Über die Verfolgung der Baha´i in der Islamischen Republik Iran

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Über die Verfolgung der Baha´i in der Islamischen Republik Iran

 

 

Der folgende Text, der in der Exilwebsite, Iranpressnews, erschienen ist, behandelt die Verfolgung der Angehörigen der Baha´i-Religion  im Iran. In diesem Text wird einerseits die Gefahr eines Genozids der iranischen Baha´i angesprochen, andererseits wird die optimistische These aufgestellt, dass die Weltöffentlichkeit im 21. Jahrhundert nicht mehr zulassen werde, dass Verbrechen, wie die des Nationalsozialismus sich wiederholen können.

 

 

„Nazi-Deutschland und die Juden, Islamische Republik und die Baha´i

 

Der Bericht des Vertreters der Baha´i[1] in den Vereinten Nationen am 2. November 2006 hat gezeigt, dass das Staatsministerium der Islamischen Republik in einem aktuellen Schreiben erneut alle wichtigen Instanzen des Staates aufgefordert hat, alle Aktivitäten der Baha´i verstärkt zu kontrollieren. Insbesondere sollen ihre „finanzielle Lage“, ihre soziale Stellung“ und „ihre Kontakte mit ausländischen Zirkeln“ beobachtet und festgehalten werden.   

 

Es ist offensichtlich, dass das letztgenannte Kriterium, die „Kontakte mit ausländischen Zirkeln“ diese Maßnahme besonders schwerwiegend erscheinen lassen. Jeder weiß, dass Baha´i weder besondere Kontakte zu ausländischen Zirkeln haben noch besetzen sie besondere soziale Positionen, die sie dazu befähigen könnten über solche Informationen zu verfügen, die für Ausländer nützlich sein könnten. Die Beziehungen mit ausländischen Zirkeln werden doch erst auf der Ebene der Staatsmänner, Politiker oder derjenigen, die Tätigkeiten in sensiblen Bereichen ausüben, interessant; und nicht unter einfachen Menschen, Handwerkern, Bauern, Hausfrauen oder Studenten, die nicht studieren dürfen. Auch nicht unter Menschen, die aus religiösen Gründen keine Politiker werden und selbst keinen größeren Verrat kennen als den Landesverrat oder den Verrat an ihrer Heimat, in der sie geboren sind. Die Islamische Republik beabsichtigt mit dieser Maßnahme und mit den Schritten, die in Zukunft folgen werden, erneut jeglichen Handlungsspielraum für die Baha´i-Gemeinde des Iran noch weiter einzuschränken. Diese unterschiedlichen Pläne sollen den Hass der Bevölkerung gegen die Baha´i schüren. Zudem sollen die Baha´i in ein Abhängigkeitsverhältnis gebracht werden, in dem sie in Angst und Schrecken leben und von allen gehasst werden. Sie sollen eine verstümmelte, isolierte Gemeinde werden, die lediglich dankbar sein soll, dass sie noch nicht unter den Maschinenpistolensalven exekutiert worden ist.

 

Die Baha´i-Gemeinde war von der Stunde Null ihrer Geburt an mit Feindseligkeiten seitens des Klerus und der Machthaber des Iran konfrontiert. Stets hat die Geistlichkeit ihre Interessen darin gesehen die Baha´i-Gemeinde zu schwächen und ihre Angehörigen zu eliminieren und hat zudem fälschlicherweise angenommen, mit solchen Methoden das Denken und die Weltanschauung der Baha´i ebenfalls vernichten zu können. Dieser Fehler hat sich in der Menschheitsgeschichte gegenüber allen Religionen wiederholt und selten hat jemand daraus eine Lehre gezogen.

 

Dieser Krieg gegen die Baha´i war bis zum zweiten Weltkrieg und bis zur Landung der Alliierten punktuell gewesen, nur kleine Gruppen bewiesen ihre Feindseligkeiten. Seit über 50 Jahren haben die Verfolgungen eine organisierte und systematische Gestalt angenommen. Seitdem in den letzten 25 Jahren die Macht des Klerus institutionell zentralisiert wurde und die Geistlichkeit über alle finanziellen, politischen und staatlichen Möglichkeiten verfügt, hat die Verfolgung der Baha´i eine besonders systematische Form angenommen.

 

Es heißt, zu Beginn der Revolution habe der erste Ministerpräsident der Islamischen Republik, Herr Basargan, gesagt, man brauche lediglich den Baha´i anzudrohen, dass man ihre Konten schließe und schon würden sie ihre Religion aufgeben. Diese Waffe brachte jedoch kein Ergebnis. Sogar als man sie aus ihren Ämtern warf, als man ihnen nicht mehr erlaubte zu studieren, als man ihre Häuser, Ländereien und Besitztümer plünderte und konfiszierte und sogar das Töten und Morden der Baha´i nützte den Machthabern nicht. Die Baha´i erduldeten alle Schwierigkeiten und Qualen, verrieten jedoch nicht ihren Glauben. Das Licht Gottes erlöschte nicht in solchen Stürmen.

 

Nun sprechen viele Indizien dafür, dass die Islamische Republik Iran dabei ist, einen noch größeren Sturm gegen die Baha´i vorzubereiten, der vergleichbar ist mit Hitlers „Endlösung der Judenfrage“. Und für eine solche Tat dient offenbar die Vorgehensweise der Nazis als Modell für die Islamische Republik Iran.

