Obamas Gebet wurde Gott wieder zugestellt

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Jerusalem, 29. Juli 2008 – Als „Lausbubenstreich“ bezeichnete ein frommer Talmudschüler die Entfernung eines privaten Gebets des Senators Brack Obama aus einer Ritze in der Jerusalemer Klagemauer. Unkenntlich gemacht gestand der reuige Schüler im 2. israelischen Fernsehkanal, den Zettel der Zeitung Maariv übergeben zu haben, die ihn mitsamt Abbildung und vollem Text am Sonntag veröffentlichte. Die Konkurrenzzeitung Jedijot Achronot verzichtete aus „Pietät“ darauf, den Brief zu veröffentlichen.
Obamas Gebet, auf einem Briefbogen des King David Hotels handschriftlich geschrieben, lautete: „Herr, schütze mich und meine Familie, vergebe mir alle Sünden und behüte mich vor Stolz und Verzweiflung, lass mich gerecht und fair sein und mache mich zu einem Werkzeug Deines Willens.“
Die Entwendung und Veröffentlichung des „privaten Kontakts mit dem Schöpfer“ wurde vom  verantwortlichen Rabbiner der Klagemauer, Shmuel Rabinowitz, als „Sakrileg“ verurteilt. Eine israelische Zeitung behauptete gar, dass Obama eine Kopie seines Briefes im Hotel hinterlassen habe, damit er veröffentlicht werde. Obamas Delegation habe auf den Frevel nicht reagiert. In der internationalen Presse machte Obamas Brief an den Lieben Gott große Schlagzeilen.
Während der Originalbrief Obamas inzwischen an die verwantwortliche „Klagemauer Erbstiftung“ zurückgegeben worden sei, damit er ganz tief in eine der Ritzen zwischen den herodianischen Steinquadern gesteckt werde, machen sich die Klagemauerbehörden weiterhin Sorgen um den Vertrauensbruch. Das hat auch finanzielle Gründe, denn verschiedene Firmen bieten an, per Email oder Fax geschickte „Briefe an Gott“ entgegen zu nehmen und in eine Ritze zu stecken. Eine britische Firma bietet diesen Postbotendienst zum göttlichen Postfach für „nur“ 9,99 US-Dollar pro Zettel an, bezahlbar mit Kreditkarte oder Paypal.
Nach Angaben von Rabbi Rabinowitz, dienen die Zettel einen intimen Dialog des Gläubigen mit seinem Schöpfer und dürften nicht von anderen Menschen angeschaut werden. Zweimal im Jahr vor jüdischen Feiertagen werden die Ritzen geleert und die Zettel zu einem bewachten Aufbewahrungsort gebracht.
Zettel mit persönlichen Fürbitten an Gott in die Ritzen der Klagemauer zu stecken, sei eine „alte jüdische Sitte“. Gleichwohl wurde die Klagemauer erst ab 1520 Bestandteil jüdischer Gläubigkeit. Vorher beteten Juden an anderen Stellen ihrem eigentlichen Heiligtum zugewandt, dem von den Römern im Jahr 70 zerstörten Tempel auf dem Tempelberg.
Obama hatte am frühen Morgen des vergangenen Donnerstag die Klagemauer aufgesucht, unmittelbar vor seinem Abflug in Richtung Berlin.

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