Übersetzung der wichtigsten Passagen aus der offiziellen Kurzfassung des Reports – Jerusalem, 30. Januar 2008

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11.              Insgesamt betrachten wir den zweiten Libanonkrieg als seine ernsthafte versäumte Gelegenheit. Israel initiierte einen langen Krieg, der ohne klaren militärischen Sieg endete. Eine halbmilitärische Organisation mit ein paar tausend Mann widerstand mehrere Wochen lang der stärksten Armee des Nahen Ostens, mitsamt absoluter Lufthoheit, zahlenmäßiger Überlegenheit und technologischen Vorteilen. Die Raketensalven auf die Zivilbevölkerung Israels dauerten während des ganzen Krieges an. Die israelische Armee lieferte keine wirksame Antwort darauf … Die Bodenoffensive (am Kriegsende) erzielte keine militärische Gewinne und wurde nicht abgeschlossen. Diese Fakten haben weitreichende Auswirkungen auf uns, auf unsere Feinde, unsere Nachbarn und Freunde in der Region und rund um die Welt 13.              Die Entscheidung in der Nacht des 12. Juli (auf die Entführungen), mit einer sofortigen und umfassenden militärischen Aktion zu reagieren und ambitiöse Ziele zu setzen, begrenzte Israels Handlungsfreiheit. In der Tat hatte Israel nach diesem ursprünglichen Beschluss nur zwei wesentliche Optionen, jede gemäß ihrer inneren Logik und jeweiligen Kosten wie Nachteilen. Die erste (Option) war ein kurzer, schmerzhafter, starker und überraschender Schlag gegen die Hisbollah, durch sofortiges Feuer. Die zweite Option hätte mit einer großen Bodenoffensive eine signifikante Veränderung der Realität im Südlibanon erbracht, mitsamt einer zeitweiligen Besetzung des Südlibanons und seiner „Säuberung“ von militärischer Infrastruktur der Hisbollah.
14.              Die Wahl zwischen diesen Optionen lag allein im politischen Bereich der Regierung. Jedoch so wie der ursprüngliche Beschluss gefasst wurde, in den Krieg zu ziehen, und die Tatsache, dass Israel Krieg führte, ohne sich für eine der beiden Optionen zu entscheiden und ohne eine Ausgangsstrategie (zur Beendigung des Kriegs) zu haben, waren ernsthafte Mängel mit Auswirkungen auf den ganzen Krieg.
17.              In der Folge stoppte Israel nicht nach seinen anfänglichen militärischen Erfolgen und wurde in Bodenoperationen hineingezogen, aber erst, nachdem der politische und diplomatische Zeitplan ihren wirksamen Abschluss verhinderte.
18.              Israel setzte seine  militärische Kraft schlecht und wirkungslos ein, trotz der Tatsache, dass es ein begrenzter von Israel initiierter Krieg war. Am Ende erlangte Israel keine politische Errungenschaften wegen seiner militärischen Erfolge, sondern verließ sich auf eine politische Abmachung mit positiven Elementen zugunsten Israels, um den nicht-gewonnen Krieg zu beenden.
19.            Die Ursache für dieses Ergebnis liegt darin, dass der Krieg ohne tiefes Verständnis des Operationsgebietes geführt wurde, ohne Bereitschaft und Vorbereitung der israelischen Armee, und ohne das grundlegende Prinzip, militärische Kraft für das Erreichen politischer und diplomatischer Ziele einzusetzen.
29.              Es stimmt, dass die große Bodenoffensive (in den letzten Tagen des Krieges) ihr Ziel nicht erreichte, den Raketenbeschuss (der Hisbollah) zu begrenzen oder das Gesamtbild des Krieges zu ändern. Es ist unklar, ob die Bodenoffensive dazu beigetragen hat, die diplomatischen Errungenschaften zu verbessern oder zu beschleunigen. Unklar ist auch, in welchem Maß die Bodenoffensive einen Einfluss auf die libanesische Regierung oder auf die Bereitschaft der Hisbollah zu einem Waffenstillstand hatte.
31.              Der Kabinettsbeschluss vom 9. August … war fast unvermeidbar und bot der israelischen Regierung die notwendige  militärische wie politische Flexibilität  … Die Ziele der Bodenoffensive waren legitim und nicht auf den Wunsch beschränkt, die diplomatischen Errungenschaften zu beschleunigen oder zu verbessern. In dem Beschluss selber liegt kein Scheitern vor, trotz seiner begrenzten Erfolge und schmerzhaften Kosten (an Menschenleben).
37.              Der zweiter Libanonkrieg hat wieder Gedanken und Diskussionen in den Vordergrund gezogen, die Teile der israelischen Gesellschaft am liebsten unterdrücken würden: Israel kann in dieser Region nicht überleben und auch nicht in Frieden oder in einem kriegslosen Zustand leben, solange die Menschen in Israel und seiner Umgebung nicht davon überzeugt sind, dass Israel, seine politische wie militärische Führung, seine militärische Fähigkeiten und soziale Robustheit bereit stehen, jene Nachbarn abzuschrecken, die Israel schaden wollen und die Israel – zur Not mit militärischer Gewalt – davon abhalten muss, ihre Ziele zu erreichen.

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