Die neuen Kriege aus der Perspektive eines iranischen Generals

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Die neuen Kriege aus der Perspektive eines iranischen Generals

 

   

Im folgenden können Sie ein Interview mit General Qolamresa Jalali von der revolutionären Garde des Iran [Pasdaran] lesen. Dieser gehört einer Spezialorganisation der Pasdaran an, die sich „Padafande Qeire Amel“ nennt. Hierbei handelt es sich um eine „Verteidigungseinheit“, die sich auch nicht rein militärischen Aufgaben widmet. Die Einheit befaßt sich u.a. mit Fragen der Propaganda, psychologischer Kriegsführung, Hyperspacekriegen, aber auch biologischer und mikrologischer Kriegsführung. Dabei ordnet der General interessanterweise das iranische Atomprogramm als einen Teil der „gänzlich militärischen“ Verteidigungsstrategie ein.

Das Interview erschien in der Sobhesadegh, der Wochenzeitschrift der revolutionären Garden des Iran.

 

 

Neue Kriege

 

Der General berichtet, dass am 30.10.2003 vom religiösen Führer der Befehl zur Gründung eines permanenten Sonderkomitees gekommen sei, das verantwortlich ist für Planung von neuen Führungsprogrammen zur Verhinderung von „möglichen fremden Gefahren.“ Dieses Komitee habe später den Namen Organisation der „Padafande Qeire Amel“ bekommen.

 

Der General wurde gefragt, was die Aufgaben dieser Organisation seien. Er antwortete: „Die zukünftigen Kriege hängen davon ab, wie die Bevölkerung kontrolliert wird. D.h. der Feind versucht die Regierungskontrolle über die Bevölkerung zu schwächen und eine Kluft zwischen der Führung und der Gesellschaft zu schaffen.“ Außerdem versuche der Feind „Bewegungen gegen die Regierung zu organisieren.“ Man arbeite mit anderen iranischen Universitäten und Forschungszentren zusammen, um Pläne zur besseren Führung des Volkes zu schaffen. Insbesondere arbeite man mit dem Ministerium für islamische Führung [Kulturministerium], sowie mit dem Erziehungsministerium und Forschungsministerium zusammen.

 

Auf die Frage, was zu dieser Verteidigungsstrategie gehöre, antwortete General Jalali, dass dazu unter anderem „Krisenmanagement, Störung der Informationssysteme des Feindes“[1] gehörten. Diese quasi passive Verteidigung sei ein Teil der strategischen Verteidigung des Landes. Beispielsweise sollen die staatlichen Medienanstalten eine besondere Rolle spielen, um die „Ziele des Feindes“ zu neutralisieren. In diesem Sinne habe diese passive Verteidigungsstrategie eine umfassende Funktion, die von allen staatlichen Institutionen ausgeführt werden muss, damit der feindliche Einfluss minimiert werde. Alle staatlichen Institutionen, besonders die Medienanstalten hätten die Aufgabe die „Formen und den Charakter der neuen Bedrohungen zu identifizieren.“ Diese Verteidigungsstrategie verfolge auch medizinisch-biologische Ziele, die vom iranischen Gesundheitsministerium verfolgt würden. Dazu gehöre die Forschung über die Minimierung von Menschenopfern bei militärischen Operationen.

 

Auf die Frage, wie zukünftige Kriege aussehen würden, antwortete er: „Die zukünftigen Kriege sind allumfassende Kriege. Eine Achse ist politische Propaganda. D.h. wir werden in den zukünftigen Kriegen einen politischen Plan für Propaganda haben. […] Hinzu kommen Operationen auf dem Gebiet der psychologischen Kriegsführung. Hier geht es darum, wie die Gedanken der Bevölkerung in Hinblick auf die Regierung verändert und beeinflusst werden können. Auch die Cyber-Kriege finden in den legalen Computern statt. Beispielsweise können die staatlichen Computersysteme gehackt werden. Auch biologische und mikrologischen Kriege gehören zu den zukünftigen Kriegen. Diese Kriege können sehr unmenschlich sein, sind aber stille Kriege. Krankheiten wie Sars oder Vogelgrippe oder manche Probleme, die in den Nahrungsmitteln entstehen, können wir nicht von manchen politischen Tendenzen in der Welt trennen. Diese Arenas gehören zu mehrdimensionalen Maßnahmen, wobei die militärische Arena, die kleinste ist. D.h. alle Apparate müssen bei dieser Form der Verteidigung mitwirken.“

 

Und auf die Frage, was denn die größte Bedrohung für den Iran sei, antwortete der General:

 

„Der Feind nutzt seine technologische Überlegenheit gegen den Iran. Daher müssen wir unsere Technologie weiterentwickeln, um die Bedrohungen des Feindes zu neutralisieren.“ Die Politik müsse höhere staatliche Investitionen in die jeweiligen Branchen zulassen. Das wichtige Thema sei jedoch das Atomprogramm. „Es muss ein einheimisches Programm der Urananreicherung zur Entwicklung der Atomenergie forciert werden, denn die Feinde haben sich gegen uns aufgereiht. Und dies hat eine politische und eine gänzlich militärische Folge. Daher hängt die Art und Weise unserer Haltung gegenüber der Welt von dem Ausmaß der Bedrohungen ab. Und wegen der geopolitischen Lage des Iran und wegen der langen Küsten am persischen Golf und wegen der Existenz der großen Gas- und Ölressourcen und anderen metallenen und nichtmetallenen Ressourcen, sowie wegen den politischen Bedingungen des Landes, beispielsweise wegen des Charakters der islamischen Revolution, existieren Widersprüche mit den amerikanischen Interessen. Daher stehen wir in einer Feindschaft mit den Kolonialmächten.“ Daher müssten die „nationalen Interessen des Landes aus sehr unterschiedlichen Perspektiven verteidigt werden.“

 

Quelle:

[http://www.sobhesadegh.ir/, 19.2.2007]

 

 

Siehe zum Atomprogramm:

http://memri.org/bin/latestnews.cgi?ID=SD147507

 

 

 



[1] Dazu zählt offenbar die Störung von aus dem Westen sendenden iranischen  Satellitenfernsehen.

 

 

 


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