Am Mittwoch kommt Bush nach Jerusalem

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Jerusalem, 2. Januar 2008 – „Der schlimmste Tag wird Donnerstag sein“,
prophezeit Polizeisprecher Berti Ochajon. Denn dann werden die Straßen von
halb Jerusalem „steril“ gemacht. Ein Viertel aller israelischen Polizisten,
über 7000 Mann, werden dann alle Wege des amerikanischen Präsidenten George
W. Bush hermetisch absperren und von parkenden Autos befreien.
Am Mittwoch in den Mittagsstunden soll die Air Force One auf dem Ben Gurion
Flughafen landen. „Wir hoffen, dass Bush per Helikopter nach Jerusalem
weiterreist“, sagte Ochajon. Noch seien nicht alle Details mit den
amerikanischen Sicherheitsleuten für die „Operation klarer Himmel“
abgesprochen. „Denn sonst werden wir die Autobahn von Tel Aviv zur
Hauptstadt in beide Richtungen für den Verkehr absperren müssen.“ Wer
dennoch unbedingt nach Jerusalem wolle, müsse sich auf stundenlange Staus
gefasst machen. Den Bürgern von Jerusalem riet er, während der Bush-Visite
möglichst zuhause zu bleiben.
Neben Jerusalem wird Bush während seines 48 Stunden andauernden Besuchs
voraussichtlich einen Abstecher nach Jericho und nicht nach Ramallah machen,
um sich in der tiefsten und zugleich ältesten Stadt der Welt mit dem
palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas zu treffen. Bush werde Ramallah
wegen der zu befürchtenden Sicherheitsprobleme meiden, auch auch, weil Bush
nicht dem verstorbenen Präsidenten Jassir Arafat die Ehre an dessen neuem
Mausoleum aus Jerusalemstein und Glas im Hof des Amtssitzes von Abbas
erweisen wolle.
Verkehrstechnisch „unproblematisch“ sei der geplante touristische Abstecher
von Bush nach Kapernaum am Freitag. Dort wohnte der Jünger Petrus und wirkte
Jesus. Die Ruinen einer Synagoge sind eine der schönsten Sehenswürdigkeiten
Israels.
Derweil punkten Israel wie die Autonomiebehörde mit lauten Beschwerden bei
den Amerikanern. Jede neue israelische Baugenehmigung für Wohnungen selbst
in schon bestehenden Jerusalemer Vierteln mit zehntausenden Bewohnern wird
von den Palästinensern als „Siedlungstätigkeit“ und Verstoß gegen die
Roadmap gegeißelt. So wollen die Israelis im Viertel Gilo im Süden
Jerusalems, wo schon 30.000 Menschen leben, ein neues Hotel errichten. Für
die Palästinenser kommt das einer neuen „Siedlung“ gleich, denn Gilo liegt
jenseits der „Grünen Linie“, also im ehemals jordanischen Gebiet, wurde
allerdings von Israel 1967 annektiert und nach Jerusalem eingemeindet. Um
amerikanische Kritik abzuwenden, hat Ministerpräsident Ehud Olmert zum
großen Ärger israelischer Rechter befohlen, ihm jegliche Bauvorhaben in
umstrittenen Territorien vorzulegen.
Umgekehrt schwärzt Israel auch die Palästinenser an. So „warnen“ die
Israelis Bush dringend davor, Abbas die Aufwartung zu machen. Selbst die
verschlafene Oase Jericho sei ein Terrornest. Olmert habe auf dem Weg zu
einem Treffen mit Abbas auf der kurzen Strecke vom israelischen Checkpoint
und zum Hotel beim Kasino eine Schusssichere Jacke überziehen müssen,
obgleich er in einer gepanzerten Limousine saß. Der Geheimdienst hatte
erfahren, dass zwei palästinensische Polizisten einen Anschlag planten.
Tatsächlich wurden zwei Männer verhaftet, die auf Olmert schießen wollten.
Mehr Aufsehen machen die Israelis um den Tod von zwei Siedlern aus Kirjat
Arba bei Hebron. Die beiden waren Soldaten im Urlaub und hatten in
Zivilkleidung mit ihren Dienstwaffen eine Wanderung in ein Trockental
gemacht, um eine Höhle zu besuchen, in der sich vor 2000 Jahren jüdische
Aufständische versteckt hatten. Mit ihnen ging eine junge Frau. Auf dem Weg
zur Höhle begegneten sie einem alten Araber, die sie freundlich nach dem
Ziel ihrer Wanderung befragte. Offenbar informierte der Araber eine
Terrorzelle, der auch palästinensische Polizisten, also Gehaltsempfänger der
Autonomiebehörde, angehörten. Zu Dritt fuhren sie den Israelis entgegen und
eröffneten aus ihrem Landrover Jeep das Feuer. Die junge Frau konnte sich
hinter einen Baum retten und verstecken. Es gab ein längeres Feuergefecht.
Ein palästinensischer Angreifer starb, ein Zweiter wurde verwundet und
später von israelischen Kommandos in einem Krankenhaus in Hebron gesucht.
Der dritte Palästinenser begab sich zu den beiden verletzten Israelis und
richtete sie durch Schüsse in den Kopf hin. Dieser Vorfall vom Freitag
führte zu erheblichen Spannungen. Olmert will keinerlei Konzessionen mehr an
die Palästinenser machen, solange die „nichts Ganzes und nichts Halbes“
gegen den Terror unternehmen. Verteidigungsminister Ehud Barak drohte der
Autonomiebehörde mit „Konsequenzen“, falls sie die beiden inzwischen
verhafteten Mörder im „Drehtürverfahren“ freilassen sollte. „Diese Männer
müssen bis zum Ende ihrer Tage im Gefängnis verrotten“, sagte Barak und
fragte, wie denn Israel die Polizei von Abbas mit Gewehren und Panzerwagen
ausstatten sollte, wenn der nicht einmal über seine eigenen
Sicherheitskräfte Kontrolle habe und sie sich an Terrorüberfällen
beteiligen.


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