IRAN: Studentenproteste angekündigt

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Studentenproteste angekündigt

 

 

Am Tag des Studenten protestieren iranische Akademiker und Aktivisten traditionell für Demokratie und Freiheit. Die Proteste gehen auf den 7.12.1953. Damals protestierten Studenten der Teheraner Universität gegen die erneute Machtübernahme des Schahs. Inzwischen finden Demonstrationen am 6. Dezember statt. Die Demonstranten berufen sich auf eine Tradition der studentischen Proteste für Demokratie.

In der folgenden Erklärung sprechen die Studenten von einer zweiten „Säuberung der Universitäten“, die in diesen Tagen stattfindet. Im Jahre 1981 fand im Namen der „islamischen Kulturrevolution“ die erste Runde der „Säuberungen“ statt. Damals wurden alle nicht islamistischen Studentenaktivitäten verboten, die letzten verbliebenen säkularen Professoren entlassen. Am Anfang der Revolution wurden Linke und Royalisten von der Universität vertrieben. Die „zweite Kulturrevolution“ betrifft heute die reformistischen Intellektuellen, die immer mehr an den Rand gedrängt werden.

Auffallend ist, dass die Studenten sich in der diesjährigen Erklärung nicht auf den Islam berufen, sondern auf den vorislamischen, altpersisch-zoroastrischen Ahura Mazda, „Herr der Weisheit“. Dieser ist in der von Zoroaster gestifteten alten iranischen Nationalreligion der Schöpfergott.

 

 

In einer Studentenerklärung heißt es:

 

„Wir sind nicht in Gefahr, denn unsere Lage kann man nicht mehr unter den Begriff Gefahr fassen. Unser Dasein als Studenten ist gleich bedeutend wie unser Nicht-Dasein.

Nein, wir haben an diesem Tag unseren Ahura[1] nicht vergessen, […] wir wollen uns alle dem Ahura widmen, an einem kalten Tag des Monats November im Jahre 2006.

Wir wollen nicht, dass Ahura uns an diesem Tag zur Hilfe kommt, denn wir werden unserem Tag mit einem Aufschrei gedenken. Wir werden daran erinnern, dass unsere Universitäten leben. […]

 

Wir erinnern an den 6. November 1953, als die historische Despotie die Teheraner Universität betrat. Wir richten unseren Aufschrei gegen diejenigen, die heute mit ihren verfaulten und alten Zähnen in die jungen Wurzeln unserer Universitäten gedrungen sind.

 

Am  6. November fordern wir die Unabhängigkeit. Im Namen der Studenten, die für das Vaterland als Märtyrer starben, gedenken wir der Würde von Ebrahimnejad. Wir gedenken der Unschuld von Akbar Mohammadi. Wir gedenken der Studenten von Sabsewar, die Opfer eines Dolches wurden und wir gedenken der Opfer des Botschafters des Todes an den Alam und Alame Universitäten und an der Technischen Universität Teheran.

 

Wir erinnern an die Sterne an den Brüsten der Studenten und die roten Linien des Staates und wir erinnern an die Entlassung der unabhängigen Professoren und die Bestechung der Akademiker auf Kosten der Freiheit und der Unabhängigkeit.

 

Wir sehnen uns nach Freiheit und Unabhängigkeit der Universitäten und protestieren gegen die zweite Kulturrevolution, die sich in diesen Tagen wieder ereignet.

 

Wir rufen laut, dass die Universitäten leben und protestieren gegen

          die Aufhebung des Rechts auf freies Studium,

          die Überfälle auf Studenten,

          die Aufhebung des Rechts auf politische Studentenorganisationen,

          die harten Urteile der Ordnungskräfte.

 

Das Büro zur Festigung der Einheit [Daftare Tahkime Wahdat] fordert Studenten, unabhängige Professoren, Intellektuelle, politische Aktivisten, Parteien und andere gesellschaftliche Institutionen auf, unter dem Motto ‚Es lebe die Universität‘ eine ‚gesellschaftliche Widerstandsfront zur Verteidigung der Universitäten‘ zu bilden.

 

Zeit der Demonstration: 6.12.2006, 12.00

Ort: Vor dem Gebäude der Teheraner Universität. „[2]


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