Doppelportrait Livni und Mofas

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Jerusalem, 31. Juli 2008 – Die Favoriten unter den Nachfolgern von Ehud Olmert an der Spitze der Kadima-Partei sind Außenministerin Zipi Livni und Verkehrsminister Schaul Mofas. Livni zählt zur „Familie“, jenem harten Kern der Etzel Kämpfer aus der Zeit vor der Gründung Israels. Das ist quasi der „Adel“ unter den rechten Israelis, dem auch der verstorbene Menachem Begin angehörte. Doch die 1958 in Tel Aviv geborene und gelernte Rechtsanwältin, Mutter von zwei Kindern, hat längst die Groß-Israel-Träume aufgegeben und zählt spätestens seit ihrer Ernennung zur Außenministerin im Januar 2006 zu den gemäßigten und besonnenen Politikern Israels. Während des Libanonkrieges konnte sie sich mit ihrem behutsamen Kurs nur bedingt durchsetzen, obgleich sie angeblich die Autorin der UNO-Resolution 1701 war. Die beendete den Krieg und wandelte ihn auch in einen „politischen Erfolg“ Israels: an die Stelle der Hisbollah-Miliz trat eine erheblich verstärkte UNIFIL-Truppe, während die libanesische Armee wieder die Verantwortung bis zur internationalen Grenze übernahm. Einen schweren innenpolitischen Fehler beging sie, als sie nach dem Libanonkrieg bei einer Pressekonferenz zum Rücktritt Olmerts aufrief. Das hat ihr Olmert nie verziehen. Livni blieb trotz dieses Ausspruches im Amt und trägt weiterhin die Mitverantwortung für die Politik ihres Chefs. Obgleich von Olmert geschnitten, wurde Livni beauftragt, die Verhandlungen mit den Palästinensern durchzuziehen. Ihr direkter Gesprächspartner ist der ehemalige palästinensische Premier Ahmad Qureia. Bei den bevorstehenden parteiinternen Wahlen wagt niemand zu sagen, ob es für sie von Vor- oder Nachteil ist, eine Frau zu sein. Immerhin war vor ihr Golda Meir erst Außenministerin und dann Premierministerin. Unter den Parteimitgliedern könnte sie darunter leiden, nicht dem großen Olmert-Lager anzugehören. Sie ist jedoch eine Favoritin, weil sie als „Saubermann“ gilt, was wegen der Korruptionsaffären um Olmert heute eine große Rolle spielt.
Schaul Mofaz (oder Mofas) wurde vor 60 Jahren in Teheran geboren und wanderte 1957 nach Israel ein. 1966 begann er eine Militärkarriere erst bei den Fallschirmspringern und später bei Spezialeinheiten. Er war Oberbefehlshaber der  israelischen Armee unter Premierminister Ehud Barak, als im Jahr 2000 die blutige Intifada, der Aufstand der Palästinenser, ausbrach. Zu seinen Verdiensten (aus israelischer Sicht) gehört, dass er die Armee auf Straßenkämpfe vorbereitet hatte, darunter auch mit „neuen“ Kampfmethoden, wie dem Einsatz von schweren Bulldozern. Mofas ist deshalb jener Politiker im Kabinett Olmerts, dem das beste Verständnis für „Sicherheitsfragen“ nachgesagt wird, was in Israel als Gütesiegel gilt. Seine „orientalische“ Herkunft hat ihm bisher nicht geschadet, außer bei der Einreise in die USA. Mofaz folgte Ariel Scharon und verließ den rechtsgerichteten Likudblock, um zur Kadima-Partei zu wechseln. Scharon ernannte Mofaz 2002 zum Verteidigungsminister, ohne Abgeordneter zu sein. Mofaz wurde erst 2006 in die Knesset gewählt. Jüngst drohte er dem Iran mit einem Militärschlag, wurde aber von Olmert öffentlich am Kabinettstisch zurechtgewiesen, sich künftig nur noch um seinen Amtsbereich zu kümmern. 

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