Die libanesische Hisbollah und die iranische Konfrontationspolitik

  • 0

Die libanesische Hisbollah und die iranische Konfrontationspolitik

 
Wahied Wahdat-Hagh von Wahied Wahdat-Hagh, Kolumnist für WELT DEBATTE

 
 
Die Hisbollah und das iranische Regime feiern ihren „zweiten Sieg“ innerhalb von zwei Jahren. Die Siege totalitärer Bewegungen zeitigen jedoch keinen Frieden und bergen vielmehr neue, noch gewalttätigere Konflikte in sich.

Die staatliche Nachrichtenagentur IRNA berichtete am 27. April von der Verhaftung von Karim Pakzad durch die „Brüder der Hisbollah in Beirut“. Pakzad ist Mitglied der Sozialistischen Partei in Frankreich und dort zuständig für den Iran. IRNA zufolge habe Pakzad gemeinsam mit Valid Junblat, Vorsitzender der Sozialistischen Fortschrittspartei des Libanon, vorgehabt mit der „Widerstandsbewegung der Hisbollah abzurechnen.“ Pakzad wurde nach fünf Stunden Verhör am 26. April von der libanesischen Hisbollah wieder frei gelassen.

Vorgeschichte: Die Verhaftung von Karim Pakzad

Sobhe Sadeq, Wochenzeitschrift der iranischen Revolutionsgardisten, berichtete in dem Zusammenhang, Pakzad sei ein Agent des „zionistischen Regimes“. Pakzad habe gemeinsam mit Valid Junblat in einer Pressekonferenz das Kommunikationsnetzwerk, gemeint ist ein privates Telefonsystem, der Hisbollah kritisiert, da Dank dieser technologischen Möglichkeit die Hisbollah eigenwillig Menschen verhaften und Terroranschläge ausüben würde, ohne dass die Regierung die Machenschaften der Hisbollah kontrollieren könne. Junblat habe das unkontrollierte Kommunikationsnetzwerk der Hisbollah als illegal bezeichnet.

Die iranischen Pasdaran warnen, dass die politische Führung der Gruppe 14. März, zu denen Junblat gehört, „in Zukunft auf weitere unerwartete Ereignisse gespannt sein könne.“ Denn die Gruppe 14. März diene einem israelisch-US-amerikanischen Plan, wenn sie sich gegen die Hisbollah stelle, so der Bericht der iranischen Revolutionsgardisten. Die Regierung des Ministerpräsidenten Fouad Seniora stehe im Dienste der USA, die den Libanon und den
libanesischen Flughafen in Beirut kontrollieren wollen.

Das Kommunikationsnetzwerk als eine „Waffe des Widerstandes“

Dr. Heshmatollah Falahatpishe ist Mitglied der Kommission für nationale Sicherheit und Außenpolitik des iranischen Pseudo-Parlaments. Er analysierte in der iranischen Zeitung Resalat die Lage im Libanon wie folgt: Die Winograd Kommission, die das militärische Engagement Israels in Libanon im Jahre 2006 untersucht habe, sei zu dem Ergebnis gekommen, dass „das Kommunikationsnetzwerk der Hisbollah eine der Ursachen ihres Sieges gewesen sei“. Am Samstag, dem 3. Mai habe daraufhin Walid Junblat, führendes Mitglied der Gruppe 14. März, die Existenz eines Kommunikaitonsnetzwerkes der Hizbollah auch an sensiblen Orten wie dem Flughafen von Beirut kritisiert. Der Beiruter Flughafen wird von Rafiq Shaqir geleitet. Valid Junblat forderte die Entlassung von Shaqir. Er kümmere sich zu wenig um die Sicherheit seines Landes. Daraufhin erklärte die Hisbollah ihr Kommunikationsnetzwerk zu einer „Waffe des Widerstandes und erklärte, jede Hand abzuschlagen, die diese Waffe anfassen wolle,“ so Falahatpishe.

Die Hisbollah verhinderte mit militärischen Mitteln, die einem Putschversuch ähnelten, ein Verbot ihres Kommunikationsnetzwerkes und feierte damit ihren zweiten „Sieg“ innerhalb von zwei Jahren.

Falahatpishe: Hisbollah führt einen „Stellvertreter-Krieg“

Falahatpishe weiß, dass die Hisbollah im Rahmen des Demokratisierungsprogramms eines „Broader Middle East“ als eine „Zielscheibe der amerikanischen und israelischen Verschwörungen gilt.“ Für den iranischen Experten sind ferner Walid Junblat und seine drusischen Kämpfer ein großes Problem, denn ihnen wird die Schuld gegeben, dass „Israel 1982 Süd-Libanon besetzt hat“. Zudem habe Ministerpräsident Fouad Siniora westliche Regierungen aufgefordert sich im Libanon einzumischen, also ist demnach auch Siniora ein Problem. Denn im Libanon soll der Islam herrschen, unter der Führung des iranischen Gottesstaates.

