Kontraste: Khomeinis Rede vom 1.2.1979 und Forderungen von iranischen Frauen heute.

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Kontraste: Khomeinis Rede vom 1.2.1979 und Forderungen von  iranischen Frauen heute.

 

 
Die folgende Rede hat der erste Revolutionsführer des Iran Ayatollah Khomeini am 1. Februar 1979, am Tag seiner Einreise nach Teheran gehalten.
Diese Rede wurde heute in einigen iranischen Medien im In- und Ausland wieder veröffentlicht.
Tatsächlich ist es frappierend, wie Ayatollah Khomeini sich in seiner Rede gegen die Unterdrückung und für Freiheit einsetzte. Nicht zu überhören ist sein damaliger antiamerikanischer und antiisraelischer Grundton. Es sollte auch nicht in Vergessenheit geraten, dass für Khomeini der Fremde mit dem Westler gleichzusetzen war.
Nach 28 Jahren islamischer Herrschaft im Iran wird der Iran repressiver denn je zuvor in seiner Geschichte regiert. Die Armut ist gewachsen. Für Khomeini war jede westliche Freiheit mit Prostitution vergleichbar. Im iranischen Gottesstaat leben inzwischen die meisten Prostituierten des Mittleren Ostens. Der Drogenmissbrauch unter Jugendlichen ist weiter verbreitet als je zuvor.
Im Anschluss an Khomeinis Rede dokumentieren wir einen aktuellen Aufruf von iranischen Frauen, die sich nach Freiheit sehnen und von der islamischen Regierung Menschenrechte und Demokratie fordern.

Khomeinis Rede von 1.2.1979:

 „Im Namen Gottes“

 
Wenn meine Augen auf diese Männer, die ihre Kinder verloren haben, fallen, fühle ich mich schwer. Ich kann es kaum aushalten. Ich kann dieses Leiden, das man unserem Volk zugefügt hat überhaupt nicht ertragen. Ich kann mich bei diesem Volk noch nicht einmal bedanken. Ein Volk, das alles auf dem Weg Gottes hergab.[…] Gott möge ihnen helfen.

 

Ich teile die Trauer der Mütter, die ihre Kinder verloren haben und übermittle ihnen meine Kondolenzen. Ich wünsche den Vätern, die ihre Jungen verloren haben mein Beileid. Ich wünsche den jungen Menschen, die ihre Väter verloren haben, mein Beileid.

 

Lassen Sie uns überlegen, warum man diesem Volk so viel Leid zufügte. Was hat denn das Volk getan, dass man die Menschen ermordet und sie ausplündert. Was hat unser Volk getan, dass es so ein Schicksal verdient hat? Das Volk argumentiert, dass diese Pahlavi-Dynastie von Anfang an illegal war. Diejenigen, die in meinem Alter sind, wissen es und haben es miterlebt, dass das konstituierende Parlament mit Waffengewalt gegründet wurde. Man hat die Verteidiger des Parlaments gezwungen für diesen  Reza Schah und dessen Dynastie zu stimmen. Diese Dynastie war von Anfang an ungültig. Diese Dynastie war von Anfang an illegal, irrational und gegen Menschenrechte. Nehmen wir an, dass ein Volk sich für einen Sultan entscheidet. Gut, weil ein solches Volk souverän entscheidet, wählt es den Sultan. Aber warum muss diese Wahl für den Sultan und alle Sultane, die nach ihm folgen gelten.[1] Warum muss das Volk sich gleich für 50 Jahre entscheiden und sich für seine Nachfahren auch entscheiden? Jedes Volk muss über sich selbst entscheiden. […] Das Volk hat gesagt, dass wir diese Dynastie nicht haben wollen, dieses Parlament und den Senat nicht haben wollen. […] Ich muss sagen, dass dieser Mohammad Reza Pahlawi, dieser Verräter, geflohen ist, unser Hab und Gut mitgenommen hat und unser Land zerstört hat. Er hat unsere Friedhöfe kultiviert. Unser Land ist wirtschaftlich ruiniert. Wir brauchen Jahre, damit die Wirtschaft sich wieder erholt. […] Alle Menschen müssen sich die Hände reichen, damit die Wirtschaft sich wieder erholt. […] Sie haben eine Bodenreform eingeführt und dabei die Bauern ruiniert. Unsere Landwirtschaft ist zerstört worden. […] Der Schah hat die Bodenreform durchgeführt, um Amerika zu dienen, damit wir aus Amerika oder aus Israel Weizen, Reis und Eier importieren. Israel ist auch ein Handlanger Amerikas. […] Er hat aus unserer Kultur eine rückschrittliche Kultur gemacht. […] Unsere Jugend muss unter Tausenden von Schwierigkeiten im Ausland studieren. Wir haben seit über 50 Jahren eigene Universitäten. […] Aber da wir verraten wurden, konnten wir keine Fortschritte machen. Sie haben alle unsere menschlichen Potentiale zerstört. […]

