Chronologie: Irans Atomprogramm

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Chronologie: Irans Atomprogramm

2002-2007 

 

August 2002: Iranische Exilanten berichten vom Bau einer großen Uran-Anreicherungsanlage in Natanz und einer Schwerwasser-Analge in Arak. Teheran hat die Vereinten Nationen nicht informiert. [1]

Dezember 2002: US-Satellitenfotos bestätigen den Bau der Anlagen in Natanz und Arak. Die Vereinigten Staaten werfen Teheran vor, heimlich an einem Atomwaffenprogramm zu arbeiten. Iran stimmt Prüfungen durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zu.

Februar 2003: Der iranische Präsident Mohammad Khatami teilt mit, Iran habe mit der Uran-Förderung begonnen und plane einen nuklearen Brennstoffkreislauf. IAEA-Chef Mohammed ElBaradei reist mit Inspektoren zu Proben in den Iran.

Juni 2003: IAEA-Chef ElBaradei wirft Iran vor, nicht seine gesamte nukleare Arbeit offenzulegen.

August 2003: In Natanz werden Spuren von hoch angereichertem, waffentauglichem Uran gefunden.

September 2003: Nachdem zum wiederholten Mal hoch angereichertes Uran gefunden wurde, soll Iran ein freiwilliges Zusatzprotokoll unterzeichnen, das weitere Inspektionen ermöglicht.

Oktober 2003: Nach einem Treffen mit den Außenministern Frankreichs, Deutschlands und Großbritanniens erklärt sich Teheran formal bereit, das Zusatzprotokoll zu unterzeichnen und die Uran-Anreicherung einzustellen. Es gibt keine Hinweise, dass die Uran-Anreicherung eingestellt wurde.

November 2003: Nach Angaben von IAEA-Chef ElBaradei gibt es „keine Anzeichen“, dass Iran ein Atomwaffenprogramm verfolgt. Die Vereinigten Staaten widersprechen.

Dezember 2003: Iran unterzeichnet in Wien das Zusatzprotokoll der IAEA.

Februar 2004: Abdul Qadeer Khan, der „Vater der pakistanischen Atombombe“, soll Iran Atomwaffentechnologie verkauft haben.

Februar 2004: Einem Bericht der IAEA zufolge experimentiert Iran mit Plutionium-210, das den Bau von Atomwaffen ermöglicht. Iran beteuert abermals seine Uran-Anreicherung einzustellen, bricht aber sein Versprechen.

März 2004: Iran soll der IAEA bis 1. Juni 2005 sein gesamtes Atomprogramm offenlegen.

Juni 2004: IAEA kritisiert Teheran wegen des Imports von Magneten für Zentrifugen und weil es nicht „umfassend, pünktlich und proaktiv“ mit den Inspektoren kooperiert.

September 2004: IAEA fordert den Stopp der iranischen Vorbereitungen für eine Uran-Anreicherung im großen Maßstab. US-Außenminister Colin Powell nennt Iran eine wachsende Gefahr und ruft den Weltsicherheitsrat zu Sanktionen auf.

November 2004: Bei Gesprächen mit Frankreich, Deutschland und Großbritannien (EU-3) verspricht Iran, alle Anreicherungs-Aktivitäten vorübergehend einzustellen.

Januar 2005: IAEA-Inspektoren dürfen die geheime Anlage Parchin bei Teheran betreten.

April 2005: Iran plant die Uran-Anreicherung in Isfahan wiederaufzunehmen.

Mai 2005: Die EU-3 warnt davor, bei Wiederaufnahme der Uran-Anreicherung alle Handel- und Wirtschafts-Verhandlungen abzubrechen. Iran will bis Ende Juli detaillierte Vorschläge der Europäer abwarten.

August 2005: Hardliner Mahmud Ahmadinedschad wird iranischer Präsident. Teheran kündigt die „unumkehrbare“ Wiederaufnahme der Uran-Anreicherung an. Iran lehnt die jüngsten europäischen Vorschläge zur Beilegung der Atomkrise ab. Iran ernennt den konservativen Politiker Ali Larijani zum Atom-Chefunterhändler und nimmt Arbeiten am Brennstoffkreislauf bei Isfahan wieder auf.

