Bush in Israel

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Jerusalem, 14. Mai 2008 – Im rosa Kleid stieg Laura Bush zusammen mit ihrem Mann George W. die Gangway der Air Force One auf dem Ben Gurion Flughafen bei Tel Aviv herab. Das Rosa und die knallrote Farbe des Teppichs bissen sich zwar, nicht aber die bereitstehenden Honoratioren, die zum Empfang des hohen Staatsgastes gekommen waren. Während Laura vor jedem Tritt ihren Mann am Ärmel griff, legte Ministerpräsident Ehud Olmert immer wieder seine Hand auf die Schulter des amerikanischen Präsidenten oder der First Lady oder auch auf die Schulter seiner Frau Aliza, die in einem schwarz-weißen Hosenanzug erschienen war. Nachdem Israels Staatspräsident Schimon Peres den amerikanischen Ehrengast im „neuen Israel“ willkommen geheißen hat, „3000 Jahre alt und auf sechzig zugehend“, beschwor Bush die Freundschaft zu Israel. Bush hatte Israel schon im Januar besucht und kommt diesmal aus Anlass der großen „Zukunfts-Konferenz“, zu der Peres 30 Staats- und Regierungschefs eingeladen hatte, darunter aus der Mongolei, aus Bukina Faso, Albanien und Litauen. Deutschland ist offiziell durch Botschafter Harald Kindermann repräsentiert, wobei der ehemalige Außenminister Joschka Fischer zusammen mit dem ehemaligen amerikanischen Amtskollegen Henry Kissinger ebenso dabei ist. Ebenso wurden die beiden einzigen deutschen Bundestagsabgeordneten „mit jüdischen Wurzeln“ nach Jerusalem eingeladen, Jerzy Montag von den Grünen und Gregor Gysi von der Linkspartei. Die Schweiz, nur durch den Botschafter vertreten, glaubt, dass Israel über die Schweizer Außenministerin Calmey-Rey verärgert sei, wegen ihrer Reise nach Teheran, und sie deshalb nicht eingeladen habe. Österreichs Bundespräsident wurde zwar kurzfristig eingeladen, hieß es bei gut informierten Kreise, konnte aber aus Termingründen nicht kommen. Er wolle jedoch im Dezember einen richtigen Staatsbesuch in Israel absolvieren, ohne in der Masse anderer Staatsgäste unterzugehen.
Diesmal will Bush auch Tourismus machen. Am Donnerstag will er den Palast des Herodes auf Massada beim Toten Meer besuchen, ehe er in der Knesset, dem israelischen Parlament, eine Rede halten wird. „Es wird eine entscheidende, historische Rede werden“, hatte Bush vor einigen Tagen israelischen Korrespondenten in Washington verraten. „Der amerikanische Präsident scheint in letzter Minute seinen Platz in den Geschichtsbüchern zu suchen“, fügte ein israelischer Journalist hinzu.
Ob und was Bush jetzt noch erreichen kann, wagt niemand vorherzusagen. Zwar laufen tatsächlich die in Annapolis angestoßenen politischen Gespräche zwischen Israel und den Palästinensern. Angeblich gibt es schon „Fortschritte“ und „Einigungen“, verriet Olmert dieser Tage. Aber in entscheidenden Frage gebe es noch Meinungsverschiedenheiten. Nichts ist bisher an die Öffentlichkeit geraten, worüber man sich schon geeinigt habe. Dennoch äußerte Olmert Zuversicht, gemäß dem Wunsch von Präsident Bush bis zum Ende des Jahres zu einem Vertrag zu gelangen, „der dann schrittweise umgesetzt werde, entsprechend den Vorgaben der Road Map.“
Ohnehin ist Lage inzwischen noch viel komplizierter geworden als zu Zeiten seines Vorgängers Bill Clinton, der den vorläufig letzten großen Schritt in Richtung Nahostfrieden gemacht hat. Inzwischen hat es ein achtjähriges Blutvergießen im Rahmen der Intifada gegeben. Die Palästinenser haben sich in Fatah und Hamas gespalten. Zwischen Israel und Libanon kam es zu einem Krieg. Syrien wurde dabei „erwischt“, heimlich einen Atomreaktor gebaut zu haben, den Israel derweil angeblich zerbombte. Auch die Lage im Irak trägt nicht dazu bei, das Vertrauen in die Amerikaner zu heben. Und nicht zuletzt ist alles überschattet durch Irans angebliches Streben nach einer Atombombe mitsamt Drohungen, Israel und sein „zionistisches Regime“ zu zerstören. Ob Bush, wenige Monate vor seinem Abtreten von der politischen Bühne, da noch einen entscheidenden Wandel durchsetzen kann, wagt niemand vorherzusehen, obgleich es bei der von Peres einberufenen Riesenkonferenz mit 5000 Gästen aus aller Welt darum geht „in die Zukunft schauen“.

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