Vorfall-Meldung Hessen – Kassel, 19.10.2017: Antisemitische Zuschrift und Buch-Zusendung | Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus – RIAS

Einem Wissenschaftler, der sich vor fünf Jahren im Zuge der Debatte um Beschneidungen geäußert hatte, wurde am 19. Oktober ein antisemitisches Schreiben zugesendet, dem ein antisemitisches Buch beigelegt war.
In dem Schreiben wird kurz Bezug genommen auf die Äußerungen des Wissenschaftlers, der sich im Jahr 2012 im Zuge der sogenannten „Beschneidungsdebatte“ öffentlich geäußert hatte. Der Verfasser sende ihm nun „ungefragt“ ein Buch zu, aus dessen Klappentext er im folgenden umfassend zitierte. Dort werden rassistisch argumentierende antisemitische Verschwörungsmythen verbreitet. Unter anderem heißt es: „99% der Weltbevölkerung besitzen insgesamt weniger als die 1% der Superreichen. Ureinwohner*innen in Afrika, Asien, Amerika, Australien und Europa sind so fähig und gut wie Angehörige der Bankiersfamilien. Aber hunderte Millionen von ihnen wurden über tausende Jahre Opfer von Erregern von Pest, Pocken, Tuberkulose und Immunschwäche/AIDS, im Unterschied zu jüdischen Personen“. Dies läge an einer Gen-Verkürzung, die durch das jüdische Beschneidungsritual verbreitet und so Jüdinnen und Juden immunisiert würden. So habe man zahlreiche „Weltreiche“ durch Krankheiten erobern können: „Die Besitztümer der Opfer bilden heute den Reichtum, die Macht der Bankiers“. Das Schreiben schließt nach einem langen Klappentext-Zitat unvermittelt mit den Worten: „Für Antwort, Anregungen wäre ich dankbar.“
Beigelegt war dem Brief jedoch ein anderes Buch, als im Schreiben selbst behauptet. In diesem wird behauptet, u.a. jüdische Bankiers sowie Zionisten hätten hinter dem Aufstieg der Nationalsozialisten gestanden. Beide Bücher sind vom Verfasser des Schreibens selbst geschrieben und publiziert worden; sie sind beide über einen großen Versandhändler beziehbar.