2. September 2005: Ein Bericht der IAEA bestätigt die Wiederaufnahme der Uran-Anreicherung in Isfahan. Die UN-Behörde bleibt „nach zweieinhalb Jahren intensiver Untersuchungen“ im Unklaren über „einige wichtige unbeantwortete Fragen.“ [2]

25. September 2005: Teheran weist den neuen Bericht der IAEA zurück. Nach Aussagen von Irans Außenminister Manuchehr Mottaki bleibt sein Land dem Nichtverbreitungsvertrag verpflichtet. [3]

12. Oktober 2005: Die ruft Iran zur Fortsetzung der Verhandlungen mit der EU-3 auf.

24. November 2005: Das Direktorium der IAEA vertagt weitere Aktionen zu Irans Atomprogramm. Damit soll der Verhandlungsweg über einen russischen Kompromiss-Vorschlag eröffnet werden, wonach Iran in Russland unter strengen Kontrollen Uran anreichern könnte.

25. Dezember 2005: Teheran weist das Angebot Moskaus zur Uran-Anreicherung in Russland zurück.

10. Januar 2006: Iran beseitigt an der Uran-Anreicherungslage in Natanz Siegel der UN und nimmt die Forschung am nuklearen Brennstoffkreislauf wieder auf. [4]

4. Februar 2006: IAEA stimmt dafür, den Fall vor den Weltsicherheitsrat zu bringen. Tags darauf verweist Iran UN-Inspektoren des Landes.

14. Februar 2006: Nach zweieinhalb Jahren Pause nimmt der Iran die Einspeisung von Uran-Gas in Zentrifugen in Natanz wieder auf.

5. Juni 2006: EU-Außenbeauftragter Javier Solana übermittelt ein Angebotspaket verschiedener Staaten mit mehreren Entgegenkommen, für den Fall dass der Iran die Uran-Anreicherung einstellt.

31. Juli 2006: Der Weltsicherheitsrat fordert die Einstellung der Nuklearaktivitäten bis 31. August.

31. August 2006: Iran lässt die Frist des Weltsicherheitsrats verstreichen.

25. September 2006: Irans Außenminister Mottaki zufolge sind die Atomgespräche mit den europäischen Verhandlungspartnern auf dem „richtigen Weg“. Eine Beilegung des Konflikts auf dilpomatischem Wege sei möglich. [5]

4. Oktober 2006: Nach vier Monaten intensiver Gespräche über die Unterbrechung der iranischen Nuklearaktivitäten ist nach Aussage des EU-Außenbeauftragten Solana keine Einigung in Sicht. Der Dialog kann nicht unbegrenzt fortgesetzt werden, so Solana.

12. November 2006: Ein iranischer Außenamtssprecher erklärt, dass Teheran die Erweiterung seines Uran-Anreicherungsprogramms voran treibt. Bis März 2007 sollen 3.000 Zentrifugen installiert werden.

23. Dezember 2006: Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen stimmt Sanktionen gegen den Iran zu. Der Beschluss weist alle Regierungen an, den Export von Materialien und Technologie in den Iran zu verbieten, die das dortige Nuklear- oder Raketenprogramm stützen könnten. Weiter soll das Vermögen einer Reihe von Unternehmen und Einzelpersonen mit Bezug zum iranischen Atomprogramm eingefroren werden, die auf einer UN-Liste verzeichnet sind. Sollte der Iran weiterhin nicht einlenken, werden weitere Sanktionen angedroht. Iran nennt die Resolution „ungültig“ und einen „außer-legalen Akt“.

25. Dezember 2006: Präsident Ahmadinedschad sagt, die Resolution 1737 habe „keinen Einfluss“ auf das Atomprogramm des Iran.

22. Januar 2007: Irans Außenminister Mottaki bestätigt Berichte, wonach der Iran 38 UN-Atominspektoren die Einreise in das Land verweigert hat; die Zusammenarbeit mit der IAEA werde trotz des Einreiseverbots fortgesetzt, betonte Teheran am folgenden Tag.

21. Februar 2007: Iran lässt eine 60-Tage-Frist des UN-Sicherheitsrats verstreichen, ohne die Uran-Anreicherung einzustellen. Der iranische Parlamentssprecher Gholam Ali Hadad Adel warnt Russland vor der Verzögerung bei der Fertigstellung der Atomanlage in Bushehr.

