Buchwoche beim Volk des Buches

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Orthodoxe Juden interessieren sich nicht nur für heilige Schriften sondern auch für die menschliche Anatomie. (Heimlich mal über die Schulter geschaut)
 
Jerusalem, 28. Mai 2008 – „Trotzdem sind wir immer noch das Volk des Buches“, sagt Shmuel Har Noy, Direktor der israelischen Nationalbibliothek, nachdem neueste Zahlen zu den in Israel veröffentlichten Buchtiteln im Jahr 2007 bekannt geworden sind. Sie wurden aus Anlass der zehntägigen „Woche des hebräischen Buches“ veröffentlicht.
Schon 1926 erfand man in Palästina die „Woche des Hebräischen Buches“, als gerade erst entschieden worden war, dass das biblische Hebräisch und nicht etwa Deutsch die Umgangssprache der Juden in Palästina und im künftigen jüdischen Staat werden sollte. Die Hebräische Sprache wurde vor nur hundert Jahren wiederbelebt. Seit 1961 die die Buchwoche eine jährliche Veranstaltung, bei der Tausende Bücher mit zum Teil erheblicher Ermäßigung auf Marktständen an öffentlichen Plätzen verkauft werden. Die Israelis geben jedes Jahr etwa 1,75 Milliarden Schekel (über 300 Millionen Euro) für Bücher aus. „Es wird weniger gelesen, aber die Israelis kaufen immer noch Bücher und stellen sie in den Schrank“, sagte ein Verleger. Ein Viertel aller verkauften Bücher seien Schulbücher, ein Fünftel seien fromme Bücher mit ultraorthodoxen Juden als Zielgruppe.
Im 7-Millionen-Einwohner-Staat Israel wurden im Jahr 2007 insgesamt 7860 neue Veröffentlichungen registriert, darunter 5,850 Bücher, 1,500 Zeitschriften, und 510 ungedruckte Erzeugnisse wie CDs und Kassetten.
Im Vergleich zu früheren Jahren ist allerdings auch in Israel ein deutlicher Abwärtstrend zu spüren. So sank die Zahl der Buchtitel allein von 6866 im Jahr 2006 um etwa 1000 im vergangenen Jahr. „Wir können nur die Zahl der uns per Gesetz abgegebenen Bücher ermitteln, und wissen nicht, warum weniger Bücher veröffentlicht werden“, sagte Har Noy, vermutet jedoch, dass die erheblich gestiegenen Herstellungskosten das Herausgeben neuer Bücher unrentabel machten.
Bei Zeitschriften ist hingegen ein gewaltiger Sprung nach oben zu bemerken, von nur 884 im Jahr 2004 auf fast doppelt so viele 2007. „Da vermute ich eher, dass die Nationalbibliothek das Gesetz der Zwangsabgabe von zwei Exemplaren besser durchsetzt“, meint Har Noy. Doch neben der Zahl der veröffentlichten Neuerscheinungen sei auch die Zahl der insgesamt verkauften Bücher und der Leser wichtig, um einen Vergleich der Liebe zum gedruckten Buch mit anderen Ländern und Völkern zu ermitteln. „Ich habe da keine genauen Daten, aber überschlagen auf die Bevölkerungszahl dürfen sich die Israelis wohl mit Recht weiterhin als „Volk des Buches“ bezeichnen und in der obersten Liga der Bücher produzierenden Länder liegen.“
Neben 4,842 hebräischen Buchtiteln, etwa 15 Prozent davon Übersetzungen aus anderen Sprachen, wurden 482 neue Bücher auf Englisch, 269 auf Russisch in Israel veröffentlicht und von der Nationalbibliothek registriert. 152 Bücher in Arabisch wurden registriert, mehr als in den Vorjahren, wobei die Nationalbibliothek größere Bemühungen investiert, arabische Neuveröffentlichungen ausfindig zu machen. Die Nationalbibliothek geht davon aus, dass mehr arabische Bücher in Israel erscheinen, als erfasst.
Zusätzlich erschienen 29 Buchtitel auf französisch, 16 in Spranisch, 14 in deutscher Sprache und 17 auf Rumänisch. 20 Publikationen wurden in alten jüdischen Dialekten gedruckt, darunter 19 im mittelhochdeutschen Jiddisch und ein Buch in Judäo-Tadschikisch, dem Dialekt der Juden aus Buchara. Hinzu kommen noch einige Bücher auf Holländisch, Polnisch und Italienisch.
807 Kinder- und Jugendbücher seien veröffentlicht worden, also etwa 15 Prozent aller Neuerscheinungen.
56 Prozent der Bücher seien von den 1499  registrierten kommerziellen Verlagen herausgegeben worden und 9 Prozent habe die Regierung veröffentlicht, 5 Prozent hätten Erziehungsanstalten wie Universitäten und Schulen gedruckt. 13 Prozent seien im Selbstverlag von Autoren erschienen. Der orthodox-jüdische und ultraorthodoxe Sektor habe etwa 18 Prozent aller Neuerscheinungen herausgegeben.
Weiter heißt es, dass auf der Homepage der Nationalbibliothek mehr als 900 vollständig eingescante Bücher aufgerufen werden können, darunter kabbalistische und chassidische Werke, sowie frühe Kinderliteratur auf Hebräisch: www.jnul.huji.ac.il .

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