Iran: Die Pasdaran und der Revolutionsexport

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Iran: Die Pasdaran und der Revolutionsexport*

 
 
Wahied Wahdat-Hagh von Wahied Wahdat-Hagh, Kolumnist für WELT DEBATTE
 
 
Die USA wollen die Pasdaran auf ihre Terrorliste setzen. Begründung: Die iranischen Revolutionsgardisten würden Aufständische in Irak und in Afghanistan unterstützen. Dies wird hierzulande als eine Konfrontationspolitik der Amerikaner wahrgenommen. Ein Blick auf die Geschichte der Pasdaran lohnt sich .

Die Meldung kam für viele überraschend. Die USA beabsichtigen, die Pasdaran auf ihre offizielle Terrorliste zu setzen. In den deutschen Medien wurde über die Motive spekuliert. Suchten die USA einen Grund für einen Militärschlag? Oder sollte der Iran als Sponsor des Terrorismus „gebrandmarkt“ werden? Oder sollten die Revolutionsgarden mit extremistischen Gruppierungen wie Hisbollah gleichgesetzt werden?
In den deutschen Medien wird die Befürchtung geäußert, dass eine Einstufung der Quds-Einheiten der Pasdaran als terroristische Gruppe die innerislamistischen Streitgruppen des Staatsklerus wieder zusammenschweißen könnte.

Der Mythos des Demokratisierungspotentials der Islamischen Republik wird vor diesem Hintergrund wieder hoch gehalten, als ob wirklich die USA und Israel für die totalitäre Diktatur im Iran verantwortlich wären.

Wenn Mohtashemipour deutliche Worte spricht

Tatsache ist, dass auch khomeinistische „Reformer“, die sogenannten „Linksislamisten“ von Anfang an mit der Geschichte der Pasdaran und des iranischen Revolutionsexportes eng verbunden waren. Vor rund einem Jahr gab Seyyed Ali Akbar Mohtashemipour ein Interview in der Zeitung Sharq. Er war Anfang der 80er Jahre iranischer Botschafter in Syrien. Und bei den letzten Präsidentschaftswahlen war er einer der Sprecher des Ex-Präsidenten Mohammad Khatami. Mohtashempour gehört einer linksislamistischen Gruppe der Majma Rohaniune Mobares, der kämpfenden Geistlichkeit an.

In dem Interview wird er gefragt, ob es denn nicht besser gewesen wäre, die Zusammenhänge zwischen der Gründung der Hisbollah in Libanon und der Pasdaran nicht transparent zu machen. Er erwiderte: „Wir wollen doch nicht schmeicheln. Die Hisbollah war von Anfang an ein moralisches Kind von Imam Khomeini und der Islamischen Republik Iran.“

Die Hisbollah wurde in Iran ausgebildet

Welche Moralvorstellungen Seyyed Mohtashemipour hat, wird deutlich wenn er über seine Rolle bei der Gründung der libanesischen Hisbollah plaudert. Auf die Frage, woher die von ihm so bezeichnete „stärkste Guerillabewegung der Welt“ ihr Know-How habe, erwiderte er, dass ein Teil der Ausbildung im Iran stattgefunden habe, zumal die Hisbollah auch an dem achtjährigen Krieg gegen Irak teilgenommen habe. Er fuhr fort:

„Die Hisbollah ist teilweise im Libanon ausgebildet worden. Ayatollah Khomeini war dagegen, dass im Jahre 1982 Kräfte nach Syrien und Libanon geschickt werden. Nachdem das fünfte iranische Flugzeug Einheiten der Sepahe Pasdaran, der Bassiji und der Truppe Zolfaqar nach Libanon brachte, äußerte Ayatollah Khomeini seinen Einwand.“

Er sei dann aus Syrien nach Teheran gereist, um bei Ayatollah Khomeini vorstellig zu werden. Khomeini habe ihm deutlich gemacht, dass alle Kräfte an den Fronten gebraucht würden. Mohtashemipour zitiert Khomeini: „Wie können wir unsere Kräfte der Sepahe Pasdaran und der Bassiji nach Syrien und nach Libanon schicken, während wir sie doch für den Kampf im Irak und in der Türkei brauchen.“ Gegen Irak herrschte Krieg und die Türkei sei als Mitglied der NATO eine Gefahr.

Mohtashemipour fuhr fort: „Der Imam sagte, dass der einzige Weg, der existiere, darin bestehe die libanesische Jugend und andere Kräfte auszubilden, sie vorzubereiten und auszurüsten.“ Natürlich wurde auch hier von den islamischen Ideologen ein Verteidigungskrieg gegen Israel konstruiert.

