Anschlag mit Traktor (aktualisiert)

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Jerusalem, 2. Juli 2008 – Ein Terroranschlag, wie es ihn in Israel noch nicht gegeben hat. Ein mutmaßlich arabischer Traktorfahrer rast mit erhobener Bulldozerschaufel durch den dichten Verkehr auf der Jaffa Street in Jerusalem, einer Hauptverkehrsader. Er wirft einen Touristenbus um und auf der Strecke bleiben mehrere zerquetschte Personenwagen, bis er schliesslich noch einen Bus umwirft. Ein bewaffneter Polizist schießt auf den Traktorfahrer. Schon verletzt setzt er seine Amokfahrt fort. Schließlich steigt ein anderer Polizist auf das Dach des Traktors und erschießt den Mann. Beim Gebäude des ehemaligen Schaarei Zedek Hospitals kommt der Buldozer zum Stehen. Mindestens 36 Verletzte und eine bislang drei bestätigte Tote soll es gegeben haben. Unklar ist, ob vielleicht sogar zwei Traktoren an dem Anschlag beteiligt waren.
Ein politischer Kommentator vergleicht die Amokfahrt mit dem 11.9., nicht wegen der Zahl der Toten, sondern wegen der Methode, ohne echte Waffe einen Mordanschlag zu veranstalten.
Eine halbe Stunde nach der Amokfahrt erklärt die Polizei schon, dass es sich bei dem Traktorfahrer um einen Palästinenser aus Ostjerusalem handle. Er sei der Polizei „bekannt“, wegen verschiedener Straftaten.
Unklar ist, ob er einer der Traktorfahrer ist, die auf der Jaffastreet beim Verlegen der Trasse für die künftige Straßenbahn beteiligt ist.
„Der Bagger hat mit seiner Schaufel einen Berlingo-Wagen mehrmals in die Höhe gehoben, ihn zerdrückt und fuhr dann weiter zum nächsten Auto, das er zerquetschte“ erzählt ein Augenzeuge. „Ich warf mein Motorrad zum Boden und konnte mich so retten“, erzählt ein Mitarbeiter von Zaka, jener Organisation, die nach Anschlägen die Toten einsammelt. „Ich habe schon viele Anschläge gesehen, war aber nicht selber betroffen, wie dieses Mal.“
Der umgeworfene Bus sei ein Linienbus auf dem Weg nach Malcha im Süden Jerusalems gewesen. Etwa dreißig Menschen saßen in ihm und wurden verletzt, darunter auch der Busfahrer. „Über Tote wollen wir lieber nicht reden“, fügt der Sprecher der EGGED Busgesellschaft hinzu.
Ministerpräsident Ehud Olmert wurde sofort informiert und mit den Rettungsarbeiten auf dem Laufenden gehalten. Schon ist die Rede davon, dass der Sicherheitszaun ausgerechnet in der Gegend von Jerusalem wegen mehreren Lücken nicht hermetisch die besetzten Gebiete absperre. Doch sollte es sich um einen Palästinenser aus Jerusalem handeln, hätte ohnehin der Zaun nicht viel genützt.
Innenminister Eli Ischai schlug schon vor, die Bewegungsfreiheit von Jerusalemer Palästinensern einzuschränken. Gleichzeitig wurden in einem der israelischen Fernsehkanälen Filmaufnahmen von der Amokfahrt und von dem Augenblick gezeigt, wie ein Geheimdienstmann mit mehreren gezielten Schüssen den Fahrer niederstreckt und die Amokfahrt schließlich stoppt. So konnte CNN einen Teil der Zerstörungsfahrt filmen, indem der amerikanische Fernsehsender einfach nur die Kamera aus dem Bürofenster hielt, unter dem der Traktor entlang fuhr. Als der Bagger zum Stehen kam, hatte er ein weiteres Auto unter sich begraben. Unklar ist das Schicksal der Insassen in dem Auto.

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