 

Im Jahre 1920, hatte Hitler schon vor seiner Machtübernahme in einer kleinen Versammlung von Nazis, sein 25-Punkte-Programm zur Schaffung eines nationalsozialistischen Deutschlands angekündigt. In einem seiner fünf Punkte bezog sich Hitler auf die Juden, die in einem zukünftigen Deutschland keinen Platz mehr haben sollten: „Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksichtnahme auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein.“

Und nach seiner Machtübernahme schrieb er, dass die Juden Diebe seien, nie eine Zivilisation geschaffen, aber Hunderte zerstört hätten, und was sie besäßen gehöre andere. Ausländische Mächte würden für sie religiöse Zentren bauen, die Juden seien überhaupt von irgendwelchen Mächten geschaffen und seien deren politische Handlanger. Als im Jahre 1938 ein deutscher Diplomat in Paris von einem 17-jährigen Juden ermordet wurde, bereitete die SS einen Plan vor, der am 10. November begann und sieben Tage andauerte. In dieser Woche wurden Zehntausende von jüdischen Läden in Brand gesteckt und geplündert. Sogar die Feuerwehr weigerte sich das sich ausbreitende Feuer zu löschen, um Hitler ihre Treue zu beweisen. Trotz der vielen Schäden, die man den Juden zufügte, zwang man die Juden mehr als 1 Million Mark für die Reparatur der entstandenen Schäden an den Häusern zu zahlen. Die Nazis zwangen die Juden die Gehwege und Straßen von den Resten des Feuers und der Asche zu säubern. Diese und andere barbarische Taten der Nazis waren lediglich der Beginn des Programms der „Endlösung“ und Vernichtung von 6 Millionen Juden. Im selben Jahr 1938 rief die deutsche Regierung zum Boykott von Waren aus jüdischen Läden auf.

 

Heute werden in der Islamischen Republik nicht nur Fatwas ausgesprochen, in denen behauptet wird, die Baha´i seien schmutzig, man solle mit ihnen nicht verkehren und mit ihnen keinen Handel treiben, sondern das Staatsministerium fordert alle staatlichen Instanzen in den Provinzen und sogar bei den Gewerkschaften dazu auf, die Baha´i und die Art ihrer Beschäftigung zu identifizieren. Warum will man die Baha´i einzeln durchleuchten und identifizieren? Gibt es noch andere Pläne außer der Vorbereitung von noch mehr Leid und Kummer, die ihnen zugefügt werden sollen.

 

Außerdem, wenn Sie die Teheraner Zeitung Kayhan oder andere Anti-Baha´i-Websites lesen, fallen ihnen wieder die Verleumdungen ein, die Hitler gegenüber den Juden äußerte, die nun auf Baha´i als Zielscheibe projiziert werden, wie beispielsweise: Sie werden als fremde Agenten, Spione, Saboteure, Geheimnistuer, Frevler bezeichnet. Beispielsweise wird ihnen vorgeworfen, dass sie muslimische Mädchen nach Dubai verkaufen oder mit Opium und Heroin in Iran dealen.                                                              Und Tausend andere Verleumdungen, die keinem einfallen würden, außer Gehirnen von Anti-Baha´i-Schreibern, die mit Hass und Verwirrung gefüllt sind. Und sie tun alles, um ihre Aufrichtigkeit als Muslime zu beweisen.

Sie missachten die historische Wahrheit, dass das 21. Jahrhundert nicht mit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts vergleichbar ist. Weder kann man die Weltanschauung und die Glaubensvorstellungen der jungen und fortschrittlichen Baha´i-Gemeinden mit den jüdischen Gemeinden unter Hitler-Deutschland vergleichen, noch wird die Welt noch einmal erlauben, dass solche Grausamkeiten sich wiederholen. Noch nicht einmal werden die Muslime, die nur ein wenig die Vorstellungen der Baha´i kennen, diesen Lügen Glauben schenken. Wenn die Iraner solche Verleumdungen lesen, wissen sie welche Hände hinter welchen Kulissen die Saat des Hasses, der Intrigen und des Brudermordes säen und erkennen, wer dabei ist, dem Namen des Islam und des Iran zu schaden.

 

Diejenigen, die begonnen haben auf diese Art und Weise gegen die Baha´i-Religion zu kämpfen, übersehen obendrein, dass der schnelle Zug der Aufklärung und der Vernunft in unserer Welt schnell voranschreitet. Und solche Maßnahmen können nicht dessen Geschwindigkeit verlangsamen. Der Kampf gegen die Baha´i-Religion ist der Kampf gegen Fortschritt und Entwicklung, gegen Rationalität, der Kampf gegen die Emanzipation aller Menschen und der Kampf gegen den Frieden, Liebe, Versöhnung und Wahrhaftigkeit. So aggressiv diese Maßnahmen auch sein mögen, können sie dennoch nicht den prinzipiellen Wandel der durch Aufklärung in der gesamten Welt voranschreitet, in Afrika, und vom Süd-bis zum Nordpol, aufhalten.[2]

 

Iranpressnews berichtet, dass in der Stadt Hamedan ein Student, der Abuali Sina-Universität, der kurz vor seinem Examen steht, als Baha´i identifiziert und sofort exmatrikuliert wurde. Er gehöre mit Dutzenden anderer junger Baha´i zu denjenigen, die in diesem Semester vom Studium an der Universität ausgeschlossen wurden.[3]

  

 


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