Jerusalem, 16. Juli 2008 – Die graue Eminenz, die jenseits vom Rampenlicht den Gefangenenaustausch zwischen der libanesischen Miliz Hisbollah und dem Staat Israel vermittelt hat, ist der BND-Mann Gerhard Konrad. Manche schreiben seinen Nachnahmen auch mit einem „C”. Eine Nachfrage beim Auswärtigen Amt in Berlin, wie denn der Name richtig zu schreiben sei, blieb unbeantwortet. Bei manchen Medien in Deutschland gilt er als so geheim, dass er nur Gerhard K. genannt wird.
Die Hisbollah und Israel können allein schon aus formalen Gründen nicht miteinander reden, abgesehen davon, dass beide auch wohl keinen direkten Kontakt wünschen. Die Hisbollah ist eine „Terrororganisation” und Israel ist ein eigentlich nicht existierendes „zionistisches Gebilde”. Aber auch Deutschland kann nicht einfach über den Kopf der offiziellen Regierung im Libanon hinweg politische Gespräche mit einer bewaffneten Miliz führen. Das ist der Grund, weshalb Konrad nicht im Auftrag Angela Merkels zwischen Beirut und Jerusalem pendelt, sondern formal dem UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon untersteht.
Diese Formalitäten zeugen von politisch in keine Schublade passenden Zustände im Libanon wie auch in anderen Ländern, wo Organisation sich mit eigener Armee oder Kämpfern im Untergrund wie eine Staatsmacht aufführen, während es gleichzeitig eine Regierung mitsamt offizieller Armee gibt, die auf ihrer „Souveränität” besteht.
Dass ausgerechnet Deutsche solche vertraulichen Gespräche führt, hat eine lange Tradition. Bernd Schmidtbauer und Ernst Uhrlau, der heutige Präsident des BND in Pullach, waren Konrads Vorgänger. Die Deutschen genießen in der arabischen Welt den Ruf, aufrichtig und vor Allem neutral zu sein. Anders als die Amerikaner sind die Deutschen keine aktiven politischen Spieler im Nahen Osten, pflegen aber intensive wirtschaftliche Beziehungen mit fast allen Ländern. Und genau das machen sich die Israelis zunutze, wenn sie etwa ihre deutschen Freunde bitten, in Teheran mal nachzufragen, ob der Iran etwas über das Schicksal des 1986 im Libanon verschollen israelischen Fliegers Ron Arad wisse, oder ob der Iran positiven Einfluss auf die Hisbollah ausüben könne. Da dem Iran bekanntlich an guten Beziehungen mit Deutschland viel gelegen ist, können sich deutsche Diplomaten mehr herausnehmen, als Andere und sogar Tabu-Themen ansprechen. Hinzu kommt, dass die Amerikaner seit 1979 in Teheran gar nicht mehr diplomatisch präsent sind.
Allen Hemmschuhen der schwierigen Vergangenheit zu Trotz, oder vielleicht gerade wegen der Vergangenheit, haben sich schon in den fünfziger Jahren enge und teilweise geheime Beziehungen zwischen Israel und Deutschland entwickelt hatten. Verteidigungsminister Franz-Josef Strauss forcierte militärische Beziehungen, obgleich in Deutschland Waffenlieferungen in „Krisengebiete” doch eigentlich ein Tabu sind. Das wichtigste war aber wohl das tiefe Vertrauen, das sich entwickelte und ein gemeinsames Wertesystem. Dazu gehörte ein ähnliches Verhältnis zum Wert eines Menschenlebens. Die deutschen verstanden die einzigartige israelische Priorität für die Heimholung verschleppter und sogar gefallener Soldaten in Feindeshand.
Ausgerechnet an dem Tag, wo Deutschland erfährt, dass die deutsche Geisel in Afghanistan, Harald Kleber, tot sei, kann man das israelische Verhältnis zu seinen Geiseln bei der Hamas oder Hisbollah vergleichen. Seit zwei Jahren wurden nach der Wettervorhersage in den Rundfunknachrichten, wie ein Werbespot, mitgeteilt, dass Gilad Schalit schon x Tage in Gefangenschaft sei, während Goldwasser und Regew schon xy Tage nicht heimgekehrt seien. Fast jede Familie in Israel fühlte sich da persönlich betroffen. Schließlich ist der Militärdienst, als Wehrpflichtiger oder als Reservist, Bestandteil des Lebens in Israel. Und da seit sechs Jahrzehnten auch Krieg ein Dauerzustand ist, kann das Verschleppen eines Soldaten jederzeit zum Schicksal der eigenen Familie werden. Hinzu kommt, dass Israel ein sehr kleines Land ist. Letztlich kennt jeder jeden. Vielleicht gerade wegen der Vergangenheit können ausgerechnet Deutsche da verständnisvoll mitfühlen. Und deshalb sind es Deutsche und nicht Franzosen, Polen oder Amerikaner, die sich da seit Jahren stillschweigend und hinter den Kulissen aus humanitären Beweggründen für die verschollenen israelischen Soldaten engagieren.
