Über das noch gültige Todesurteil gegen Salman Rushdie

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Über das noch gültige Todesurteil gegen Salman Rushdie

 

 

Amir Mohssen Soltan-Ahmadi ist Reporter der  ‚Iranian Quran News Agency‘. In seinem Artikel betont er, dass die islamische „Stiftung der Märtyrer“ auch in diesem Jahr alle Muslime der Welt dazu aufgerufen hat, das Todesurteil gegen Salman Rushdie auszuführen. Rushdie wurde von Khomeini als ein Abtrünniger in Abwesenheit verurteilt. Für Abtrünnige ist im Islam die Todesstrafe vorgesehen.

Auch die staatliche Farsnews hat in diesem Jahr ausführlich betont, dass das Todesurteil gegen Rushdie nicht aufgehoben werden kann und ausgeführt werden muss. In Farsnews wird sogar ein Attentäter, der beim Versuch Rushdie zu töten, selbst umkam, als Märtyrer bezeichnet.  Rajanews meint zudem die Schuldigen gefunden zu haben. Selbstverständlich sind es die „Zionisten“, die für Beleidigungen gegen den Islam sorgen. Leser der Rajanews beten indessen in deren Weblogg, Gott möge ihnen helfen Rushdie zu töten.

 

 

Iranian Quran News Agency fordert die Tötung von Salman Rushdie

 

 

IQNA [Iranian Quran News Agency] schreibt, dass die  iranische ‚Märtyrerstiftung‘ in einer Erklärung das „historische Urteil von Imam Khomeini gegen Salman Rushdie bestätigte.“ IKNA zitiert aus der genannten Erklärung, dass die „Satanischen Verse von Salman Rushdie eine Manifestation der teuflischen Verschwörungen der globalen Arroganz und des usurpatorischen Zionismus gegen den Islam“ seien.

 

Iqna zufolge heißt es weiter in der Erklärung der ‚Märtyrerstiftung‘: „Die historische Fatwa des Imam Khomeini gegen den abtrünnig gewordenen Salman Rushdie, zeigt, dass man gegenüber dem Missbrauch der Meinungsfreiheit nicht gleichgültig sein darf. Denn man muss in angemessener Form die Gesetze Gottes umsetzen.“

 

Weiter heißt es in der Erklärung: „Das entschlossene und revolutionäre Urteil des Imam Khomeini, das dem reinen mohammadanischen Islam entstammt, kann nie revidiert werden und wie der religiöse Führer [Ayatollah Khamenei] sagte: „Das Urteil des Imam über Salman Rushdie steht im Kontext göttlicher Verse und ist genauso wie die göttlichen Verse unveränderbar. In den ‚Satanischen Versen‘ werden die Heiligtümer des Propheten in einer unverschämten Art und Weise beleidigt. Der Verschwörer [Salman Rushdie] ist eine gottlose Person. Er glaubt sogar, dass er sich in totaler Sicherheit befindet. Aber sicherlich wird das historische Urteil von Imam Khomeini schließlich dazu führen, dass dieser Ketzer und areligiöse Mensch seine verdiente Strafe erhält. Die Bildung und Erziehung einer solchen Person [Rushdie] ist von den kranken und verführerischen Vorstellungen, die der große Satan Amerika propagiert, beeinflusst worden. Sie werden nie den Islam in Ruhe lassen. Sie beleidigen den Islam immer weiter. Auch in den letzten Monaten wurde in den westlichen Medien der Prophet des Islam beleidigt. Die Feinde des Islam verhalten sich unethisch, was ihre Niederträchtigkeit beweist. Die Bemühungen der Feinde, die Muslime der Welt zu beleidigen, werden dennoch die Einheit der religiösen Menschen nicht erschüttern.“ Die religiöse Erziehung der Muslime werde jedoch keine Beleidigung von religiösen Heiligtümern zulassen und mit einem die Zähne der Feinde brechenden „Widerstand“ antworten.[1]

 

Farsnews fordert, dass die „moralischen Kinder“ Rushdie töten sollen

 

Farsnews betitelt seinen Artikel über Salman Rushdie wie folgt: 

 „Der achtzehnjährige Streit um den abtrünnigen Salman Rushdie, der in seinen Alpträumen Todesängste hat.“

 

