Iran: Frauen werden mit Gewalt gezwungen zu gehorchen

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Iran: Frauen werden mit Gewalt gezwungen zu gehorchen
 

Wahied Wahdat-Hagh von Wahied Wahdat-Hagh, Kolumnist für WELT DEBATTE

 
Simin Behbahani ist eine authentische Stimme des gegenwärtigen Iran. Sie lebt im Iran und ist eine der berühmtesten iranischen Schriftstellerinnen und Lyrikerinnen. Für ihren Kampf für Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung der Geschlechter bekam sie 1998 den Hellman/Hammett Preis von Human Rights Watch verliehen. Ein Jahr später wurde sie mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte geehrt.


Simin Behbahani ist der Auffassung, dass seit der islamischen Revolution die Iraner einen „unerträglichen Druck“ ertragen müssen. Sie prangert Hinrichtungen und Gefängnisaufenthalte von Andersdenkenden an. Sie sagt: „Es fehlen die nötigen Dinge, die wir für ein relativ ruhiges Leben brauchen. Der psychische Druck und all die Gründe, die unseren Geburtsort in eine Hölle verwandelt haben, lasten auf den Schultern unseres Volkes. Aber dieses geduldige Volk hat Widerstand geleistet und wird es auch weiterhin tun. In der Hoffnung, dass es eines Tages einen Schritt unternimmt, damit seine Sorgen ein Ende nehmen.“

Gegen die Zwangsverschleierung

Simin Behbahani hält nichts von der Zwangsverschleierung. Eine schlechte Verschleierung bedeute gar nichts. Aber eine „gute Verschleierung“ sei das eigentliche Problem, wenn Frauen dadurch „die Hände und Füßen gebunden werden.“ Es sei falsch, wenn manche Geistliche und die iranischen Machthaber sagen würden: „Dein Hejab [Kopfbedeckung] ist deine Würde“ oder „deine Keuschheit“. Frauen, ob Muslime oder nicht, bräuchten keinen Chador oder „sonstige Kopfbedeckung“. Sie sagt: „Eine Frau, die einen ‚guten‘ Hejab trägt, kann im übrigen viel besser Verursacher von Sittenverderbtheit werden“, und fügt hinzu: „Hejab bedeutet eine direkte Beleidigung von Frauen und von Männern. Basta!“

Simin Behbahani fordert die „Bewusstwerdung der Frauen über ihre selbstverständlichen Rechte.“ Die iranischen Frauen sollten ermutigt werden sich Wissenschaften anzueignen. Sie sollten ermutigt werden, sich gegenseitig mehr zu unterstützen. Zumal aufgeklärte iranische Frauen sich für „die Notwendigkeit der Einhaltung der emanzipatorischen Rechte“ einsetzen würden. Ferner würden sie sich gegen „Rache- und Hassgefühle“ aussprechen.

Ein quasi luftleerer Raum

Für die iranische Schriftstellerin, Simin Behbahani, spielen im übrigen besonders die persischsprachigen Exilmedien eine relevante Rolle. Sie sagt dazu: „Sie haben dieselbe Rolle, wie die Luft bei der Vermittlung von Stimmen. Wenn Sie eine Glocke in einem luftleeren Raum bewegen, hört man sie nicht klingen.“ Damit spielt sie auf die Lage der Gesellschaft in der sie lebt an. Ein quasi luftleerer Raum, in dem die Gesellschaft kein Gehör findet. Daher fordert sie die Exilmedien auf mit Verantwortung Nachrichten in den Iran zu vermitteln.

Simin Behbahani vergleicht die iranische Gesellschaft mit dem Westen. Sie ist der Meinung, dass in der „zivilisierten Welt die meisten Barrieren“ für die Entwicklung der Frauen aufgehoben worden seien. Sie meint: „Und Sie sehen dass dort Frauen und Männer die gleichen Voraussetzungen haben und Frauen können auch die höchsten Ebenen der Gesellschaften erreichen und diese verwalten.“

Im Iran jedoch sei die Lage anders. Es habe in der iranischen Geschichte Aufstände gegeben, in der Frauen eine wichtige Rolle gespielt haben. Diese sozialen Bewegungen hätten sich teilweise vor den Frauenkämpfen in Europa ereignet. Die gesellschaftliche Lage im Iran sei auch anders als in vielen anderen östlichen Gesellschaften, wo Frauen sich „noch mehr den ungleichen Gesetzen verpflichtet fühlten.“ Aber die iranischen Frauen haben Simin Behbahani zufolge mitnichten die männlichen Vorrechte akzeptiert. Für Simin Behbahani ist die Zwangsverschleierung keine kulturelle oder religiöse Angelegenheit einer gesamten Gesellschaft. Sie sagt: „Die iranischen Frauen werden mit Gewalt gezwungen zu gehorchen. Sie tun es nicht aus Freude und nicht freiwillig.“

Frauenbewegung unter Druck

Der Druck auf die iranische Frauenbewegung wächst. Jelwe Jawaheri, Mitglied der „Kampagne für eine Million Unterschriften“ wurde am 1.12.2007 im Teheraner Revolutionsgericht verhaftet. Nachdem sie einige Stunden im Sonderuntersuchungsgericht verhört worden war, wurde sie wegen „Störung der öffentlichen Ordnung, der Propaganda gegen das System, und der Veröffentlichung von verleumderischen Inhalten auf der Website Change for Equality“, verhaftet und in das Evin-Gefängnis abgeführt.
Am 18.11.2007 wurde Mariam Husseinkhah, ebenfalls unter ähnlichen Vorwürfen, in das berüchtigte Ewin-Gefängnis abgeführt. Die „Reporters without Borders“ setzen sich gegenwärtig für ihre Freilassung ein.

 

 

 

 


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