Deutsch-iranische Wirtschaftsbeziehungen / Germany’s Economic Ties to Iran

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Deutsch-iranische Wirtschaftsbeziehungen

Hintergrundinformation

UPDATE vom 7.11.07

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte am 25. September 2007, Teheran müsse beweisen, nicht am Bau von Atomwaffen zu arbeiten. Sollte dies nicht gelingen, werde sie sich für schärfere Sanktionen gegen Iran einsetzen. [1] Deutschland arbeite gemeinsam mit seinen Partnern für eine diplomatische Lösung des Konflikts, versicherte die Kanzlerin am 6. November 2007. Dazu gehre auch, dass Deutschland entschieden zu weiteren Sanktionen bereit sei, falls die Führung in Teheran nicht einlenkt. [2]

In ähnlicher Weise äußerte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier Zweifel über Teherans Behauptung, dass sein Atomprogramm ausschließlich friedlichen Zwecken dient. Die Bundesregierung versucht, eine starke internationale Koalition zu bilden. Gemeinsam wolle man Sanktionen gegen Iran durchsetzen, falls er die Forderungen der internationalen Gemeinschaft nicht erfüllt. Gleichzeitig suche man nach einer politischen Lösung. [3]

Deutschland ist mit einer Außenhandelsbilanz von jährlich $5 Milliarden Irans größter Exportpartner. Seit zwei Jahren reduziert Deutschland den Handel mit der Islamischen Republik schrittweise. Trotzdem machen etwa 1.700 deutsche Unternehmen Geschäfte mit Iran, darunter Krupp, Hoechst, Siemens und BASF. Die Bundesregierung unterstützt diese Investitionen durch öffentliche Subventionen (Hermes-Bürgschaften).

Deutsche Investitionen in Iran:

– Rund zwei Drittel der iranischen Industrie stützen sich auf Maschinen und Anlagen deutschen Ursprungs, so Michael Tockuss, ehemaliger Präsident der deutsch-iranischen Industrie- und Handelskammer in Teheran. Die Iraner sind eindeutig auf deutsche Ersatzteile und Zulieferer angewiesen. [4] Dies entspricht etwa 0,5 Prozent des deutschen Exportvolumens.

– Deutsche Unternehmen versuchen, ihre mit Teheran abgeschlossenen Verträge nicht öffentlich werden zu lassen, schrieb das Handelsblatt im Januar 2007. Alles, was das US- Geschäft tangieren könnte, ist tödlich. Siemens wollte beispielsweise öffentlich keine Kommentare zu seinem Lokomotivgeschäft abgeben. [5]

– 2007 stellten drei große deutsche Banken ihre Iran-Geschäfte ein: Die Dresdner Bank begründete ihren Rückzug im August mit dem erhöhten „bürokratischen Aufwand. Die Financial Times Deutschland berichtete, die Kreditlinie für Iran-Geschäfte umfasste bei der Dresdner schon 2006 nur noch einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag und war von da aus schon auf einen zweistelligen Millionenbetrag in 2007 gesenkt worden. [6] Im Juli stellte die Deutsche Bank ihre Aktivitäten ein und folgte damit dem Beispiel der Commerzbank. [7]

Beispiele für deutsche Großkonzerne, die in Iran investieren:

Siemens: Laut Meldungen der Nachrichtenagentur IRNA unterzeichneten am 14. November 2006 die iranische Power Plant Projects Management Company (Mapna) und das deutsche Unternehmen Siemens ein Geschäft im Wert von 450 Millionen Euro (570 Millionen US-Dollar) für den Bau von 150 Lokomotiven für das iranische Eisenbahnnetzwerk. Das Geschäft sieht den Import von 30 komplett fertig gestellten Lokomotiven in den Iran in der ersten Phase und den Bau von 120 weiteren Lokomotiven im Iran im Laufe von sechs Jahren vor. Im Rahmen des Vertrags muss Siemens außerdem in zehn Jahren technisches Know-how an den Iran transferieren. [8] Im August 2003 hatte Siemens, ein Unternehmen mit Expertenwissen im Bau von Atomanlagen, einen Vertrag über die Lieferung von 24 Kraftwerken unterzeichnet. Um das Geschäft perfekt zu machen, musste sich Siemens zu einem Technologietransfer bei kleinen und mittleren Kraftwerken verpflichten. [9] 