Weiter schreibt Farsnews, dass „obwohl vor 18 Jahren Imam Khomeini eine historische Fatwa gegen den Verfasser der Satanischen Versen, Salman Rushdie, verfasst hat, flieht der Abtrünnige, der inzwischen 59 Jahre alt ist und von Todesträumen gequält wird, vor den moralischen Kindern des Imam Ruhollah Khomeini.“

 

Farsnews druckte das Todesurteil, das am 14.2.1989 verkündet wurde, noch einmal ab. Darin heißt es:

 „ […] Ich erkläre allen stolzen Muslimen weltweit, dass der Verfasser des Buches Satanische Verse gegen den Islam, den Propheten und den Koran ein Buch verfasst, gedruckt und veröffentlicht hat. Auch die informierten Verleger solcher Inhalte sind zum Tode verurteilt. Ich fordere die mutigen Muslime auf, überall wo sie diese finden, sie sofort hinzurichten, damit sich niemand mehr traut die Heiligtümer der Muslime zu beleidigen. Jeder, der auf diesem Wege stirbt, ist ein Märtyrer, Inshallah, so Gott will.

Darüber hinaus, falls jemand den Aufenthaltsort des Verfassers kennt, ihn jedoch nicht persönlich hinrichten kann, soll er die Bevölkerung informieren, damit dieser [Rushdie] seinen Lohn bekommt.“

 

Farsnews berichtet weiter, dass infolge von Khomeinis Urteil gegen Rushdie, Mirhussein Mussavi [Ministerpräsident von 1981-1990] den 15.2.1989 als einen „allgemeinen Volkstrauertag“ erklärte. Farsnews betont: „Die westlichen Medien wollten das Problem so darstellen, dass im Falle einer Reuebekundung von Rushdie sein Todesurteil zurückgenommen wird, aber das Büro von Imam Khomeini reagierte sofort und neutralisierte diese Verschwörung.“

 

Das Büro von Imam Khomeini gab dann am 18.2.1989 eine Erklärung, „gerichtet an das islamische Volk des Iran und die Muslime der Welt“ ab. Die Erklärung habe sich „auf die Notwendigkeit der Hinrichtung von Salman Rushdie“ bezogen und „dementierte alle Gerüchte, die eine Aufhebung des Urteils verbreiteten.“ In der Erklärung hieß es:

 

„Die kolonialistischen ausländischen Medien wollen mit Lügen den Verantwortlichen der Islamischen Republik die Behauptung unterstellen, dass falls der Verfasser der Satanischen Verse Reue bekundet, sein Todesurteil aufgehoben wird. Dazu hat Imam Khomeini gesagt: ‚Dieses Thema wird hundertprozentig dementiert. Auch wenn Salman Rushi alles bereut und sogar der größte Asket der Gegenwart wird, ist es die Pflicht eines jeden Muslims mit seinem gesamten Lebenseinsatz und mit dem Einsatz seines gesamten Eigentums ihn zur Hölle zu jagen. Wenn ein Nicht-Muslim in Erfahrung bringt, wo er sich befindet, und wenn er ihn schneller als ein Muslim töten kann, ist es die Pflicht aller Muslime, ihm alles zu zahlen, was er zur Vollendung dieser Tat braucht.‘ „

 

Farsnews setzt seinen Bericht damit fort, dass am 28. Februar 1989 das Majless [islamistisches Parlament] in einer außerordentlichen Sitzung bekannt gegeben habe, dass die Beziehungen zu England überdacht werden müssen, weil die britische Regierung nicht eindeutig zu den „Satanischen Versen“ Stellung bezogen habe. Farsnews zufolge habe damals der „britische Außenminister sein Bedauern darüber geäußert, dass die Satanischen Verse erschienen“ sind.  Er habe sogar erklärt, dass „seine Regierung keine Verantwortung für die Veröffentlichung des Buches“ trage. Zudem habe sich die „britische Regierung nicht offiziell und öffentlich bei den Muslimen entschuldigt.“  Am 7.3.1989 habe dann die iranische Regierung alle „ihre politischen Beziehungen zu England abgebrochen.“

 