Die Hisbollah und Israel können allein schon aus formalen Gründen nicht miteinander reden, abgesehen davon, dass beide auch wohl keinen direkten Kontakt wünschen. Die Hisbollah ist eine „Terrororganisation” und Israel ist ein eigentlich nicht existierendes „zionistisches Gebilde”. Aber auch Deutschland kann nicht einfach über den Kopf der offiziellen Regierung im Libanon hinweg politische Gespräche mit einer bewaffneten Miliz führen. Das ist der Grund, weshalb Konrad nicht im Auftrag Angela Merkels zwischen Beirut und Jerusalem pendelt, sondern formal dem UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon untersteht.
Diese Formalitäten zeugen von politisch in keine Schublade passenden Zustände im Libanon wie auch in anderen Ländern, wo Organisation sich mit eigener Armee oder Kämpfern im Untergrund wie eine Staatsmacht aufführen, während es gleichzeitig eine Regierung mitsamt offizieller Armee gibt, die auf ihrer „Souveränität” besteht.
Dass ausgerechnet Deutsche solche vertraulichen Gespräche führt, hat eine lange Tradition. Bernd Schmidtbauer und Ernst Uhrlau, der heutige Präsident des BND in Pullach, waren Konrads Vorgänger. Die Deutschen genießen in der arabischen Welt den Ruf, aufrichtig und vor Allem neutral zu sein. Anders als die Amerikaner sind die Deutschen keine aktiven politischen Spieler im Nahen Osten, pflegen aber intensive wirtschaftliche Beziehungen mit fast allen Ländern. Und genau das machen sich die Israelis zunutze, wenn sie etwa ihre deutschen Freunde bitten, in Teheran mal nachzufragen, ob der Iran etwas über das Schicksal des 1986 im Libanon verschollen israelischen Fliegers Ron Arad wisse, oder ob der Iran positiven Einfluss auf die Hisbollah ausüben könne. Da dem Iran bekanntlich an guten Beziehungen mit Deutschland viel gelegen ist, können sich deutsche Diplomaten mehr herausnehmen, als Andere und sogar Tabu-Themen ansprechen. Hinzu kommt, dass die Amerikaner seit 1979 in Teheran gar nicht mehr diplomatisch präsent sind.
Allen Hemmschuhen der schwierigen Vergangenheit zu Trotz, oder vielleicht gerade wegen der Vergangenheit, haben sich schon in den fünfziger Jahren enge und teilweise geheime Beziehungen zwischen Israel und Deutschland entwickelt hatten. Verteidigungsminister Franz-Josef Strauss forcierte militärische Beziehungen, obgleich in Deutschland Waffenlieferungen in „Krisengebiete” doch eigentlich ein Tabu sind. Das wichtigste war aber wohl das tiefe Vertrauen, das sich entwickelte und ein gemeinsames Wertesystem. Dazu gehörte ein ähnliches Verhältnis zum Wert eines Menschenlebens. Die deutschen verstanden die einzigartige israelische Priorität für die Heimholung verschleppter und sogar gefallener Soldaten in Feindeshand.
Ausgerechnet an dem Tag, wo Deutschland erfährt, dass die deutsche Geisel in Afghanistan, Harald Kleber, tot sei, kann man das israelische Verhältnis zu seinen Geiseln bei der Hamas oder Hisbollah vergleichen. Seit zwei Jahren wurden nach der Wettervorhersage in den Rundfunknachrichten, wie ein Werbespot, mitgeteilt, dass Gilad Schalit schon x Tage in Gefangenschaft sei, während Goldwasser und Regew schon xy Tage nicht heimgekehrt seien. Fast jede Familie in Israel fühlte sich da persönlich betroffen. Schließlich ist der Militärdienst, als Wehrpflichtiger oder als Reservist, Bestandteil des Lebens in Israel. Und da seit sechs Jahrzehnten auch Krieg ein Dauerzustand ist, kann das Verschleppen eines Soldaten jederzeit zum Schicksal der eigenen Familie werden. Hinzu kommt, dass Israel ein sehr kleines Land ist. Letztlich kennt jeder jeden. Vielleicht gerade wegen der Vergangenheit können ausgerechnet Deutsche da verständnisvoll mitfühlen. Und deshalb sind es Deutsche und nicht Franzosen, Polen oder Amerikaner, die sich da seit Jahren stillschweigend und hinter den Kulissen aus humanitären Beweggründen für die verschollenen israelischen Soldaten engagieren.
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