Mega-Konferenz in Jerusalem

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Jerusalem, 12. Mai 2008 – Präsident Bush allein reicht schon aus, um das tägliche Leben in Jerusalem unerträglich zu machen. Fünf Riesentransportmaschinen vom Typ C-17 sind schon am Montag mit Helikoptern, gepanzerten Limousinen und anderen Sicherheits-Geräten an Bord gelandet. Damit soll der amerikanische Präsident in den nächsten Tagen in der Heiligen Stadt geschützt werden. Doch Staatspräsident Schimon Peres begnügt sich nicht allein mit Bush als Ehrengast zu der von ihm einberufenen Mega-Konferenz aus Anlass des 60-jährigen Bestehens Israels. 30 Regierungschef, 2000 offizielle Eingeladene und noch weitere 3500 sonstige Gäste werden drei Tage lang alle Suiten und Hotelzimmer in Jerusalem in Beschlag nehmen und für eine Schließung von Rupin, König David, Maimonides, Ben Zvi und Hanassie (Präsident) führen. Das sind zentrale Durchgangsstraßen in Jerusalem. Als Alternative empfiehlt die Polizei Menachem Begin und Golda Meir.
Unter den geladenen hochrangigen Gästen zählen die Präsidenten von Georgien, Kroatien, Albanien, Polen, sowie die Staatsoberhäupter der Mongolei, von Burkina Faso, Togo, der Slowakei und Ungarn. Bedeutsamer und wohl auch berühmter sind Politiker aus der Vergangenheit, darunter Joschka Fischer, Henry Kissinger, Michail Gorbatschow und sogar der frühere Präsident des größten islamischen Landes, Wahid Abdurraham aus Indonesien. Jenseits der Weltpolitik zählen so manche illustre Namen zu den persönlichen Freunden von Peres, einem der dienstältesten Politiker der Welt. Der Medienmogul Rupert Murdoch wird ebenso seine Aufwartung machen wie der Gründer von Google und der Präsident von Yahoo!
Für ein kleines Seminar im Präsidentenpalais am Vorabend der Mega-Konferenz werden sieben Nobelpreisträger einfliegen, um sich mit Peres über die Zukunft des jüdischen Volkes zu unterhalten. Dazu stoßen werden illustre jüdische Intellektuelle wie Bernard-Henri Lévy, Alan Dershowitz und Todd Gitlin.
21 Millionen Schekel, also über 4 Millionen Euro, hat der Staat bereitgestellt, um in den „Hallen der Nation“, dem Kongresszentrum beim Eingang von Jerusalem, 50 Sprecher und 400 Arbeitszimmer für anreisende Journalisten bereit zu stellen. Die Polizei will die „Sicherheitsstufe 3″ ausrufen, die Höchste vor den akuten Notstand.
Und weil Präsident Bush, ein bekennender Christ, den Wunsch geäußert hat, die vor 2000 Jahren verfassten „Tote Meer Rollen“ mit Bibelabschriften und Kommentaren der Essener selber in Augenschein zu nehmen, wird es in der Nacht zum Dienstag ein aufwendiges Transportverfahren geben. Mit Panzerwagen und 20 schwerbewaffneten Sicherheitsleuten werden einige der kostbaren Pergamentrollen vom Israel-Museum in die Kongresshalle gebracht. Denn amerikanische Sicherleute hatten ein Veto gegen einen Besuch von Bush im Israel Museum eingelegt, wo die empfindlichen Textrollen in dumpfem Licht und klimatisiert unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen im „Schrein des Buches“ wie ein Augapfel gehütet werden. Diese vor etwa 60 Jahren von einem arabischen Ziegenhirten zufällig gefundenen Bibeltexte gehören zu den kostbarsten historischen Denkmäler des Judentums und des Staates Israel. Unter dem Titel „Der Horizont von Morgen“ soll beredet werden, was die Zukunft für die „globale Gemeinschaft, das jüdische Volk und den Staat Israel“ bringen werde. In einer Vorankündigung heißt es, dass der „jüdische und israelische Beitrag für die Menschheit“ gewürdigt werden solle.
Das ganze wird freilich durch eine Peinlichkeit überschattet, die von den Planern der Riesenkonferenz nicht vorhergesehen werden konnte: die neuesten Verdächtigungen gegen Ministerpräsident Ehud Olmert wegen möglicher Bestechung und Korruption. „Die Persönlichkeit von Schimon Peres wird vielleicht ein klein wenig die verlorene nationale Ehre retten“, schreibt zynisch die Zeitung Haaretz, während die Polizei und die Staatsanwaltschaft darauf verzichten wollen, Olmert in den kommenden Tagen zu verhören, um ihn nicht vom Empfang für die zahlreichen Staatsgäste abzulenken.
Die Plenarsitzungen und Diskussionsrunden mit so vielsagenden Titeln wie „Auf in die Zukunft“, „Angesichts der Zukunft“, „Die Zukunft aus Sicht von Nobelpreisträgern“ oder „Globale Perspektiven der Zukunft“ werden von Dienstag Abend bis Donnerstag andauern. 
Dann erst werden die Bürger und Autofahrer Jerusalems wieder in die Gegenwart entlassen.

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