Israelische Luft- und Bodentruppen im Libanon

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Die israelischen Streitkräfte sind am Mittwoch in den Libanon einmarschiert. Israel reagierte damit auf die Entführung zweier Soldaten durch die Miliz der radikalen Schiiten-Organisation Hisbollah. Die israelische Regierung betrachte die Entführung als „Kriegsakt des Staates Libanon gegen den Staat Israel“, erklärte Ministerpräsident Olmert, der Verhandlungen mit der Hisbollah ausschloss.

„Die Ereignisse (…) sind kein terroristischer Angriff, sondern eine von einem souveränen Staat ohne jede Rechtfertigung gestartete Aktion gegen Israel“, sagte Olmert. Das Kabinett werde am Abend auf einer Krisensitzung über weitere militärische Antworten entscheiden.

6000 Reservisten mobilisiert

Die israelische Reaktion werde „sehr schmerzvoll und weit reichend“ sein, sagte Olmert. Der israelische Rundfunk meldete unterdessen, es seien schwere Kämpfe in Gang. Verteidigungsminister und Vizepremier Peretz hatte zuvor erklärt, Israel mache die libanesische Regierung direkt für die Aktionen der Hisbollah verantwortlich. „Dem Staat Israel steht es frei, alle notwendigen Mittel einzusetzen, und die Armee hat dementsprechend Weisung erhalten“, hieß es in einer Erklärung des Verteidigungsministers. 6000 Reservisten wurden mobilisiert.

Der libanesische Ministerpräsident Siniora appellierte an UNO-Generalsekretär Annan und an den Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, alles zu tun, um der israelischen „Aggression“ Einhalt zu gebieten. Siniora traf in Beirut mit dem UNO-Vertreter Pederson zusammen.

Syrien und Libanon machen Israel verantwortlich

Der syrische Vizepräsident Sharaa machte Israel für die Eskalation im Südlibanon und im Gaza-Streifen verantwortlich gemacht. „Es ist sicher, dass die Besatzung das libanesische und das palästinensische Volk provoziert“, sagte Sharaa am Rande eines Treffens mit dem iranischen Atom-Chefunterhändler und Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates Larijani in Damaskus. Larijani erwiderte, der Widerstand sei „notwendig in einem Moment, da die zionistische Einheit Angriffe ausführt und Massaker am palästinensischen Volk verübt“. Der stellvertretende US-Außenminister Welch sprach bei einem Besuch in Kairo von einer sehr gefährlichen Eskalation. Damit seien alle Bemühungen gefährdet, den Nahost-Konflikt einer friedlichen Lösung zuzuführen. Die französische Regierung rief alle am Konflikt beteiligten Parteien zur Zurückhaltung auf.

Die pro-iranische Hisbollah, die die Freilassung von Gefangenen aus israelischer Haft fordert, habe ihre Bereitschaft zu Verhandlungen mit Israel erklärt, sagte ein libanesischer Regierungsvertreter am Mittwoch. Anfang 2004 hatte Israel unter deutscher Vermittlung mehr als 420 arabische Häftlinge freigelassen. Im Gegenzug ließ die Hisbollah damals den israelischen Geschäftsmann Elhanan Tennenbaum frei und überstellte die Leichen dreier Soldaten, die vier Jahre zuvor bei einem Angriff an der libanesischen Grenze getötet worden waren. Der Reserve-Oberst Tennenbaum soll militärische Geheimnisse an die Libanesen verkauft haben. Auch war er in Israel verdächtigt worden, seine Entführung durch die Schiitenmiliz vorgetäuscht zu haben.

Operationen im Gaza-Streifen auch intensiviert

In der Nacht zum Mittwoch hatte die israelische Armee unterdessen ihre Operationen zur Befreiung des Soldaten Gilad Shalit im Gazastreifen ausgeweitet. Bodentruppen rückten erstmals seit dem Abzug wieder in das Zentrum des Gazastreifens vor. Bei einem weiteren israelischen Luftangriff im Gaza-Streifen sind am Mittwoch nach Krankenhausangaben mindestens drei militante Palästinenser getötet worden.

Ende Juni war im palästinensischen Gaza-Streifen der 19-jährige israelische Soldat Gilad Shalit verschleppt worden. Zu seiner Entführung hatten sich drei militante Palästinensergruppen bekannt, unter ihnen der militärische Arm der regierenden Hamas, „Brigaden Ezzedin al-Kassam“. Die israelische Armee startete daraufhin eine Offensive in den Gaza-Streifen.

Bei Luftangriffen auf ein Wohngebiet im Norden Gazas Mittwoch in der Nacht kamen mindestens sechs Palästinenser ums Leben. Der oberste Militärchef der radikalen palästinensischen Hamas-Bewegung, Mohammed Deif, soll verletzt worden sein.Der militärische Hamas-Flügel dementierte jedoch, dass Deif verwundet wurde. Deif wird von Israel als Planer zahlreicher blutiger Terroranschläge angesehen. Drei Versuche der israelischen Sicherheitskräfte, ihn „gezielt zu töten“, waren bisher fehlgeschlagen.


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