24. März 2007: Der UN-Sicherheitsrat stimmt einstimmig für eine Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran. Der Beschluss enthält unter anderem ein Verbot von Waffenausfuhren und das Einfrieren weiterer Konten. Teheran nennt die neuen Maßnahmen „unnötig und nicht gerechtfertigt“.

9. April 2007: Nach Angaben von Präsident Ahmadinedschad kann Iran nuklearen Brennstoff im industriellen Maßstab produzieren. Zehn Tage später bestätigt die IAEA, dass Iran in seiner unterirdischen Anreicherungsanlage mit der Herstellung von nuklearem Brennstoff begonnen und über 1.300 Zentrifugen installiert hat.

10. April 2007: Irans Außenminister Mottaki zufolge wird sein Land die Uran-Anreicherung nicht beenden und ruft die Weltgemeinschaft auf, die „neue Realität“ des Atomprogramms der Islamischen Republik zu akzeptieren.

23. May 2007: In einem neuen IAEA-Bericht, der zeitgleich mit Ablauf einer weiteren Frist des Weltsicherheitsrates erscheint, hält sich der Iran nach wie vor nicht an die Forderungen der Weltgemeinschaft und intensiviert sogar die Uran-Anreicherung. Bemühungen der IAEA, die verdächtigen Aktivitäten zu untersuchen, würden behindert. Bestimmte Aspekte des Programms würden immer undurchsichtiger. Daher könnten keine Garantien für eine ausschließlich friedliche Nutzung des Atomprogramms abgegeben werden.

21. August 2007: Iran und IAEA einigen sich auf einen „Arbeitsplan“ zur Beantwortung der ausstehenden Fragen zu Irans Atomprogramm. [6]

4. Oktober 2007: Nach Angaben aus Diplomatenkreisen hat Iran fast 3.000 Zentrifugen installiert, genug um mit der Herstellung nutzbarer Mengen nuklearen Brennstoffs zu beginnen.

20. Oktober 2007: Said Dschalili wird zu Irans neuen Atom-Chefunterhändler ernannt.

24. Oktober 2007: Die USA verschärfen die Sanktionen gegen Iran und werfen dem Iranischen Revolutionsgardekorps die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen vor.

2. November 2007: Die fünf ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat (Großbritannien, Frankreich, die Vereinigten Staaten, Russland und China) sowie Deutschland verhandeln über eine dritte Sanktionsrunde gegen Iran.

15. November 2007: Die Beurteilung der IAEA über Irans Zusammenarbeit im Rahmen des neuen „Arbeitsplans“ zur Aufklärung strittiger Fragen fällt gemischt aus. Zwar habe Teheran mitgearbeitet, lasse aber Eigeninitiative vermissen. Wichtige Fragen seien noch immer offen. Der Iran weigert sich weiterhin, der Forderung des UN-Sicherheitsrats nach einer Einstellung des Uran-Anreicherungsprogramms nachzukommen. [7]


 
 Erstellt am 21. November 2007

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[1]
Angaben bis August 2005 aus: „Timeline: Iran nuclear crisis“, BBC News, 24. September 2005, http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/middle_east/4134614.stm.
[2]
„Timeline: Irans nuclear program“, Reuters, 2. November 2007, http://www.reuters.com/article/worldNews/idUSL0218278120071102?pageNumber=2&sp=true.
[3]
Angaben bis Dezember 2005 aus: „Factbox: Timeline Of The Iranian Nuclear Dispute“, Radio Free Europe/Radio Liberty, 11. August 2005.
http://www.rferl.org/featuresarticle/2005/8/19C76894-2A3A-49D7-96A5-02039F66FD20.html
[4] Angaben bis August 2006 aus: „Timeline: Irans nuclear program“, Reuters, 2. November 2007.
[5]
Angaben bis Mai 2007 aus: „Factbox: Timeline Of The Iranian Nuclear Dispute“, Radio Free Europe/Radio Liberty, 11. August 2005.
[6]
Angaben bis 2. November 2007 aus: „Timeline: Irans nuclear program“, Reuters, 2. November 2007.
[7]
„Iran fails to resolve nuclear questions“, Financial Times, 15. November 2007:
http://www.ft.com/cms/s/0/6f5974c8-9397-11dc-a884-0000779fd2ac.html 

 

 


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