Shirin Ebadi fordert die Kontrolle durch die UNO

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Shirin Ebadi fordert die Kontrolle durch die UNO

 

 

Shirin Ebadi, Juristin, Menschenrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin, hat Louis Arbour, Hochkommissarin für Menschenrechte der Vereinten Nationen, aufgefordert sich um die Lage der Frauen in Iran zu kümmern.

 

 

Der 27. August war der Jahrestag der Gründung der Kampagne „Eine Million Unterschriften zur Änderung der diskriminierenden Gesetze“.[1]

Vor diesem Hintergrund warf Shirin Ebadi der iranischen Regierung und den staatlichen Instanzen des Iran vor, die Aktivistinnen der iranischen Frauenbewegung, die sich für die Menschenrechte der Frauen einsetzen, permanent zu verhaften. Ebadi zufolge sind in den letzten Monaten über 50 Aktivistinnen der Frauenbewegung inhaftiert worden. Manchen von ihnen warf man sogar „Aktivitäten gegen die nationale Sicherheit“ vor.

 

Ebadi forderte in einem Schreiben an Louis Arbour, UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, die Einrichtung einer Untersuchungskommission, die die Situation der Frauen im Iran untersucht. Ebadi meint, dass eine spezifisch auf die Lage der Frauen sich konzentrierende UNO-Berichterstatterin in den Iran geschickt werden müsse. [2]

 

Ebadi hatte sich einige Tage zuvor in einem Interview mit der Exilzeitung Rooz gegen die „Hinrichtung von Kindern“ gewandt. Die Friedensnobelpreisträgerin ist gemeinsam mit Müttern verhafteter Menschenrechtlerinnen aktiv geworden. Sie hob die Brutalität der Folter in den iranischen Gefängnissen hervor. Es sei schwer Folterspuren nachzuweisen, wenn Gefangene nach langem Gefängnisaufenthalt wieder freigelassen werden. Zumal Einzelhaft an sich eine „Art Folter“ sei. Die Psychologen sprächen von „weißer Folter“.

Immer wieder weist Ebadi auf die Hinrichtung von Menschen unter 18 Jahren hin. Sie betonte: „Das Todesurteil gegen Kinder wird ohne weiteres verhängt. Ich habe die Akten eines Todesurteils, das sich in der Stadt Saweh ereignet hat. Mein Mandant war nur 15 Jahre alt, als er die Strafe beging, aber er hat ein Todesurteil bekommen. Auch im Revisionsverfahren wurde das Urteil bestätigt. Wir versuchen die Hinrichtung zu verhindern. Ich weiß aber nicht, ob wir erfolgreich sein werden.“ [3]

 

Die Frauenaktivisten wollen unter anderem Gesetze ändern, wonach beispielsweise „ein neunjähriges Mädchen vollständig strafmündig“ ist. Todesstrafen können demnach auch gegen Mädchen verhängt werden.

 

Eine weitere rechtliche Diskriminierung ist beispielsweise, dass Frauen nach dem islamischen Strafgesetz nach einem Unfall  halb so viel Schmerzensgeld wie ein Mann erhalten, auch wenn ihre Schuld nicht nachgewiesen werden kann. Ein Vater darf sogar seine 13-jährige Tochter an einen 70-jährigen Mann verheiraten. [4]

 

 

Schulmädchen-Kopftuch-Uniformen

 

Schulmädchen sollen nach einem jüngst beschlossenen staatlichen Plan streng uniformierte Kopftücher tragen.[5] Die Angaben über die Kosten der staatlichen Maßnahmen zur Disziplinierung von Schulmädchen werden  zwischen 5 bis 10 Millionen Euro angegeben.[6]

 

Im Iran gehen 7,5 Millionen Mädchen zur Schule. Eine Mitarbeiterin des iranischen Bildungsministeriums sagte, das Kopftuch, Hijab, werde in Zukunft „sittsam“ angezogen werden müssen. Vorgesehen ist offenbar eine strenge Hijabform, die den ganzen Kopf bedeckt. Für den langen Mantel kämen verschiedene „Moden“ in Frage. Im Bildungsministerium sei ein spezieller „Rat“ gegründet worden, der sich um Fragen des Kopftuches und der „Sittlichkeit“ landesweit kümmern werde.[7]

 

Rooz berichtete, dass alle Schuldirektoren Anleitungen, die auf einer CD kopiert sind, bekommen haben. Darin werde genau beschrieben, wie die Mädchenkleidung auszusehen habe. Die Schuldirektoren könnten jedoch „unabhängig“ über die Farbe der Kopftücher entscheiden.