Nach Farnews haben auch 46 arabische Staaten, die Mitglied der Organisation der Islamischen Konferenz sind, am 16.3.1989 die „Satanischen Verse“ scharf verurteilt. In einer Resolution beschlossen die islamischen Regierungen, sich Khomeini unterzuordnen und haben das Buch „des Abtrünnigen Salman Rushdie verboten.“ Daraufhin beriefen „zunächst 14 europäische Staaten ihre Botschafter von Teheran ab. Wenig später waren sie verschämt gezwungen, ihre Botschaften wieder zu öffnen. Salman Rushdie lebt seit der Verkündung des Urteils von Imam Khomeini unter Schutz von Scotland Yard, der britischen Polizei. Man schätzt, dass seine Schutzmaßnamen jährlich etwa 10 Millionen Pfund kosten.“ Farsnews schreibt, dass Prinz Charles zufolge Salman Rushdie „sehr teuer für den britischen Steuerzahler“ ist. Auch Britisch Airways habe Rushdie bis 1998 nicht mehr befördert. Und Air Canada habe erklärt, dass der Transport von Rushdie für die kanadische Fluggesellschaft unmöglich sei. Rushdie habe dennoch auf eine weitere Veröffentlichung seines Buches nicht verzichtet und habe weiterhin in den Vereinigten Staaten die „Satanischen Verse“ neu verlegt.

 

Farsnews schreibt: „Salman Rushdie hat in einem seiner letzten Bücher auf sein schlimmes Leben nach der Veröffentlichung der Satanischen Verse hingewiesen. Er erinnert in seinem Buch daran, wie sein italienischer Übersetzer von italienischen Muslimen schwer verletzt wurde, sowie an die Tötung des japanischen Übersetzers seitens japanischer Muslime und zudem an die Hinrichtung seines norwegischen Verlegers. Rushdie schreibt: ‚Der Tag, an dem mein  norwegischer Verleger erschossen wurde, war einer der schlimmsten Tage meines Lebens. Damals änderte Rushdie allein in zwanzig Tagen 13 Mal seinen Schlafplatz. Sein Leben wurde ihm zur Hölle, so dass seine Frau ihn verließ. In den Medien wurde er als ein feiger Mensch bekannt. Einige Monate nach der Fatwa von Imam Khomeini konnte sich ein junger Libanese, Mostafa Masej, in einem Hotel niederlassen, wo Salman Rushdie untergebracht war. Die Bombe explodierte jedoch, bevor die Operation begann. Und Mostafa wurde bei dem Versuch der Hinrichtung Salman Rushdis zum Märtyrer. Rushdie lebt in den letzten Jahren in Amerika und leitet den amerikanischen Pen-Club, der von der amerikanischen Regierung kontrolliert wird.“

 

Die westlichen Medien hätten mehrfach erklärt, dass das Todesurteil von Salman Rushdie seitens der iranischen Regierung zurückgenommen worden sei, was immer wieder sofort von Ayatollah Khamenei zurückgewiesen worden sei. Farsnews schreibt, dass „das Urteil Khomeinis auch nach dessen Tod nicht revidierbar“ sei. Schließlich habe im Jahr 2004 Ayatollah Khamenei die „Notwendigkeit der Hinrichtung Salman Rushdis betont.“

 

Farsnews fährt fort: „In den letzten 18 Jahren haben Rushdie und seine Unterstützer immer wieder versucht den Muslimen zu widerstehen, damit vielleicht das historische Urteil gebrochen oder geschwächt wird. Aber sie haben nichts erreicht. Und die Muslime der Welt warten immer noch auf ihre Gelegenheit, um ihre revolutionäre und gesetzliche Pflicht zu tun.“ Viel Geld sei ausgegeben worden, aber „niemand konnte etwas anderes erreichen, als das Todesurteil, das ihm bescheinigt worden war.“ Farsnews: „Der 59-jährige Salman Rushdie muss in aller Ewigkeit Todesträume haben und vor den moralischen Kindern von Ayatollah Khomeini fliehen.“[2]

 

Rajanews glaubt, dass die Zionisten das Maß der Beleidigungen erhöhen

 

Es ist erwähnenswert, dass in einem der drei Rushdie-Artikel, die in den letzten Tagen in Rajanews erschienen sind, beklagt wurde, dass der iranische Botschafter in Mexiko öffentlich Positionen bezogen habe, die das Urteil Khomeinis relativierten. Mehr dazu wurde leider nicht ausgeführt.

