Medienhetze gegen Angehörige der Baha’i Religion

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Medienhetze gegen Angehörige der Baha’i Religion 

Wahied Wahdat-Hagh von Wahied Wahdat-Hagh, Kolumnist für WELT DEBATTE

 
Mit skrupellosen propagandistischen Lügen und Verschwörungstheorien hetzen die iranischen Medien gegen die Baha’i. Religiöse Fanatiker fühlen sich davon angesprochen und stecken Wohnhäuser einfacher Baha´i-Familien in Brand. Der Anti-Bahaismus ist ein Bestandteil der staatlichen Doktrin der totalitären Diktatur.

Während die UNESCO im Juli 2008 die Baha’i-Heiligtümer in Israel als Weltkulturerbe anerkannt hat, verschlimmert sich die Lage der Angehörigen der Baha’i-Religion im Iran. Dort werden nicht nur die heiligen Stätte der Baha’i zerstört, inzwischen wird sogar der Privatbesitz von Baha´i angezündet.

Baha’i World News Service meldete am 28. Juni, dass in verschiedenen iranischen Städten Häuser von unschuldigen iranischen Baha’i von Unbekannten in Brand gesteckt wurden. In Rafsanjan, Fars, Babolsar und in Karaj, wurden Wohnhäuser regelrecht angezündet und teilweise mit Molotowcoctails beworfen. Die Bewohner konnten knapp dem Tod entkommen.

Hetzkampagnen von Zeitungen wie Kayhan, Sprachrohr des muslimischen Führers des Iran, schüren regelrecht den Hass der religiösen Fanatiker gegen Baha’i.

Said Sajadi, dessen Hetzen gegen die Baha’i in den letzten Jahren immer wieder in dem iranischen Führerblatt Kayhan veröffentlicht wurden, hat seit 20. Juli 2008 eine neue Hass-Serie in dieser Propagandazeitung begonnen.

Behzad Jahangiri wurde Anhänger des Ayatollah Khomeini

Es ist die Geschichte eines jungen Menschen, namens Behzad Jahangiri, der sich gegen seinen Vater, der Baha’i war, im Zuge der Islamischen Revolution von 1979 auflehnt und später Muslim wird.
In Hamedan, wo auch viele Juden wohnen, wie in Kayhan betont wird, sei Jahangiri in einer Baha’i-Familie geboren worden. Behzad Jahangiri habe aber infolge der islamischen Revolution von 1979 Abstand von den Baha’i genommen. Die Gründe klingen einfach: Sein Vater habe gesoffen. Als kleiner Junge sei er von seinem Vater sogar gezwungen worden auf Festen Alkohol
zu trinken.

Diese Geschichte klingt nicht überzeugend: Denn in der Baha’i-Religion sind berauschende Mittel verboten, weil diese das seelische Leben zerstören. Anders als unter dem im Iran praktizierten Islam peitschen die Baha’i aber niemanden wegen Alkoholkonsums aus. Wenn ein Baha’i trinken sollte, wird ihm empfohlen weniger zu trinken und langfristig mit dem Trinken aufzuhören.

Heiligtümer

Welche Heiligtümer hat aber Behzad Jahangiri? Die „heiligste Zeit“ seines Lebens sei die Militärzeit, wohlgemerkt unter der Schreckensherrschaft des Ayatollah Khomeini. Kayhan zitiert Jahangiri wie folgt:
„In dieser Zeit wurde ich nicht ständig kontrolliert und nahm nicht an Veranstaltungen teil und lebte neben freien und sich aufopfernden Muslimen.“ Ausgerechnet in der Armee des Ayatollah Khomeini habe er dank der Hilfe von einem „Haj Aqa Scheybani“ begonnen nach der „Wahrheit zu suchen.“ Schon 1979 habe er sich dann öffentlich von der „politischen Sekte der Baha’i“ distanziert und sei zum Islam übergetreten. In der Tat werden im gegenwärtigen Iran diejenigen, die zum Islam übertreten, ihre Anzahl mag sehr wenig sein, als Helden gefeiert. Für diejenigen aber, die keine Muslime mehr sein wollen, ist die Todesstrafe vorgesehen.

Für Jahangiri ist dennoch nicht nur die Armee seit der Revolution, sondern auch das „System der Islamischen Republik Iran“ eine „heilige“ Angelegenheit.