 

Dieser Kerl [Schah] hat nur Prostitutionszentren gebaut, seine Fernsehanstalt sowie seine Radios sind Hurenzentren. […] Überall in Teheran  wird mehr Alkohol verkauft als Bücher. [..] Warum sind unsere Kinos Prostitutionszentren? Wir haben nichts gegen Radios. Wir haben etwas gegen die Prostitution. Wir haben nichts gegen die Moderne. Aber seitdem Europa in den Iran eingeschritten ist, haben sie uns in die Barbarei getrieben. […] Das Kino ist ein modernes Phänomen. Es muss im Dienste des Volkes sein. Es muss das Volk erziehen. Aber die Kinos haben unsere Jugend verdorben. […]

 

Und nun komme ich zum Öl. Sie haben unser gesamtes Öl den Fremden überlassen, den Amerikanern überlassen. Von dem Geld haben sie Waffen gekauft. Wir haben unser Öl verschenkt und sind obendrein ihre Militärbasis geworden. Amerika hat mit List unser Öl gestohlen und dafür eigene Militärbasen gebaut. […] Unsere Armee kann ihre Waffen noch nicht einmal benutzen. Sie haben Militärberater und Experten ins Land gebracht. […] Das Blut unserer Jugend ist für die Freiheit geflossen. […]

 

Ich werde die Regierung ernennen. Ich schlage mit meinen Fäusten in den Mund der Schahregierung. Ich ernenne die Regierung. Ich ernenne mit der Unterstützung des Volkes eine Regierung. Dieser Herr [der Schah] glaubt ja noch nicht einmal an sich selbst. Seine Freunde akzeptieren ihn auch nicht. Das Volk will ihn auch nicht. Die Armee auch nicht. Nur Amerika unterstützt ihn. Die Engländer haben ihn auch unterstützt.[…] Es ist doch klar. Dieses Land braucht keine zwei Regierungen. Natürlich muss die illegale Regierung gehen. Die Regierung, die wir meinen, stützt sich auf den Willen Gottes, stützt sich auf die Stimme des Volkes, stützt sich auf das Urteil Gottes. […]

 

Solange wir da sind, werden wir nicht erlauben, dass sie herrschen. Wir wollen nicht, dass Mohammad Reza zurückkehrt. Seid wachsam, sie wollen ihn wieder zurückbringen. […] Sie wollen wieder Repressionen einführen und uns den Amerikanern überlassen. […] Wir werden mit der Stimme des Volkes eine konstituierende Versammlung gründen. […]

 

Ich muss auch der Armee einen Rat geben. Wir wollen, dass ihr unabhängig seid. Wir haben mit unserem Blut bezahlt. […]

Herr General, wollen Sie nicht unabhängig sein? Ich rate ihnen, kommen Sie, umarmen Sie das Volk. Stimmen Sie ein, sagen Sie, dass die Armee unabhängig sein muss, dass wir keine amerikanischen Militärberater brauchen. […]

 

Und ich bedanke mich bei allen Schichten der Gesellschaft, die sich dem Volkswillen angeschlossen haben. Ich bedanke mich bei den Militärs, bei der Luftwaffe. […] Wir bedanken uns bei ihnen. Das Volk ist besser als diese Fremden. […] Lasst los von der alten Regierung. Glaubt nicht, dass wir euch dann direkt erhängen. […] Wir werden jeden beschützen, der sich bei uns einreiht. […] Wir wollen einen starken Staat. Wir wollen den Staat nicht zerstören. Wir wollen aber ein politisches System, das dem Volk dient. Wir wollen keinen Staat, der von Fremden beherrscht wird und von Fremden Befehle erhält.“ [2]

 

 


 

 

Über die gesetzliche Diskriminierung der iranischen Frauen

 

 

Der Druck auf iranische Frauen wächst täglich. Vor wenigen Tagen wurden drei Aktivistinnen der iranischen Frauenbewegung grundlos verhaftet, als sie aus dem Iran legal ausreisen wollten. Viele Journalistinnen bekommen erst gar keine Ausreisegenehmigung. Der folgende Aufruf wurde im Iran von Frauen formuliert, die gegen die diskriminierenden Gesetze des iranischen Gottesstaates kämpfen. Iranische Frauen haben sich das Ziel gesetzt im Internet 1 Million Unterschriften gegen die staatliche Diskriminierung der Frauen zu sammeln.

