„Die Kultur des Märtyrertodes“

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 „Die Kultur des Märtyrertodes“

 

 

Sobhe Sadeq ist das Organ der iranischen Pasdaran, der Revolutionsgarden. Zunächst wird ein Kommentar eines Bassiji-Intellektuellen dokumentiert. Dieser beschreibt, was eine wirkliche „Bassiji-Kultur“ sei und warum ein Bassiji nicht besiegbar sei. Bassiji waren die freiwilligen Einheiten, die im Iran-Irak-Krieg [1980-88] kämpften und zum Vorbild aller islamistischen Selbstmordattentäter wurden.

Während der Märtyrerkult als ein Ideal menschlichen Verhaltens dargestellt wird, wird die Lobbyarbeit des American Israel Public Affairs Committee [AIPAC] in einem weiteren Artikel dieser Zeitung angegriffen.

 

 

 „Nur das Streben nach der Kultur des Märtyrertodes gewährleistet den Sieg des irakischen Volkes“

 

Und stolz schrieb Ehssan Ayati in derselben Zeitung am 29.11.2007 über die Bassiji, die eine „Kultur des Märtyrertums“ haben:

„Der Geist des Strebens nach dem Märtyrertod und der Furchtlosigkeit vor dem Tod gehört zu den wichtigen Punkten die mit dem Islam und mit der islamischen Revolution zustande gekommen ist. In der göttlichen Kultur und im Islam gibt es kein Nichts. Der Tod ist der Beginn einer ewigen Existenz.“

 

Weiter heißt es:

„Das Martyrium ist eine Form des großen Jihad[1] und mischt sich manchmal mit dem kleinen Jihad und wird zur Hoffnung aller Frommen.“

Ayati meint, dass man nicht nur im Kampf und im militanten Widerstand  zum Märtyrer[2] werde. Wenn man „nicht egoistisch und nicht selbstsüchtig“ sei, könne man sich als Märtyrer sogar besser als im Krieg siegreich verhalten. Er fährt fort: „Ein Märtyrer denkt gar nicht an sich selbst, sondern nur an Gott und verschenkt sogar sein Leben.“ 

 

Der wahre Geist des Jihads und des Märtyrertums könne noch nicht einmal mit Waffengewalt bekämpft werden. Ayati meint, dass keine Macht in der Welt Menschen bekämpfen könne, die folgender Parole folgen: „Wir  erledigen lediglich unsere Aufgabe und interessieren uns nicht für das Ergebnis.“

 

Im Verständnis einer solchen Kultur gäbe es keinen Unterschied zwischen der Bedeutung des „Todes und des Sieges. Beide haben denselben Wert und es gibt keine Niederlage.“

 

Ayati fährt fort: „Damals [Während der islamischen Revolution im Jahre 1979] stand ein ganzes Volk mit leeren Händen gegen die ganze Welt. Das iranische Volk hat nicht nur gesiegt, sondern seine Kultur an viele unschuldige Völker exportiert. Khomeini sagte schon: Wir müssen überall in der Welt Hisbollah-Zellen gründen. Wir müssen weltweit neue Fronten[3] errichten, um den weltweiten Sieg zu erlangen. Wir sind auch Zeugen davon, wie die Zweige und Blätter der Hisbollah jenseits der Grenzen die Schnauze der Supermächte auf den Boden hauen. Das ist nichts als die Kultur des Martyriums und des Widerstandes, bis zum Märtyrertod.“

 

Dann vergleicht der Autor den Kampf der Bassiji mit den Kämpfen in Algerien und Vietnam:  „Die verlorenen Völker, die keine Kultur des Martyriums haben und nur mit nationalistischen Parolen ins Feld ziehen, haben viel mehr menschliche Opfer als wir in einem Krieg. Auch nach einem Krieg werden sie weder eine erstrebenswerte Wirtschaft noch Sicherheit besitzen. Nehmen wir Algerien als Beispiel: Zwei Millionen Menschen mussten sterben. Korea und Vietnam auch zwei Millionen Tote. Am Ende haben sie weder gesiegt noch konnten sie ihre Wirtschaft verbessern und Sicherheit garantieren. Nach so vielen Toten kann man sie trotzdem nicht zu den unabhängigen Staaten zählen.“

 

Und er glaubt, dass die libanesische Hisbollah Israel besiegt habe:

„Wie wir aber gesehen haben, besiegte die Hisbollah das Besatzungsregime in 33 Tagen. Auch die Anzahl der Toten auf der Seite der Hisbollah hielt sich in Grenzen. Ein gegenteiliges Bild sehen wir aber gegenwärtig im Irak, wo das irakische Volk sich den amerikanischen und britischen Besatzern ergeben hat. Im Irak sterben täglich viele Menschen. Wenn aber die Kultur des Strebens nach dem Märtyrertod im Irak Fuß fassen würde, wäre der Sieg des unschuldigen irakischen Volkes garantiert.“[4]

 

Und Bassiji-General, Hassan Bakhtiari, beklagt das zu kleine Budget der Bassiji. Daher sei man bestrebt sich „qualitativ und nicht mehr quantitativ aufzurüsten.[5]

 

„Im Strudel der zionistischen Lobby“

 

Ali Tatmaj schreibt in einem Artikel des Organs der iranischen Revolutionsgarden, der Pasdaran:

„Die zionistische Lobby hat stets die Interessen Tel-Avivs in den Vereinten Nationen vertreten. Diese versucht nun die Konflikte zwischen den Demokraten und Republikanern in einem Gleichgewicht zu halten, um ihre Ziele besser durchzusetzen..“

Das Weiße Haus und der Kongress seien indessen nur damit beschäftigt der zionistischen Lobby zu helfen. Eine Analyse der Politik und der Wirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika führe zu der Erkenntnis, dass dieser Staat „vollständig von der zionistischen Lobby beherrscht“ werde.