Rooz berichtet, dass die strenge Bekleidung von Frauen zwar immer wieder in den letzten Jahren diskutiert wurde. Aber die Regierung von Ahmadinejad sei jetzt entschlossen einen  Plan der „Sittlichkeit“ in allen Mädchenschulen des Landes durchzusetzen.[8]

 

 

Iranische Sportlerinnen setzen sich ab

 

Die iranische Frauen-Ruder-Nationalmannschaft hat in den letzten Wochen eine Krise erlebt. Eine Sportlerin setzte sich in Deutschland und zwei in den Vereinigten Staaten von Amerika ab. Sie haben jeweils Asylanträge gestellt. Die Sportlerinnen sind Mitglieder der iranischen Nationalmannschaft. Der Vorsitzender der Föderation der Ruderbootsportlerinnen sagte dazu: „Wir verfügen in einem Fall über einen Scheck von ca. 16.000 Euro und über ein Zeugnis.“ Wenn die Sportlerinnen nicht zurückkehren würden, gingen die Wertgegenstände in den Besitz der Föderation. Später wurde berichtet, dass die in die USA geflohenen Frauen von der iranischen Nationalmannschaft ausgeschlossen worden seien.

 

Eine US-amerikanische Rudermannschaft hatte vier iranische Sportruderinnen eingeladen. Eine der Trainerinnen, die für die Organisation der Reise verantwortlich war, habe sich Rooz zufolge ebenfalls mit ihrer Tochter in den USA abgesetzt. Immer wieder nutzen Sportler und Sportlerinnen Einladungen im Ausland dazu, aus dem Iran zu fliehen. [9]

 

 

Im Iran wird nicht über den Frauensport berichtet

 

Über den iranischen Frauensport wird kaum im staatlichen Fernsehen des Iran berichtet. Iranische Männer dürfen sich Frauen-Fußball nicht anschauen. Aber ausländische Männer dürfen beispielsweise im Ausland zuschauen, wie iranische Frauen Fußball spielen. Kürzlich eine jordanische Frauen-Fußballmannschaft gegen die iranische gespielt. Zwar war keine iranischen Männer zum Spiel zugelassen, aber die jordanischen Männer schon. 

 

Diese Absurdität der Gesetze wird im Iran durchaus erkannt. Immer wieder werden daher Stimmen laut, die diesen Zustand beklagen. Beispielsweise sagte Frau Abolqassemi, leitendes Mitglied der iranischen Sportföderation: „Wenn Sie heute einfache Leute auf den Straßen über den Frauenfußball befragen, werden diese erstaunt fragen, ob Frauen überhaupt Fußball spielen? Denn im Iran wird gar nicht über den Frauensport berichtet. Zumindest steht ein Gespräch über den Frauensport nicht im Widerspruch mit der Scharia,“ sagte sie.

 

Zahra Puramin, Mitglied der iranischen Frauen-Judo-Föderation beschwerte sich gegenüber der Zeitung Rooz, dass viele Iraner die männlichen Sportler kennen würden, aber die Frauen nicht. Mit einer loyalistischen Überzeugung meinte sie, dass auch „muslimische Frauen durchaus ein „Mittel für Propaganda“ sein können. Aber die herrschenden Verhältnisse haben unseren Kontakt mit der Welt abgebrochen.“

 

Dr. Farideh Hadewi, Fußballtrainerin, meinte, dass es ungerecht sei, wenn „Schauspielerinnen die Chance bekommen, dass alle ihre Gesichter kennenlernen, aber eine Sportlerin, die in einem gesunden und sportlichen Umfeld aktiv ist, hat diese Chance nicht.“ [10]

 

 

Verhaftungen in einer Provinz

 

Baztab berichtete am 14. August, dass in den Wochen davor allein in der am kaspischen Meer gelegenen Provinz Gilan 3.925 Frauen verhaftet wurden. 25.214 Frauen wurden verwarnt. Mehr als 1.849 Frauen mussten in dieser Provinz, wo die Iraner meist Sommerurlaub machen, schriftlich versprechen, dass sie nie wieder ihr Kopftuch „unsittlich“ tragen.[11]

 

Die Polizei und die Medien propagieren, dass die nicht-Beachtung der Kleiderordnung die Kultur des Landes verwandle und zu einer Kulturinvasion aus dem Ausland führe.[12]

 

 

 

 


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