BASF: BASF Iran ist seit 1959 aktiv und repräsentiert das gesamte BASF Portfolio, mit besonderem Schwerpunkt auf stark wachsenden Branchen wie Autos, Petrochemikalien (Katalysatoren) und Fasern. BASF Iran erzielte 2005 Umsätze in Höhe von etwa 70 Millionen Euro. [10] 

Bundesregierung vergibt Subventionen:

– 2007 haben europäische Exportversicherer Iran in die vorletzte und damit teuerste Kategorie herabgestuft, was die Kosten um 20 Prozent steigert. Akkreditive werden, wenn überhaupt, nur noch zu sehr ungünstigen Konditionen bestätigt. [11] Die Bundesregierung reduzierte langsam ihre Kreditgarantien für Exporte nach Iran. Während 2005 $2 Milliarden für die Absicherung des Handel mit Iran zur Verfügung standen, sinken die Hermes-Bürgschaften 2007 auf rund $715 Millionen. [12]

– Bereits 2006 kam es zu einem erheblichen Rückgang des Deckungsvolumens um 40 Prozent auf rund 900 Millionen Euro (Vorjahr: 1,4 Milliarden Euro). Neben der Absicherung von kurzfristigen Handelsgeschäften wurden noch Exportgarantien für mittel- und langfristigen Projekte in den Bereichen Petrochemie und Schaumstoffherstellung übernommen. [13]

– Nach wie vor gewährt die Bundesregierung weitere Hermes-Bürgschaften für Iran-Geschäfte. Man werde diese Praxis nicht auf Grund neuer politischer Vorgaben ändern, sagte der Bundeswirtschaftsminister noch im Februar 2007: Es sind auch weiterhin Deckungen von Iran-Geschäften möglich. [14] Im September unterstützte iXPOS eine Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums eine Veranstaltung der Internationalen Handelskammer in Darmstadt über das „positive wirtschaftliche Zukunftspotential“ des Iran. [15]

Handelsvolumen Deutschland-Iran 2002-06 [16]:

2002 Exporte in den Iran 2.234 Millionen Euro
(+16 %)
  Importe aus dem Iran 320 Millionen Euro
(-21 %)
2003 Exporte in den Iran 2.678 Millionen Euro (+20 %)
  Importe aus dem Iran 290 Millionen Euro
(-9 %)
2004 Exporte in den Iran 3.574 Millionen Euro
(+33 %)
  Importe aus dem Iran 391 Millionen Euro (+35 %)
2005 Exporte in den Iran 4.429 Millionen Euro
(+24 %)
  Importe aus dem Iran 462 Millionen Euro
(+18 %)
2006 Exporte in den Iran 4.110 Millionen Euro
(-7 %)
  Importe aus dem Iran 410 Millionen Euro
(-10 %)

2007: Umsatz Januar-Juli: -18% im Vergleich zum 1. Halbjahr 2006 [17]

