige (!) der VPN-Mitarbeiter eine eigene Missions-Agenda umsetzen oder dass z.B. die LIES-Aktion verharmlost wurde. Das liegt alles vor und das wird thematisiert werden, da bin ich ganz sicher.
Jeder öffentlich agierende Akteur muss sich der öffentlichen Debatte stellen. Wie will man denn mit Extremisten sprechen, ihnen gegenüber Mut aufbringen und klare Linien, wenn man das nicht einmal zur Gesellschaft, in einem offenen Gespräch, schafft? Wie will man Regeln vermitteln, wenn man selber sich nicht an Vereinbarungen hält?
http://www.fr.de/rhein-main/muslime-in-hessen-wo-der-extremismus-anfaengt-a-1313988
* Das ist der Dienstleister, die NGO, die vom Hessischen Innenministerium 2014 mit der Präventionsarbeit betraut wurde. VPN sitzt in Berlin. Begonnen hatte man mit der Arbeit mit Rechtsextremen - wo VPN durchaus Verdienste hat. Als dann Islamismus relevanter wurde, hat man seine Konzepte auf Islamismus übertragen (ganz grob - ich will VPN da auch nicht Unrecht tun). Obwohl säkularer Träger, arbeitet VPN mit Mitarbeitern, deren Einbindungen man hinterfragen kann. Zahlen zum Erfolg der Dienstleistung gibt es auch nicht. Herr Mücke konnte im Gespräch nicht einmal die Berliner Zahlen nennen - obwohl VPN dort am längsten in diesem Geschäftsfeld ist."