 

Nachdem die generelle Meinung vertreten wird, dass deutsche und italienische Fernsehanstalten in den letzten Jahren mehrfach den Islam beleidigt hätten, wird behauptet, dass die westliche Politik von „Zionisten“ gesteuert werde. Rajanews schreibt, dass „zionistische Kreise eine Verschlechterung der Beziehungen des Iran zu anderen Ländern, insbesondere zu westlichen Staaten anvisierten. Der beste Weg, um die Beziehungen krisenhaft zu machen, war Pläne zu schmieden, wie diese Länder die Heiligtümer der Islamischen Republik beleidigen könnten. Zumal die iranische Regierung und das iranische Volk gegenüber den Beleidigungen nicht tatenlos bleiben können.“ „Kolonialistische und zionistische Kreise“ würden Salman Rushdie vor den Protesten der islamischen Welt schützen. Mit Hilfe von westlichen Handlangern würden die „Zionisten das Maß der Beleidigungen erhöhen. Der Autor des Artikels mutmaßt, dass „Psychologen kolonialistischer westlicher Organisationen davon ausgehen, dass wenn man die Heiligtümer eines Volkes beleidigt und wenn man ihre Proteste unterdrückt, sie bald gezähmt werden und sich ergeben.“

 

Ayatollah Khomeini habe „jedoch das Problem gelöst, so dass keiner mehr bereit ist, sein Leben aufs Spiel zu setzen. Insgesamt habe das Todesurteil Khomeinis zwar die Konfrontation der westlichen Welt mit dem Iran herbeigeführt, aber dennoch sei dadurch verhindert worden, dass noch größere Probleme entstünden. Denn obwohl der Westen immer wieder versuche das Problem herunterzuspielen, traue sich kein Schriftsteller oder Verleger mehr, den Islam zu beleidigen. Khomeini habe mit seinem Todesurteil die „Wurzel der Beleidigungen“ ausgetrocknet. Ganz gleich, ob Salman Rushdie bei einem Terroranschlag stirbt oder wenn selbst dies nicht gelingen sollte, ist er nur noch ein toter Mensch. […] Diejenigen, die eine Aufhebung des Todesurteils fordern, tun dies nicht, weil ihnen das Leben Rushdis teuer ist. […] Sie wollen nur erreichen, dass die Heiligtümer des Islam in Zukunft noch mehr beleidigt werden. […] Inzwischen haben die Pfarrer des Weißen Hauses auch damit begonnen, die Heiligtümer des Islam zu beleidigen.[3] Sie bereiten wohl gemeinsam mit den Zionisten und dem Weißen Haus einen Krieg gegen die islamische Welt vor und haben dabei vergessen, wie das Urteil wegen Beleidigung des Islam aussieht. Es handelt sich um ein Urteil, das nicht immer wieder neu ausgesprochen werden muss. Denn jeder Muslim fühlt sich verpflichtet einem solchen Urteil zu folgen.“[4]

 

Rajanews veröffentlichte ebenfalls den Wortlaut des Todesurteils Khomeinis und schreibt, dass der „Befehl Imam Khomeinis in Hinblick auf die Notwendigkeit der Hinrichtung Rushdis so machtvoll war, dass er heute nach 18 Jahren nicht ohne Schutzmaßnahmen leben kann.“[5]

 

In einem Weblogg von Rajanews äußerten sich einige Leser zu Khomeinis Fatwa. Zwei Beispiele: „Als ein junger Mensch ist es mein tiefer Wunsch, dass ich eines Tages den Befehl meines Führers ausführen kann.“ Oder ein anderer iranischer Weblogger sagte: „Sicherlich werden wir eines Tages den Befehl unseres Führers ausführen und den abtrünnigen Salman Rushdie in die Hölle jagen. Wenn ich diese Arbeit machen dürfte, würde ich Gott jeden Tag eine Million Mal danken. Inshallah“. [6]

 

Dariche news site monierte, dass Salman Rushdie bei seiner letzten Reise nach Österreich gegenüber den Medien „seine Macht zur Schau stellt und in einem sehr unhöflichen Ton davon gesprochen hat, dass die Auswirkungen der Fatwa von Imam Khomeini abgenommen“ hätten. Dies äußere sich darin, dass er ohne Schutz auftreten könne. Die iranische Nachrichtenwebsite beklagte, dass sozialdemokratische Politiker sich mit Rushdie getroffen haben.[7]

 

 

 



[3] Nicht näher ausgeführt, wer der Pfarrer des Weißen Hauses sein soll.

[6] Rajanews, 14.2.2007,  http://www.rajanews.com/News/?5969


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