 Erstellt am 17. September 2007
Zuletzt geändert: 7. November 2007

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[1]
Iran muss beweisen, dass es die Atombombe nicht will, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26/09/07, http://www.faz.net/s/Rub8ABC7442D5A84B929018132D629E21A7/Doc~E79291611F6964F1A9FFF96F3076AE7FF~ATpl~Ecommon~Scontent.html
„Der Iran bedroht die ganze Welt“, Welt, 15.10.07. http://www.welt.de/politik/article1265047/Der_Iran_bedroht_die_ganze_Welt.html
[2] Merkel hebt deutsche Verantwortung für Israel hervor, Süddeutsche Zeitung, 11.06.07. http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/865/141559/
[3] A time to seize opportunities, Haaretz, 02.11.07. http://www.haaretz.com/hasen/pages/ShArtVty.jhtml?sw=steinmeier&itemNo=919559
[4] Wirtschaft drohen Milliardenverluste, Interview with Michael Tockuss, Focus 13.02.06. http://www.focus.de/finanzen/news/deutschland-iran_nid_24866.html;
Kathrin Erdmann, Deutsche Wirtschaft im Iran verunsichert, DW-World.de, 06.10.05.
http://www.dw-world.de/dw/article/0,1564,1730976,00.html
[5] USA drängen deutsche Firmen aus Iran, Handelsblatt, 11.01.07. http://www.handelsblatt.com/news/Unternehmen/Banken-Versicherungen/_pv/grid_id/1190224/_p/200039/_t/ft/_b/1202748/default.aspx/usa-draengen-deutsche-firmen-aus-iran.html
[6] Dresdner Bank stellt Iran-Geschäfte ein, Financial Times Deutschland, Angela Maier (Frankfurt) and Mark Schieritz (Teheran), 21.08.07. http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienstleister/:Dresdner%20Bank%20Iran%20Gesch%E4fte/242188.html
[7] Contra Iran, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.07, S. 9.
[8]
Iran, Siemens sign $570mn train deal, AFP/Middle East Times, 14.11.06. http://www.metimes.com/storyview.php?StoryID=20061114-095520-1324r
[9] Kathrin Erdmann, Ebd.
[10]
BASF Iran: http://www.basf.co.ir/
[11] Sanktionen verhindern neue Großprojekte in Iran, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.07.07, S. 9.
„Ausfuhrgewhrleistungen der Bundesrepublik Deutschland. Das Geschäftsjahr 2006 im Überblick,“ BMWi S. 66.
http://agaportal.de/pdf/jahresbericht/aga_jb_2006.pdf
[12] Mufson, Steven; Wright, Robin: „Iran Adapts to Economic Pressure,“ Washington Post, 29.10.07, http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2007/10/28/AR2007102801424_pf.html
[13] „Ausfuhrgewährleistungen der Bundesrepublik Deutschland. Das Geschäftsjahr 2006 im Überblick,“ BMWi p. 65. http://agaportal.de/pdf/jahresbericht/aga_jb_2006.pdf
[14] Nachrichten für Außenhandel, 22.2.07.
[15]
„Iran – Marktchancen für deutsche Exporteure,“ IHK Darmstadt Rhein Main Neckar: http://www.ixpos.de/Content/de/Termine/Import/DIHK/12/125__93.html
[16] Auswärtiges Amt: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Iran/Bilateral.html
[17] Bundesagentur für Außenwirtschaft, „Wirtschaftstrends kompakt – Iran, Jahresmitte 2007“
http://www.bfai.de/ext/anlagen/PubAnlage_3526.pdf 

 


 

Germany’s Economic Ties to Iran

Updates Fact Sheet

German Chancellor Angela Merkel said on 25 September 2007, it is up to Tehran to prove that it doesn’t develop nuclear weapons, otherwise she will support tougher sanctions against Iran. [1] We are looking, together with our partners, for a diplomatic solution, Merkel reiterated on Tuesday, 6 November 2007. Part of that is that Germany, if Iran does not give way, is prepared for further and tougher sanctions.“ [2]

Similarly, Germanys Minister of Foreign Affairs Frank-Walter Steinmeier is skeptical about Tehran’s claims that its nuclear program is designed for peaceful purposes only. He said that the German government has been trying to build a strong international coalition to agree on a common approach that would impose sanctions on Iran for failing to comply with the demands of the international community, while, at the same time, trying to find a political solution to the problem. [3]

With a trade balance of $5 billion per year, Germany is the largest exporter to Iran. For the last two years Germany has been gradually shrinking its business dealings with the Islamic Republic. However, some 1,700 German firms continue to do business with Iran, including Krupp, Hoechst, Siemens and BASF. The German government supports investments through public subsidies.

Germany’s overall investment in Iran:

– Some two thirds of Iranian industry relies on German engineering products, said Michael Tockuss, former President of the German-Iranian Chamber of Commerce in Tehran. The Iranians are certainly dependent on German spare parts and suppliers. [4] This trade accounts about 0.5 percent of Germanys annual exports only.

– German companies are trying not to publish their contracts with Tehran, the German business paper Handelsblatt wrote in January 2007. Everything that could affect the U.S. market is deadly. Siemens for example, did not comment officially on its locomotives deal. [5]

– In 2007, three large German banks announced plans to pull the plug on their activities in Iran. Dresdner Bank pulled back in August citing excessive „bureaucratic expenses.“ The Financial Times Deutschland said the bank’s 2006 lending in Iran amounted to the low end of the hundreds of millions of Euros, and had fallen to double digits in 2007. [6] In July, Deutsche Bank backtracked from its activities in Iran. In doing so, it followed the footsteps of Commerzbank[7]

Examples of major German corporations investing in Iran:

– Siemens: On 14 November 2006, Irans Power Plant Projects Management Company (Mapna) and Germany’s Siemens signed a deal worth 450 million ($570 million U.S.) to build 150 locomotives for the Iranian railway network, the official news agency IRNA reported. [8] In August 2003, Siemens, a firm with expertise in nuclear power station construction, signed a contract to deliver 24 power stations. To complete the deal, Siemens had to commit itself to technology transfer with regard to small and medium-sized power stations. [9] 

