„Die Stunde Null ist nahe”
Nachdem Ahmadinejad angekündigt hat, dass ein amerikanischer Krieg gegen den Iran nicht angesagt sei, haben sich der iranische Außenminister Mottaki sowie Hashemi Rafsanjani zu Wort gemeldet.
Zudem machen sich Iraner in iranischen Webloggs Gedanken über den Krieg.
Rusbe Mirebrahimi, der Autor des folgenden Textes, sieht die „große Katastrophe” eines Krieges auf den Iran zukommen. Er gibt den iranischen Machthabern die Schuld dafür, dass sie in den Jahren ihrer Herrschaft, der Bevölkerung keine Freiheiten gewährt haben und dem US-amerikanischen Präsidenten tatkräftig bestätigt haben, dass die Islamische Republik Iran zur „Achse des Bösen” gehört. Mirebrahimi geht davon aus, dass ein Krieg nicht nur die iranischen Machthaber treffen könnte, sondern auch zur Teilung des Iran führen könnte.
Roozonline ist eine Exil-Zeitung, die in den letzten Jahren auch Texte von reformorientierten Intellektuellen und Politikern aus dem Iran veröffentlicht hat. Vor diesem Hintergrund ist der folgende Text interessant, da dieser auch einen Konflikt zwischen den reformorientierten Intellektuellen, die innerhalb der islamistischen Diktatur einen Wandel herbeiführen wollten und den sogenannten Hardlinern sichtbar macht.
Ahmadinejad ist nicht besorgt
Der iranische Präsident sagte in einem TV-Interview: „Ich bin keineswegs besorgt über die ausländischen und inländischen Bedrohungen. Wir werden uns bemühen, dass es keine dritte Resolution mehr gibt. Aber wenn auch eine solche Resolution beschlossen werden sollte, ist es überhaupt nicht wichtig. Diese wird auch wirkungslos bleiben. Einige Staaten dieser Welt haben uns versichert, sie würden ihre Wirtschaftsbeziehungen mit dem Iran aufrecht erhalten, auch wenn der Iran boykottiert werden sollte.” Und über das Problem der Kapitalflucht sagte er: „Die Leute verstehen doch gar nicht die Bedeutung des Kapitals. Nein, es gibt keine Kapitalflucht. Im Gegenteil: Die ausländischen Investitionen sind um 90 Prozent gestiegen.” [..]
Und über die Frage eines amerikanischen Angriffs auf den Iran sagte er: „Es wird keinen amerikanischen Angriff geben. Amerika hat keine Macht den Iran anzugreifen. Außerdem gibt es in Amerika auch kluge Leute, die sagen, dass es nicht zu einem Krieg kommen darf.” Der Interviewer fragte ihn daraufhin: „Bush hört dort nicht auf kluge Menschen, wie Baker oder Hamilton.” Und Amadinejad lehnte eine solche Position ab und antwortete: „Nein, so ist es doch überhaupt nicht.” [1]
Der religiöse Führer, der iranische Außenminister und Rafsanjani sind besorgt
Während der iranische Präsident am Dienstagabend in einem Fernsehinterview die Kriegsgefahr als einen „Psychokrieg” bezeichnet hatte, hat der iranische Außenminister Manutchehr Mottaki die „Kriegsgefahr als ernst” bezeichnet.
Manuchehr Mottaki sagte: „Die amerikanische Bedrohung ist ernst und geht weit über psychologische Operationen und Propaganda hinaus. Es gibt auch die Möglichkeiten eines begrenzten sowie eines unbegrenzten Angriffes.” [2]
Rafsanjani sagte: „Vor einiger Zeit haben wir uns mit einigen Verantwortlichen beim Führer getroffen. Jemand (sic) sagte, dass die Bedrohungen nicht ernst zu nehmen sind. Die Lage sei nicht besorgniserregend. Ayatollah Khamenei antwortete ihm jedoch, dass die Bedrohungen ernst seien.”[3]
Ein Kommentar aus dem Weblogg
In einem Weblogg konnte man einige Zitate des religiösen Führers des Iran lesen. Da heißt es:
„Erinnern Sie sich noch, was vor vier Jahren passiert ist? Vor dem amerikanischen Angriff auf den Irak? Lassen Sie uns einige Erklärungen unseres religiösen Führers noch mal anschauen.
Der große Revolutionsführer sprach am 4.11.2002:
‚Die Brüllereien, die ihr heute hört, sind nur Machtdemonstrationen der Amerikaner. So ist eben die Natur der arroganten Mächte; sie müssen schreien und drohen. Überhaupt, ein Teil ihrer Macht besteht aus solchen Drohungen. Sie wollen einem Volk und den Verantwortlichen eines Staates doch Angst einjagen, um ihnen ihren Willen aufzuzwingen. Das sind nur Gerüchte. Im übrigen hat Amerika doch überhaupt nicht die Macht, um die hohen Kosten eines militärischen Angriffes zu bewältigen.’
Vor vier Jahren hat Khamenei mit solchen Sätzen behauptet, dass niemand den Mut aufbringen wird den Irak anzugreifen. Und Ahmadinejad behauptet auch, dass die Amerikaner Iran nie angreifen würden.”[4]
Ein besorgter Journalist
„Die Fußstapfen einer Katastrophe sind zu hören
Viele Berichte und Gespräche zeugen davon, dass die Glocken einer großen Katastrophe für Iran läuten. Nicht nur die Islamische Republik, sondern auch die territoriale Ganzheit des Iran ist gefährdet. Und die Machthaber der Islamischen Republik Iran haben den Organisatoren dieser Krise große Dienste erwiesen.
