Israeli in der Westbank ermordet; Verdacht auf nationalen Hintergrund

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Gestern Abend wurde in der Nähe des Dorfes Beit Omer, nördlich von Hebron, die Leiche eines Israelis gefunden. Er wurde anscheinend ermordet. In den ersten Ermittlungen versucht man zunächst zu klären, ob es sich einen nationalistischen oder kriminellen Hintergrund handelt. Die israelische Armee begann gestern mit einer Verhaftungsoperation in Nablus, der größten im vergangenen halben Jahr. Vier Regimenter drangen mit Hilfe eines großen Trupps der Grenzpolizei in die Qasba der Stadt ein und suchten nach Verdächtigen und Kampfmitteln. Gestern wurde dort ein Sprengstofflabor entdeckt -, das zweite innerhalb von 24 Stunden. Wegen der Operation wurde eine vollständige Ausgangssperre über Zehntausende Einwohner der Qasba verhängt.

Gegen 22 Uhr am gestrigen Abend berichteten palästinensische Bewohner den Sicherheitstruppen über die Leiche eines Israelis, die zwischen den Siedlungen Bat Ein im Westen von Gush Etzion und dem palästinensischen Dorf Beit Omer gefunden wurde. Israelische Soldaten, die das Gelände absuchten, fanden neben einer Quelle eine Leiche mit zahlreichen Messerstichen. Ein Ärzteteam stellte noch am Fundort den Tod fest.

Bei dem Toten handelt sich um einen 42-jährigen Einwohner aus Bat Ein, der seit den Nachmittagsstunden vermisst wurde. Sein Name wurde noch nicht zur Veröffentlichung freigegeben. Das Auto des Mannes wurde auf dem Dach liegend in der Nähe gefunden. Militär- und Polizeivertreter erklärten, dass man nichts ausschließen könne, man jedoch immer mehr davon ausgehe, dass der Mord einen nationalistischen Hintergrund hatte.

Sicherheitsbehörden ordneten die Operation in Nablus an, weil es zunehmend Warnungen über Versuche von Terrornetzen in der Stadt gibt, Anschläge auszuüben. Befehlshaber der Operation war Oberst Amir Baram. Zwei Regimenter der Nahal-Einheit nahmen teil.

Auf der Fahndungsliste stehen sechs verdächtige Mitglieder der Fatah sowie mehrere Dutzend Helfer aus den Netzwerken der Fatah und der radikalislamischen Organisation „Islamischer Jihad“. Die israelische Armee übernahm für einige Minuten sogar die Radio- und Fernsehsendungen in der Stadt und rief die Gesuchten auf, sich zu stellen. Gleichzeitig wurden Zettel verteilt, auf denen die Bewohner aufgerufen wurden, bei der Überführung der Gesuchten behilflich zu sein. Hierzu wurde eine Telefonnummer der israelischen Armee genannt.

Gestern und am Tag zuvor wurden bei der Durchsuchung der Qasba zwei Sprengstofflabore entdeckt. In den Laboren wurde Material zum Bau von Sprengsätzen gefunden, Bomben und eine Leo-Rakete, die der israelischen Armee gestohlen worden war. Bis jetzt wurden drei Verdächtige festgenommen. Mehrere Bewohner wurden für Verhöre kurzzeitig festgenommen. Zwei Golani-Soldaten wurden von Splittern einer Bombe, die auf sie geschleudert wurde, leicht verletzt.

Palästinensische Quellen berichteten, dass 18 Palästinenser leicht verletzt wurden, als Soldaten gegen Steine werfende Jugendliche mit Gummigeschossen vorgingen. Die Schulen, die Stadt, die Anjah-Universität und alle staatlichen Einrichtungen blieben wegen der Aktion geschlossen. Außerdem berichtete eine palästinensische Quelle, dass israelische Soldaten neben den Krankenhäusern der Stadt Sperren errichtet hätten, um die Personen, die die Gebäude betreten und verlassen, zu überprüfen. Die israelische Armee teilte mit, dass damit verhindert werden soll, dass Personen, die auf den Fahndungslisten stehen, aus Krankenhäusern fliehen. Der Vorsitzende der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, veröffentlichte gestern eine Mitteilung, in der er die Operation in Nablus verurteilte.

Bei Verhaftungsoperationen in der ganzen Westbank wurden am Wochenende mehrere Verdächtige festgenommen: ein Mitglied des Islamischen Jihad in Nablus, ein Mitglied der Tanzim in Ramallah, ein Anhänger der Hamas in Bethlehem, einer der Tanzim in dem nah gelegenen Dorf Al-Hader und drei in der Stadt Yata südlich von Hebron, zwei von ihnen Hamas-Mitglieder. Bei mehreren Zwischenfällen wurde auf israelische Soldaten in Nablus geschossen. Es gab keine Verletzten.

In der Nähe des Dorfes Silat al-Haratiya nördlich von Jenin wurde ein Sprengsatz entdeckt und entschärft. Aus dem Gazastreifen wurden zwei Qassam-Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert. Eine schlug in der Nähe des Erez-Übergangs ein, die zweite auf offenem Gelände in der Nähe von Sderot. Dabei gab es keine Verletzten.

5 Palästinenser bei Clan-Kämpfen in Gaza getötet

Bei Kämpfen zwischen zwei Clans in Kahn Younis wurden am Wochenende fünf Palästinenser getötet und mehr als 40 verletzt. Die Kämpfe hatten am Freitag begonnen, nachdem ein 70-jähriger Palästinenser getötet worden war. Gestern Morgen erschossen Bewaffnete des Qawar-Clans den 27-jährigen Muhammad al-Alban, einen führenden Anhänger des militärischen Arms der Hamas. Damit versuchte der Clan den Tod eines Familienmitglieds, das bei Kämpfen mit der Hamas im Gazastreifen vor etwa einem Monat getötet wurde, zu vergelten.

Die Angehörigen der Familie al-Alban reagierten schnell. Bei dem Schusswechsel wurden drei weitere Palästinenser getötet. Zwei gehörten der Qawara-Familie an.

In der Nacht zum Samstag griffen Bewaffnete Palästinenser das Haus von Saliman Hader in Khan Younis an. Hader dient als Oberst im palästinensischen nationalen Sicherheitsapparat. (Haaretz, 25.2.07)


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