Falahatpishe kommt zu dem Schluss, dass die Hisbollah explizit einen „Stellvertreter-Krieg“ führt. Gegenwärtig sei die „Hisbollah der Vertreter der islamischen Welt in der ersten Frontlinie gegen die Zionisten.“ Während einige arabische Führer offizielle Gratulationsbriefe zum 60-jährigen Staatsjubiläum nach Israel schreiben, erreiche es die „Hisbollah, den Geschmack der zionistischen Festlichkeiten zu verbittern.“ Die Muslime sollen dem Kampf der Hisbollah „Legitimität“ verleihen, anstatt eine „abweichende versöhnlerische Linie“ zu fördern.

„Counter-Putsch“

Auch die Zeitung Entekhab von der Partizipationsfront, die Ex-Präsident Khatami unterstützte, solidarisiert sich mit Hisbollah und spricht von dem „verdächtigen Befehl“ des „illegalen“ libanesischen Ministerpräsidenten Fouad Seniora . Auch für diese Zeitung wird die libanesische Regierung von den USA und einigen Mächten im Mittleren Osten unterstützt.

Die Zeitung der Pasdaran, Basirat, zitiert den früheren libanesischen Ministerpräsidenten Salim al-Hass wie folgt: „Die Amerikaner und die Israelis wollen mit der Vernichtung Hezbollahs die Widerstandskraft in der Region zerstören.“ Die Amerikaner beabsichtigen „die Kluft zwischen Syrien und Saudi-Arabien zu vergrößern,“ weiß Basirat zu berichten.

Der syrisch-iranische Konsens gegen die USA

Basirat schrieb in einem weiteren Artikel, dass „die US-Politiker längst erkannt haben, dass ihre Forderung Syrien und der Iran mögen ihre Hilfe für Hisbollah stoppen, keine Wirkung zeitige.“ Basirat schreibt, dass die Hisbollah keinen Putsch, sondern „einen Counter-Putsch“´unternommen habe, um dem „Putsch der Gruppe 14. März zuvorzukommen.“

Die Frage sei ferner warum Saad ed Deen Rafiq al Hariri nach langer Zeit nach Libanon zurückgekehrt sei. Dieser wolle mit Hilfe der USA Ministerpräsident werden. Das Ziel sei die „Stationierung der US-Armee an den syrisch-irakischen Grenzen.“ Zudem solle Syrien wegen seiner Einmischung in die Angelegenheiten des Irak und des Libanon und wegen des syrischen Atomprogramms verurteilt werden. Außerdem solle möglichst schnell ein internationales Gericht wegen der Ermordung von Rafiq Hariri, Vater von Saad Rafiq al Hariri, einberufen werden.

Iran und Syrien sind sich einig, dass ein solches internationales Gericht nicht zustande kommen darf.

Und die Hisbollah weiß, wofür sie kämpft. Dr. Mohammad Mohssen, Vertreter der libanessichen Hisbollah sagte laut ISNA: „Imam Khomeini lebt noch. Wir spüren seine Präsenz in unseren Kämpfen.“

Iranische Außenpolitik im Libanon ist der Prüfstein für Kooperation mit dem Westen

Das iranische Regime beweist im Libanon, dass es keine Kooperation mit westlicher Politik beabsichtigt. Wie Hojatuleslam wal-Muslemin Seyyed Ahmad Mussawi, iranischer Botschafter, betonte, wird „ohne Jihad, Widerstand und Einheit nie die Freiheit erreicht werden.“ Dabei ist das iranische Verständnis von Freiheit ein anderes, als dasjenige westlicher Demokratien.

Es wird sich historisch als Fehler erweisen, dass Europa nicht ausreichend Druck ausgeübt hat, um die Resolutionen 1559 (2004) und 1701 (2006) des UN-Sicherheitsrates umzusetzen. Darin wird die Entwaffnung aller bewaffneten Gruppen in Libanon gefordert. Inzwischen wurde die Hisbollah mit iranischen Waffen wie Salzal 2, Raad 1 und 2, Khabir 1 und 2 und 3 ausgerüstet.

Der Iran spricht von Zusammenarbeit mit dem Westen im Kampf gegen den Terrorismus. Dabei ist der Prüfstein für den Kampf gegen den Terrorismus die Entwaffnung Hezbollahs im Libanon und die Anerkennung Israels. Das iranische Regime betrachtet jedoch die Hisbollah als eine „Befreiungsbewegung“ und Israel als illegitim. Diese Konfrontationspolitik wird den Mittleren Osten in eine Katastrophe stürzen und den Frieden verunmöglichen.

 

 


Hinterlasse eine Antwort