– BASF: BASF Iran has been active since 1959 and represents the entire BASF portfolio, with a special emphasis on strongly growing industries like automotive, petrochemicals (catalysts), and fiber. BASF Iran had a turnover of around 70 million in 2005. [10]

The German government provides subsidies:

– In 2007, European export assurers placed Iran within the most expensive category, which means an augmentation of charges at 20 percent. Bank credits are, if at all, only being approved in case of adverse conditions. [11] Germany has been slowly reducing banking exposure and government credit guarantees for exports to Iran, thus shrinking potential for losses in the event of a confrontation with Tehran. While in 2005 the government issued about $2 billion of credit guarantees for trade with Iran, which helped companies do business that might otherwise be too risky, officials said that in 2007 the guarantees will drop to about $715 million. [12]

– Already in 2006, the limited coverage coupled with the tense political situation lead to a 40 percent decrease in the volume of coverage to approximately 900 million Euro (previous year: 1.4 billion Euro). Along with cuts in short-term commercial transactions, export guarantees were also reduced for intermediate-term and long-term projects in the sector of petro-chemistry and the manufacture of foam plastic. [13] 

– However, in February 2007, Germanys Minister for the Economy announced that the German government plans to grant further Hermes export credit guarantees for trade with Iran. The policy will not be changed just because of new political obstacles. Iran-related export credit guarantees are still available. [14] In September, iXPOS -an initiative of Germanys Ministry of Economics- supported an event by the International Chamber of Commerce in Darmstadt on market opportunities in Iran. [15] 

2002

Exports to Iran    EUR 2,234 million (+16%)

Imports from Iran  EUR 320 million (-21%)

2003

Exports to Iran    EUR 2,678 million (+20%)

Imports from Iran EUR 290 million (-9%)

2004

Exports to Iran    EUR 3,574 million (+33%)

Imports from Iran EUR 391 million (+35%)

2005

Exports to IranEUR 4,429 million (+24%)

Imports from Iran EUR 462 million (+18%)

2006

Exports to IranEUR 4,110 million (-7%)

Imports from Iran EUR 410 million (-10%)

2007

Turnover January-July  -18%, compared to same period 2006


Last update: 07 November 2007
 


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1 Iran muss beweisen, dass es die Atombombe nicht will, FAZ, 26/09/07 
„Der Iran bedroht die ganze Welt“, Welt, 15/10/07

2 Merkel hebt deutsche Verantwortung für Israel hervor, Süddeutsche Zeitung, 11/06/07
3 A time to seize opportunities, by Adar Primor, Haaretz, 02/11/07
4 Wirtschaft drohen Milliardenverluste, Interview with Michael Tockuss, Focus 13/02/06. 
 Kathrin Erdmann, Deutsche Wirtschaft im Iran verunsichert, DW-World.de, 6/10/05. 
5  USA drängen deutsche Firmen aus Iran, Handelsblatt, 11/1/07.
6  Dresdner Bank stellt Iran-Geschäfte ein, Financial Times Deutschland, Angela Maier (Frankfurt) and Mark Schieritz (Teheran), 21/8/07.
7  Contra Iran, FAZ, 30/7/07, S. 9.
8  Iran, Siemens sign $570mn train deal, AFP, 14/11/06.
9
  Kathrin Erdmann, Ibid.
10  http://www.basf.co.ir/
11
  Sanktionen verhindern neue Großprojekte in Iran, FAZ, 30/7/07, S. 9.

„Ausfuhrgewährleistungen der Bundesrepublik Deutschland. Das Geschäftsjahr 2006 im Überblick,“ BMWi S. 66.
 
12  Mufson, Steven; Wright, Robin: „Iran Adapts to Economic Pressure,“ Washington Post, 10/29/07 
13  „Ausfuhrgewährleistungen der Bundesrepublik Deutschland. Das Geschäftsjahr 2006 im Überblick,“ BMWi p. 65.  
14  Nachrichten für Außenhandel, 22/2/07.
15  „Iran – Marktchancen für deutsche Exporteure,“ IHK Darmstadt Rhein Main Neckar: 
16
  German Federal Foreign Office: 
17  Bundesagentur fr Außenwirtschaft, „Wirtschaftstrends kompakt – Iran, Jahresmitte 2007“ 

 

 

 


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