Ein Tag der Pannen für Bush

  • 0

Jerusalem, 10. Januar 2008 – Der zweite Tag des amerikanischen Präsidenten George W. Bush im Nahen Osten war geprägt von Pannen und Eklats. Es begann mit einem Frühstückstreffen mit Israels Oppositionschef Benjamin Netanjahu. Den wollte Bush eigentlich nicht sehen, doch am Ende mussten die Amerikaner nachgeben und arrangierten ein kurzes Gespräch. Dann spielte das Wetter den Planern und Sicherheitsleuten einen Streich. Dichter Nebel machte einen problemlosen Flug vom Fussballstadion der Hebräischen Universität zur Mukata in Rammallah unmöglich. Bush musste an Mauer, Siedlungen und viel Stacheldraht vorbei mit dem Auto nach Ramallah reisen. Wohl um den Palästinensern zu schmeicheln und die Israelis wegen Schikanen zu rügen, behauptete Bush schmunzelnd bei der Pressekonferenz mit Präsident Abbas später: „Auch ich wurde bei dem Checkpoint aufgehalten.“ Das Gelächter unter den Journalisten zeugt davon, dass sie seinen „Witz“ verstanden hatte. Beim roten Teppich in Ramallah angekommen, ließ sich Bush von Abbas direkt in die Mukata führen, ohne das Mausoleum von Arafat mit einer Kranzniederlegung gewürdigt zu haben. Ein Palästinenser redete von einer „Beleidigung für das palästinensische Volk“. In dem Raum, wo die Gespräche stattfanden, und wo sich Bush und Abbas für die Photo-op präsentierten, war das allgegenwärtige Portrait Arafats auf Verlangen der Amerikaner abgehängt worden. Doch wenig später, in dem großen Empfangssaal in der Mukata, wo die gemeinsame Pressekonferenz stattfand, hing plötzlich doch ein großes Photo von dem verstorbenen Präsidenten Arafat direkt über dem Rednerpult von Bush. Der amerikanische Präsident hatte zuletzt alle Beziehungen mit Arafat abgebrochen und wollte ihn wohl auch nach seinem Tode boykottieren.
Bis zum Mittag hatte sich der Himmel gelichtet, sodass Bush per Helikopter nach Bethlehem fliegen konnte. Die Menschen in Ramallah und Bethlehem waren rechtzeitig gewarnt worden, nicht auf die Dächer ihrer Häuser zu steigen „weil sie sonst von Scharfschützen abgeschossen würden“, berichtet die Agentur Maan.
Der Besuch von Bush in der Geburtsbasilika war für die Presse gesperrt. Bush ließ sich von der Tourismusministerin Khulud Daibes führen, die zehn Jahre lang in Hannover studiert hat. Ebenso wurde Bush vom Gouverneur von Bethlehem, Salah Taamreh, begleitet. Und am Ende machte er noch ein kurzes „Statement“ vor Vertretern der drei christlichen Konfessionen, die in der Geburtskirche eifersüchtig ihre Altäre hüten.
Der Bürgermeister von Bethlehem, Viktor Batarseh, fehlte auffällig.  Dieser alte PFLP-Mann ist von der Hamas-Mehrheit im Bethlehemer Stadtrat gewählt worden. Für Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier galt er als „Terrorist“. Batarse durfte ihm deshalb nicht die Hand schütteln. Und bei Bush offensichtlich das Gleiche: „Batarse war eindeutig nicht dabei, als Bush die Geburtsbasilika besuchte“, bestätigt ein palästinensischer Journalist aus Bethlehem.
Viel Ärger gab es auch im Vorfeld eines „intimen“ Abendessens in der Residenz von Ministerpräsident Olmert am Donnerstag Abend. Die Amerikaner bestanden darauf, dass jeweils nur 10 Personen zugelassen sein sollten. Olmert lud einige Vertraute ein und ansonsten seine Intimfeinde im Kabinett, darunter Eli Ischai von der Schasspartei und der rechtsgerichtete „Strategieminister“ Avigdor Liberman. Die hatten mit einem Austritt aus der Koalition und einem Sturz Olmerts gedroht, sowie der mit Abbas über Jerusalem, Grenzen und die Flüchtlingsfrage verhandeln sollte. Bush war von Olmert gebeten worden ihnen eine politische Seelenmassage verpassen. Ein echter Affront war freilich, dass Olmert nicht einmal die Knessetvorsitzende Daliah Itzik eingeladen hatte. Ihre Ehre wurde dank dem Nachgeben des Kabinettssekretärs gerettet, indem der auf das Abendessen verzichtete. Ohnehin hatten sich schon einige Abgeordnete laut darüber beschwert, dass Bush die Knesset, das Parlament, den „eigentlichen Souverän des Staates Israel“ verschmäht hatte.

Hinterlasse eine Antwort