Besonders interessant ist die Antwort auf die Frage, wie viele Hisbollah-Milizen von Iranern ausgebildet worden seien. Mohtashemipour erwiderte: „Solange ich in Syrien und im Libanon war, wurden mindestens 30 Ausbildungsgänge durchgeführt. In jedem Ausbildungsgang wurden mindestens 300 Libanesen ausgebildet. Danach wurde die Ausbildung fortgesetzt. Bis heute wurden mehr als 100.000 Personen direkt oder indirekt ausgebildet.“

Iranische Raketen in den Händen der Hisbollah

Dann verrät Mohtashemipour auch woher die heutigen Waffen der Hisbollah stammen und wozu sie dienen. Hisbollah verfüge über Raketen wie, „Raad-1, Raad-2 und über Katjuscha-Raketen, die 30 km in den israelischen Boden eindringen können. Die Hisbollah hat sogar Raketen von Kheibar-1, Kheibar-2 und Kheibar-3, die jeweils eine Reichweite von 70 km, 120 und 250 km haben.“ Diese Raketen stammen aus dem Iran und sind nach dem Rückzug der Israelis aus dem Libanon im Jahre 2000 in den Libanon gebracht worden.

Die iranischen Waffen dienen nicht zur Demokratisierung der Region, sondern als militärische Stütze einer Organisation, die einen islamischen Gottesstaat nach dem Modell des Iran aufbauen will.

Nachdem die USA angekündigt hatten, die Pasdaran auf die Terrorliste, auf der gegenwärtig 42 Organisationen aufgeführt sind, setzen zu wollen, wurden diese in den letzten Tagen von allen Kräften des Staatsklerus gelobt. Die Propagandamedien und die Politiker des Iran waren natürlich alle entrüstet über die US-Botschaft. Ein Mitglied des islamischen Parlaments, das zutreffender als Majless bezeichnet werden sollte, nannte die Pasdaran eine „heilige Institution“. Diese werde nie von den Angriffen der USA geschwächt werden. Ein anderes Mitglied des Majless vertrat die Position, dass die „Pasdaran ein Modell für die antiimperialistischen Staaten“ seien. Wiederum ein anderes Mitglied meinte, dass die „Pasdaran eine Organisation sind, die den Weltterrorismus bekämpft.“ Und wer sind aus der Perspektive der islamischen Diktatur die Unterstützer des Terrorismus: USA, Israel und manche arabische Staaten.

Und für 211 Mitglieder dieses undemokratischen Gremiums des Majless, die eine Erklärung abgegeben haben, stellt sich das Problem wie folgt: „Wenn es keinen Sepahe Pasdaran gäbe, gäbe es auch keinen Staat.“ Die Pasdaran seien ein Dorn im Auge der Amerikaner.

Kein Terrorist?

Was für eine Erkenntnis bringt es mit sich, wenn Scheikh Fadlallah nach der Entführung des amerikanischen Journalisten, Terry Andersen, vor mehr als 20 Jahren sagte: „Wir betrachten uns selber nicht als Terroristen.“ War es nicht die Hisbollah, die die TWA 847 Maschine am 24 Juni 1985 entführte? Ist es nicht die Hisbollah, die neben Hamas und Jihade Islami vom Iran unterstützt werden und Israel zerstören wollen? Treffen sich diese Organisationen nicht regelmäßig in Teheran und halten gemeinsame Konferenzen ab, wie man die „wahre Demokratie“ so wie diese im Iran verwirklicht worden ist, überall in der islamischen Welt durchsetzen muss? Haben nicht arabische Medien noch vor einem Jahr der Hisbollah vorgeworfen nicht libanesischen, sondern iranischen Interessen zu dienen?

Wäre es bei dieser Vorgeschichte so erstaunlich, wenn die Qods-Einheiten der Pasdaran bei der Durchführung der Ziele des iranischen Revolutionsexports in Afghanistan und in Irak die „imperialistischen Feinde“ zu schwächen versuchten? Zumal Seyyed Mohtashemipour in seinem Interview in der Zeitung Sharq, die inzwischen aus ganz anderen Gründen verboten worden ist, betonte, dass der Iran Sunniten und Schiiten gleichermaßen „helfe“?

Ob die US-Regierung die Pasdaran, d.h. ein Zweig der iranischen Armee, als eine terroristische Organisation einstuft, wird die Geschichte noch zeigen. Nicht in Vergessenheit geraten sollte die Tatsache, dass es ein Berliner Gericht war, das im Mykonosprozess den Vorwurf des Staatsterrorismus gegen den Iran erhob. Und verantwortlich für den Staatsterrorismus sind unter anderem, namentlich genannt, Hashemi Rafsanjani, der von einigen Experten so gerne als eine Alternative für den Präsident Ahmadinejad gehandelt wird.

 

 

 

*Zuerst veröffentlicht bei WELT Online. Für die Rechte zur Weiterveröffentlichung bedanken wir uns beim Autor.

 

 


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