 

 

„Aufruf

Eine Million Unterschriften um diskriminierende Gesetze zu ändern

 

Alle Gesetze im Iran betrachten die Frauen als ein zweitrangiges Geschlecht und diskriminieren sie. Dies geschieht in einer Gesellschaft, in der mehr als 60 Prozent der immatrikulierten Studenten weiblich sind. In vielen Gesellschaften glaubt man, dass das Gesetz immer ein Schritt weiter sein müsse als die Kultur, damit die gesellschaftliche Kultur wachsen könne. Im Iran hinken die Gesetze jedoch hinter der Kultur und der Lage der Frauen hinterher.

 

Gemäß des Gesetzes ist ein neunjähriges Mädchen vollständig strafmündig. Wenn das Mädchen eine Strafe begeht, die mit der Todesstrafe geahndet wird, kann das Gericht die Todesstrafe verhängen. Wenn eine Frau und ein Mann auf der Straße einen Unfall verursachen und beide gelähmt werden, bekommt die Frau nach dem geltenden Gesetz nur halb so viel Schmerzensgeld wie der Mann. Wenn sich etwas vor den Augen einer Frau und eines Mannes ereignet, wird die Zeugenaussage einer Frau, die alleine ist, nicht akzeptiert, aber die Zeugenaussage eines Mannes wird akzeptiert. Nach dem Gesetz kann der Vater, mit Erlaubnis des Gerichtes, seine 13jährige Tochter sogar an einen 70jährigen Mann verheiraten. Gemäß des Gesetzes darf die Mutter nicht die finanzielle Verantwortung für ihre Kinder übernehmen. Die Mutter darf nicht über den Wohnort, über die Ausreiseerlaubnis und noch nicht einmal über die Heilungsmaßnahmen ihrer Kinder Entscheidungen treffen. Gemäß des Gesetzes dürfen die Männer mehrere Frauen haben und ihre Frauen verstoßen, wann sie es wollen.

 

Diese Fälle sind nur ein kleiner Ausschnitt der gesetzlichen Ungleichheiten und Diskriminierungen gegenüber Frauen. Und ohne Zweifel sind Frauen, die unteren Schichten angehören oder Mitglieder von ethnischen und religiösen Minderheiten sind, noch stärker von den Gesetzen diskriminiert und leiden noch mehr unter diesen. Einerseits haben die ungerechten Gesetze dazu geführt, dass die Beziehungen zwischen den Frauen und Männern sehr ungleichgewichtig sind, so dass auch die Männer deswegen mit vielen Problemen konfrontiert sind. Beispielsweise ist es inzwischen üblich geworden, dass die Männer ein sehr hohes Brautgeld zahlen müssen. Die Frauen fordern diese hohe Summen, da sie damit ihre Nachteile aufgrund rechtlicher Ungleichheit aufzuwiegen versuchen. Andererseits hat die iranische Regierung internationale Abkommen, wie die Erklärung der Menschenrechte unterzeichnet und ist daher verpflichtet ihnen Folge zu leisten. Die wichtigste Garantie, die nach der Menschenrechtserklärung gewährleistet werden muss, ist die Vermeidung von Diskriminierungen, die auf das Geschlecht, die Rasse oder die Religion zurückzuführen sind. Entsprechend der genanten Probleme fordern wir, die Unterzeichner dieser Erklärung, die Abschaffung der Diskriminierung von Frauen auf allen Ebenen des Gesetzes und fordern von den Gesetzgebern die herrschenden Gesetze zu überdenken und diese gemäß der internationalen Verpflichtungen der Regierung zu revidieren.

 

Die untenstehenden Unterschriften werden im Internet gesammelt und können nicht persönlich entgegen genommen werden.“[3]

 

 

 



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