Die Stunde Null ist nahe. Dennoch schlafen noch die meisten. Ich weiß gar nicht, ob sie sich überhaupt gefragt haben, warum Amerika solche Züge in der Region unternimmt? Haben sie sich etwa gefragt, warum es inzwischen eine anti-iranische arabische Front gibt?
Haben sie sich gefragt, warum der amerikanische Kongress beschließt, dass der Präsident die Erlaubnis für einen Angriff auf den Iran vom Kongress einholen muss? Wissen sie eigentlich, was dies bedeutet? Vielleicht denken sie ja, dass der amerikanische Kongress auch, wie das iranische Majless [islamistische Parlament] ist und einfach ohne Garantie einen Plan unterschreibt. Warum soll eigentlich für etwas, was eigentlich nicht passieren kann, ein Plan entwickelt und abgesegnet werden?
Seit längerer Zeit sind verschiedene amerikanische Gruppierungen dabei jeden Schritt, den die Islamische Republik unternimmt, zu analysieren. Niemand scherzt über solche Fragen. Hunderte Pläne existieren bereits, die umgesetzt werden können. Und in der Tat marschieren die Machthaber des Iran in eine Richtung, die nicht den nationalen Interessen des Iran besonders dienlich sind.
Ich kann mitnichten die Analysen derjenigen akzeptieren, die behaupten, dass Amerika in Irak in eine Falle geraten ist und daher Iran nicht angreifen werde. Im Gegenteil ist es doch möglich, dass weil Amerika mit unerwarteten Ergebnissen in ihrem Irak-Einsatz konfrontiert sind, dass sie deswegen eine neue Strategie entwickeln. Natürlich nicht genauso wie im Afghanistan und im Irak. Aus amerikanischer Sicht ist das irakische und iranische Problem eng miteinander verknüpft. Bush hat mit einer besonderen Feinheit und strategisch Iran und Irak miteinander unter einem Nenner gebracht. Und wie leicht haben doch auch die verantwortlichen Regierenden des Iran den Amerikanern dabei geholfen. Gegenwärtig besteht die amerikanische Strategie darin sich mit dem Iran direkt auseinander zu setzen. Diese Tage erinnern mich sehr an die Tage vor dem amerikanischen Angriff auf den Irak. Genauso bereitet man langsam die Öffentlichkeit vor und die Proteste dagegen dienen auch der Herstellung eines solchen Klimas.
Die Stunde Null ist nahe. Sie können so tun, als ob sie noch schlafen würden und sich die Augen vor Realitäten schließen und sich an den ewig kriecherischen Analytikern erfreuen. Gemeint sind dieselben Analytiker, die auch vor dem Angriff auf Irak mit tausend Argumenten beweisen wollten, dass Amerika den Irak nicht angreifen werde. Der Krieg im Irak war schon seit einigen Tagen im Gang, als die offiziellen iranischen Medien immer noch nicht glauben wollten, dass es sich um einen wirklichen Krieg handelt. Und als sie es dann doch wahrgenommen haben, dass es Krieg ist, begannen sie zu analysieren, warum Amerika gegenüber der Armee Saddams eine Niederlage erleiden wird. Vergessen wir nicht, dass die Armee von Saddam Hussein trotz des ersten Golfkrieges sehr intakt war. Aber was ist passiert? Die irakische Armee brach in drei Wochen zusammen. In einem kürzeren Zeitraum, als die Taliban in Afghanistan brach die irakische Armee zusammen.
Aber was haben die Führer der islamischen Republik gesagt? In ihrer eigenen Welt gefangen, lieferten sie Analysen über Vietnam und…..
Bush Junior hat die Islamische Republik in der möglichst moderatesten Form als die Achse des Bösen genannt. Und die Islamische Republik hat jeden Tag einen neuen Grund geliefert, dass die Logik von Bush auch immer besser aufgeht.
Die Stunde Null ist nahe. Die Wahrheit ist die, dass die Vorgehensweise der Islamischen Republik Bush die größten Hilfeleistungen schon geliefert hat. Nun kann der amerikanische Präsident das Schicksal Iraks mit dem des Iran verknüpfen. Bush kann nun begründen, warum er seine Ziele im Irak nut nach einer Auseinandersetzung mit dem Iran erreichen kann.
Iran ist täglich undemokratischer geworden. Sie haben (Iranische Machthaber) immer mehr die Rechte der Menschen mit Füßen getreten, so dass die Weltöffentlichkeit immer härter reagiert. Sie haben die Stimme eines jeden Kritikers im Halse erstickt und sie treten in radikalsten Formen auf.
Die Stunde Null ist nahe. Macht euch Gedanken über den Iran.” [5]
Und lesen Sie auch über die einheimische Kritik an das iranische Atomprogramm:
http://memri.org/bin/latestnews.cgi?ID=IA31707
[1] Baztab, 24.1.2007, http://www.baztab.ir/news/58749.php
[2] Baztab, 24.1.2007, http://www.baztab.ir/news/58816.php
[3] Baztab, 24.1.2007, http://www.baztab.ir/news/58813.php
[5] Roozonline, 21.1.2007, http://www.roozonline.com/archives/2007/01/001755.php
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