Vorfall Meldung Nordrhein-Westfalen, Siegen, 28. Juli – 01. August 2017: Infusionsbeutel mit antisemitischen Vernichtungsdrohungen im Stadtgebiet ausgelegt und weitere antisemitische Sachbeschädigungen durch rechtsextreme Gruppen | Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus – RIAS
Zu einer Reihe antisemitischer Vernichtungsdrohungen sowie massiven Sachbeschädigungen kam es rund um den Christopher-Street-Day am 29.Juli in Siegen. Diese Vorfälle gingen einher mit einer Vielzahl homophober Sachbeschädigungen und Propagandaaktionen. Die Täter_innen hinterließen mehrfach Materialien der rechtsextremen Kleinstpartei „Der Dritte Weg“, an einem Tatort wurde das Kürzel „FNSI“ hinterlassen, das auf die verbotene Gruppierung „Freie Nationalisten Siegerland“ verweist.
Bereits am Freitag, den 28. Juli, wurden rund um die Martinikirche, in der anlässlich des CSDs ein Gottesdienst stattfand, mehrere Aufkleber des „Dritten Weges“ angebracht. So wurde unter anderem ein DIN A 4 großer Sticker mit der Aufschrift „Revolutionär. National. Sozialistisch“ am Gebäude des Aktiven Museums Südwestfalen angebracht. Dieses Museum befindet sich in einem ehemaligen Luftschutzbunker, der 1941 auf den Ruinen der 1938 zerstörten Synagoge errichtet wurde. Den Eingang des Museums ziert eine gusseiserne Menora.
In der Nacht vom Samstag, 29. Juli, auf Sonntag, 30. Juli, sowie in der darauffolgenden Nacht wurde das Gemeinschaftsgartenprojekt „Greenspace“ angegriffen, mehrere Fensterscheiben zerstört und ein Hakenkreuz mit Essensresten gelegt. Am Tatort wurden Papierschnipsel mit der Aufschrift „Homo-Propaganda stoppen. Gesunde Familien sind unsere Zukunft“ hinterlassen. Diese Schnipsel waren bereits am Nachmittag während der CSD-Feierlichkeiten in der Siegener Innenstadt vom Dach eines angrenzenden Einkaufszentrums geworfen worden. Ebenfalls am Sonntag wurden in der Siegener Innenstadt entlang der Kölner Straße sieben Infusionsbeutel ausgelegt bzw. an Laternenpfähle gebunden. Zwei der Infusionsflaschen trugen die Aufschrift „Judengift“, eine „Juden wegspritzen“, eine „Schwule Ladung“, und eine „Good night left side“. Außerdem waren drei der Flaschen mit Kunstblut beschmiert.
Ebenfalls am Sonntag, 30. Juli waren am Schwanenteich in Siegen-Geisweid bunte Zettel mit antisemitischem und homophobem Inhalt gefunden. Auf einem Zettel war die Aufschrift „Gaskammer“ zu lesen, darunter ein Pfeil, der auf die Hütte eines Fischereivereins zeigte. Auf weiteren Zetteln war u.a. „No Homo“ sowie die genannte Abkürzung „FNSI“ der Freien Nationalisten Siegerland zu lesen.
In der Nacht von Sonntag auf Montag kam es zu einer weiteren Sachbeschädigung beim Gemeinschaftsgarten „Greenspace“, wiederum wurde ein Hakenkreuz geschmiert.
Am Montag, den 01. August wurde schließlich am Autobahnzubringer Eiserfeld ein frisch angebrachtes Graffiti mit der Aufschrift „Volk ans Gewehr“ sowie „Besetzer raus“ entdeckt.
Ein Transparent des Dritten Weges, welches am Donnerstag von einer Brücke gehängt worden war, wurde durch die „Anarchistische Jugend“ direkt entfernt und umgestaltet auf den CSD-Feierlichkeiten in Siegen zwei Tage später präsentiert. Die Aufschrift lautete nun: „Homophobie stoppen. Bunte Familien sind die Zukunft. Der Dritte Weg stinkt“.
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