Medienhetze gegen Christen im Iran

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Medienhetze gegen Christen im Iran  


Wahied Wahdat-Hagh von Wahied Wahdat-Hagh, Kolumnist für WELT DEBATTE
 


Iranische Muslime, die Christen werden, sind in Gefahr, weil sie als Apostaten gezählt werden. Farsnews, die Militärkreisen nahe steht, veröffentlichte eine vierteilige Serie über wachsende christliche Gemeinden und wie man diesen begegnen müsse.

Es sind keine khomeinistischen von einem Kryptographen zu knackenden Enigma-Codes notwendig, um zu entschlüsseln in welcher Unfreiheit auch iranische Christen leben:
Farsnews berichtete am 23 Juni über das Wachstum von christlichen Gemeinden im Iran. Diese würden von ausländischen Satellitenfernsehanstalten beeinflusst werden. In privaten Häusern würden Kirchen eingerichtet werden, wo sich „Priester und Apostaten“ versammelten. Sie sollen von kirchlichen Organisationen finanziert werden. Viele Jugendliche würden sich von der verführerischen „christlichen Propagandamaschinen“ angezogen fühlen. In häuslichen Kirchen würden sie Bücher und CDs zur Verfügung gestellt bekommen, Zugang zu Internet-Weblogs erhalten und christliches Satellitenfernsehen
anschauen.

Iranische Christen malen Kreuze an die Wände
Besonders in Teheran, Karaj und Rascht sollen christliche Gemeinden wachsen. Mindestens 30 persischsprachige Websites und 180 Weblogs seien „identifiziert“ worden. Christliche Bibel-Missionsgruppen würden meist „Frauen einsetzen, die die Männer verführen und Interesse bei ihnen erwecken sollen.“ Manchmal würden auch aktive iranische Christen Kreuze an die Wände von staatlichen und privaten Häusern malen. Farsnews spricht von „zionistischen Christen“, bei denen sogar die Parole „Tod Israel“
verpönt sei.

Der Übertritt
Über drei Wege würden die Menschen den Weg zum Christentum finden: Im persönlichen Gespräch, über das Satellitenfernsehen oder über das Internet. Meistens würden Einzelpersonen eingesetzt, die am „Arbeitsplatz, oder am Wohnort oder an Universitäten und in Schulen“ erste Kontakte schließen. Später würden ihnen Filme vorgeführt werden, in denen „große Redner“ missionierten und „große Lügen“ verbreitet werden. Man würde den Menschen „extreme Freiheiten“ versprechen.
Die christlichen „Netzwerke“ seien „pyramidenförmig“ organisiert. Nur diejenigen, die sich auf der untersten Ebene der Pyramide befänden, würden
missionieren.

Drogensüchtige, Prostituierte und Areligiöse sind besonders empfänglich für das Christentum
Farsnews spricht von einem „falschen Christentum“, das in den neuen Gemeinden praktiziert würde. Grund: Sie würden eine „oberflächliche Liebe“ und eine „positive Sicht“ propagieren. In ihren „nächtlichen verdorbenen Versammlungen“ würden sie zudem versuchen die „tiefe Leere der Moral ihrer Anhänger zu füllen.“ Das christliche Verständnis der Freude würde das „Hören von Popmusik, gemeinsames Singen, Küssen, Tanzen, Weintrinken bedeuten.“ Farsnews gibt zu, dass weniger religiöse Teile der Gesellschaft sich von solchen „leidenschaftlichen“ Dingen des Lebens angesprochen fühlen.

Farsnews wettert gegen die „christlichen Propagandamaschinen“ und gegen „christliche Missionare“, die gar Heilung durch „Wunder“ predigten. Die empfänglichen Gruppen, die sich am meisten vom Christentum angesprochen fühlen werden benannt: Akademiker, Süchtige, Prostituierte, Areligiöse und natürlich politische Gegner. Farsnews betont, dass ein Gros der interessierten Kreise Akademiker seien, natürlich Studenten der ersten Semester. Die meisten muslimischen Studenten seien davor geschützt, nur kleine Gruppen würden sich „abweichlerisch“ verhalten.
Auch die Süchtigen seien für das Christentum empfänglich, da sie sich in einer „moralischen Leere“ befänden. Und Prostituierte, von zu Hause abgehauene Mädchen und Straßenkinder seien weitere „Opfer“ der christlichen Mission, zumal diese Gruppen „weder eine materielle noch eine moralische Unterstützung haben,“ schreibt die populäre Nachrichtenagentur. Die Missionare würden bei den Prostituierten Punkte machen, weil sie hervorheben würden, dass einer der engsten Anhängerinnen von Jesus eine Prostituierte gewesen sei, die Christus besonders geliebt hätte. Atheisten und areligiöse interessierten sich dafür, da sie besonders „identitätslos“
seien.

Kontakte mit ausländischen Geheimdienst
Die neuen Christen hinterlassen natürlich auch großen Schaden für die Gesellschaft, behauptet zumindest Farsnews.. Besonders die Frauen würden ihren Schleier nicht mehr richtig anziehen wollen. Unter dem Deckmantel der Verbreitung des Christentums könnten ferner Kontakte mit ausländischen Geheimdiensten hergestellt werden.

Daher schlägt Farsnews vor entschieden der Verbreitung des Christentums Einhalt zu gebieten. Die Bevölkerung solle rechtzeitig die zuständigen Instanzen informieren, um christliche Mission zu unterbinden. Man solle aber auch mit muslimischen Studenten Gesprächsforen bilden und ihre offenen Fragen beantworten. Auf islamische Internetseiten sollen über die Arbeit der neuen Christen informiert werden. Gleichzeitig sollen Informationen über die missionarischen Gruppen gesammelt werden.

In Anbetracht eines neuen Gesetzesentwurfs, der für Apostasie Todesstrafe für Männer und lebenslängliche Haft für Frauen fordert, könnte sich hetzerische Propaganda als ein Anfang größerer Verfolgung entpuppen. Immerhin hat der Vorsitzende des iranischen Pseudo-Parlaments Ali Larijani erst am 30. Juni die Todesstrafe für Internet- und Weblogbetreiber, die für „gesellschaftliche Unruhe“ sorgen, gefordert.

 

 

 

 


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