 

Die AIPAC und einige andere zionistischen Gruppen haben sich dem Intellektuellen der Revolutionsgarden zufolge zu den wichtigsten politischen und wirtschaftlichen Akteuren entwickelt. Tatmaj hebt die Arbeit der zionistischen „Lobby“ bei den Zwischenwahlen für den US-Kongress hervor.

 

Tatmaj schreibt: „Die Juden haben einen Rekord geschlagen und sind mit 30 Abgeordneten im Kongress vertreten. Sie sind dabei, ein Gleichgewicht zwischen beiden dort existierenden Gruppen herzustellen, damit keine Seite als Sieger hervorgehen kann. Sie versuchen beide, sowohl die Demokraten als auch die Republikaner, unter ihren Einfluss zu bringen.“

 

Die jüdischen Abgeordneten würden die Widersprüche zwischen den Republikanern und Demokraten verschärfen um sie beide für ihre eigene Politik und Interessen zu vereinnahmen.

 

Tatmaj geht zunächst auf die Haltung der Demokraten ein und schreibt:

„Seit der Gründung des zionistischen Regimes haben die Demokraten die Zionisten am meisten unterstützt.“ In ihrer Regierungszeit hätte die USA den „Zionisten“ besondere militärische, wirtschaftliche und politische Hilfe zukommen lassen, viel mehr als unter den Republikanern. Es heißt weiter:

 

„Gegenwärtig sind die Demokraten lediglich im Kongress aktiv und bereiten sich für die Wahlen im Jahre 2008 vor.“ Die jüdischen Demokraten würden im Kongress versuchen, jetzt schon Bedingungen zu schaffen, damit die wirtschaftliche und militärische Hilfe auch in Zukunft zugunsten der „Zionisten“ bestehen bleibe. Die Demokraten würden schon jetzt eng mit AIPAC zusammenarbeiten.

 

Und über die Haltung der Republikaner meint der Autor, dass seit 6 Jahren das Weiße Haus die „ursupatorischen Zionisten in den besetzten Gebieten unterstützen“ würde. Die Nutznießer seien die Zionisten. Die Neokonservativen haben Tatmaj zufolge eine gemeinsame Politik mit den Zionisten entwickelt, um gleichzeitig die Demokraten im Kongress zu schwächen. „Es gibt eine Symmetrie in der Vorgehensweise der USA im Irak und der Zionisten. Die Amerikaner verstärken ihre Militärpräsenz im Irak und die Zionisten stürmen Ost-Jerusalem.“ Gleichzeitig würden die Zionisten im Kongress für Bush Lobbyarbeit betreiben, damit dieser „über die Verbrechen und Expansionspolitik des zionistischen Regimes schweigt.“

 

Im Hinblick auf die Wahlen 2008 würden die Zionisten versuchen, beide Seiten unter Kontrolle zu haben. Nie würden sie sich vor den Wahlen politisch positionieren, damit sie sich „einerseits die wirtschaftlichen Vorteile durch die Unterstützung der Demokraten absichern und andererseits die internationale Unterstützung zugunsten des zionistischen Regimes seitens der Republikaner bekommen.“ Infolge dieser Politik habe die zionistische Lobby es erreicht, dass die US-Regierung in Washington mehrere Milliarden US-Dollar für das zionistische Regime ausgegeben habe, um gegen die „palästinensische Einheitsregierung der Hamas“ zu opponieren. Das Ziel der Zionisten sei, die Konflikte zwischen beiden Parteien zu schüren, damit sie in den „Strudel der zionistischen Lobby geraten.“[6]

 

 

 


ISNA, Juli 2006

Satellitenschüssel – einziger Zugang zur „Außenwelt“ – werden vom Dach eines Hauses entfernt.

http://www.flickr.com/photos/65659849@N00/224275880/

 

 

 

 



[1] Die meisten heutigen islamischen Gelehrten unterscheiden zwischen einem geistigen sogenannten „großen Jihad“ und einem physischen „kleinen Jihad“, der auch den militanten Terrorismus beinhaltet.

[2] Der Autor verwendet offenbar bewusst sowohl den Begriff Martyrium/Esteshhad als auch Jihad und setzt sie in einem gleichen Sinnzusammenhang ein.

[3] Wörtlich: Kriegsgräben!

[4] Sobhe Sadeq, 29.2.2007

[5] ebenda

[6] Sobhe Sadeq 12.3.2007

 

 

 


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