Krieg um Kranke aus Gaza

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Jerusalem, 2. April 2008 – „Unnötige Todesfälle“ bezeichnete  Ambrogio Manenti, Leiter der Weltgesundheitsorgasation (WHO) in Gaza und im Westjordanland, bei einer Pressekonferenz israelische Weigerungen, schwerkranke Palästinenser aus dem Gazastreifen zur medizinischen Behandlungen in Israel oder zur Weiterreise nach Jordanien zuzulassen. Seitdem die Hamas die Kontrolle der „Gaza-Enklave“ übernommen habe, seien jeden Monat mehrere Palästinenser „unnötig gestorben“. Israel habe 2007 18,5 Prozent der Einreise-Anträge verweigert, während es im Jahr 2006 nur 10 Prozent gewesen seien. Allein im Dezember 2007 seien 36 Anträge abgelehnt worden. In der Periode zwischen Oktober und Anfang März seien 32 Palästinenser in Gaza gestorben, während sie auf die Genehmigung gewartet hätten, behaupteten die UNO-Beamten.
Am Montag veröffentlichten die israelischen Militärbehörden eine Gegendarstellung und bezeichneten die Angaben der UNO-Gesundheitsbehörde als „völlig falsch“.
In zwei von fünf Beispielfällen, in denen Israel nach Angaben der WHO die Einreise verweigert habe, seien die erwähnten Patienten in israelischen Hospitälern behandelt worden. In den drei weiteren Fällen habe eine Genehmigung vorgelegen, jedoch aus internen palästinensischen Erwägungen heraus seien die Patienten nicht an den Grenzübergängen erschienen.
Kolonel Nir Press, Leiter des Koordinierungsbüros der Armee mit Gaza, erklärte, dass Israel wegen täglicher Angriffe und wiederholten Versuchen, Selbstmordattentäter einzuschleusen, die Anträge sehr genau prüfe. Gleichwohl würden 90 Prozent der Anträge positiv beschieden, sogar mit der Erlaubnis, einen Angehörigen des Patienten als Begleiter mitzubringen. 2007 habe es 7226 Einreisegenehmigungen gegeben, doppelt so viele wie im Vorjahr. Seit Jahresanfang 2008 sei schon 2,317 kranken Palästinensern aus dem Gazastreifen der Besuch in einem israelischen Hospital erlaubt worden.
Den rund 10 Prozent aus „Sicherheitsgründen“ verweigerten Patienten biete Israel die Möglichkeit, in einem versiegelten Bus zur Allenby Brücke zu reisen, um von dort nach Jordanien zu gelangen.
Weil Israel und die Hamas nicht miteinander reden, müssten alle Anträge den Umweg über das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah nehmen.
Unterschiedliche Darstellungen wurden bei dem bekannten Fall der 34 Jahre alten Mona Nofal offenbar. Die Frau verstarb im November an Krebs im Schifa-Hospital in Gaza. Die Hamas hatte anhand dieses Falles Israel des inhumanen Umgangs mit kranken Palästinensern bezichtigt. Doch Kolonel Press behauptete, dass Nofals Einreiseanträge jedes Mal genehmigt worden seien. Vor ihrem Tod „an Krebs und nicht wegen der Blockade“ sei sie im Juli, August und Oktober in israelischen Hospitälern behandelt worden.
Press fügte hinzu, dass die Hamas und andere extremistische Organisationen regelmäßig den Grenzübergang Erez beschießen, über den die Patienten nach Israel gelangen. Im vergangenen Mai wurden zwei Frauen entdeckt, die als Patienten eine Einreiseerlaubnis erhalten hätten, jedoch planten, Selbstmordanschläge in Tel Aviv und Natanja zu verüben. Am Sonntag wurde zudem an der Hawara-Straßensperre vor Nablus ein Jugendlicher verhaftet, der eine einsatzbereite Sprengjacke bei sich trug, wie sie Selbstmordattentäter verwenden. Die Jacke konnte kontrolliert gesprengt werden, während der Jugendliche verhaftet wurde.

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