Baha’i kennen keine Zwangsheirat

Es ist wahr, dass Baha´i-Frauen keinen Schleier tragen, deswegen werden sie von Jahangiri verurteilt. Dennoch kennen die Lügengeschichten des Herrn Jahangiri keine Grenzen: Beispielsweise wird behauptet, dass Baha’i-Räte bestimmen würden, welche Frau welchen Mann in der Gemeinde heiraten soll. Ein kleiner Einblick in die Baha’i-Literatur oder in eine Baha’i-Website oder in eine Baha’i-Gemeinde irgendwo in der Welt würde jedoch klären, dass im Gegenteil die Baha’i-Frauen von Kindesbeinen an zu Selbständigkeit und Unabhängigkeit erzogen werden. Es gibt unter Baha’i keine vermittelten oder gar Zwangsehen. Dies ist den religiösen Fanatikern im Iran, die islamische Zeitehe und Polygamie befürworten, ein Greuel.

Umso absurder ist der Vergleich der Baha’i mit den Nazis. Die Nazis hätten am Ende des Krieges nur innergermanisch geheiratet, das würden die Baha’i auch tun. Wahr ist aber, dass die Baha’i interkonfessionell heiraten dürfen, es gibt oft emanzipierte Mischehen.

Baha’i streben eine Angleichung der sozialen Klassen an

Die Baha’i seien sehr reich und materialistisch, lautet das Vorurteil. Laut Kayhan stamme Jahangiri aus einer armen Familie, die in der Baha’i-Gemeinde deswegen nicht sehr beliebt gewesen sei. Daher wollte er schon als Kind lieber mit muslimischen Kindern spielen, als mit Kindern der Baha’i-Gemeinde, so die Darstellung in Kayhan. Dabei sind es nicht die Baha’i-Kinder, die andere Kinder diskriminieren, sondern umgekehrt werden die Baha’i-Kinder sogar in iranischen Schulen diskriminiert und verfolgt. Zudem lernen Baha’i-Kinder, dass in einer idealen Gesellschaft die Kluft zwischen Arm und Reich aufgehoben werden solle und keine großen Klassenunterschiede existieren sollen.

Kayhan berichtet, dass Behzad Jahangiri während der Islamischen Revolution mit den Demonstranten, die gegen den Schah protestierten, sympathisierte, dabei seien die Baha’i jedoch generell Anhänger des Schah und dessen Frau Farah Pahlavi gewesen.
Leider berichtet Kayhan nicht darüber, dass das Baha’i-Zentrum in Teheran schon 1955 zerstört worden ist.

Blinder Gehorsam?

Jahangiri wirft den Baha’i vor, blinden Gehorsam gegenüber den Oberen der Gemeinde zu führen. Tatsache ist, dass es zum ABC der Baha’i-Lehre gehört, dass blinder Gehorsam verboten und die selbständige Suche nach Wahrheit ein Gebot der Stunde ist.

Die staatliche Propaganda des Iran ist in der Tat mehr als absurd. In einem weiteren Teil der Serie sollen die Baha’i während des achtjährigen Iran-Irak-Krieges Gott angebetet haben, Saddam Hussein zu helfen den Iran zu besiegen.
Die Baha’i beten zwar für den Frieden in der Welt, aber die geringste Kenntnis über die Baha’i-Religion würde klären, dass sie nicht für Diktatoren beten und erst recht nicht für Saddam Hussein. Aber zur staatlichen Propaganda gehört, dass alle Andersdenkenden entweder Zionisten, Imperialisten oder Anhänger Saddam Husseins waren oder sind.

Die Baha’i wurden von den Nazis verfolgt

Weltbekannt ist, dass das Eigentum der Baha’i im Iran meist konfisziert worden ist. Nun behauptet Kayhan aber, dass während des achtjährigen Krieges gegen den Irak die Baha’i Häuser und Appartements gekauft haben und dadurch reich geworden seien. Natürlich sollen die Befehle für den Kauf von Häusern aus Israel gekommen sein. So sollen Baha’i Hunderte von Apartments gekauft haben, die als Verstecke dienen sollten. Oder die Baha’i sollen getrauert haben als ein Attentat gegen Ayatollah Khamenei in den 80er Jahren gescheitert ist. In einem Zug werden die Baha’i und die Führer der Volksmujahedin, die einen bewaffneten Kampf gegen den Iran führen, erwähnt, ohne erkennen zu wollen, dass Baha’i einen bewaffneten Kampf gegen eine Regierung prinzipiell ablehnen.

Die Ruchlosigkeit des Autors kennt keine Grenzen, denn obwohl deutsche Baha’i in den 30er Jahren in Deutschland stark verfolgt wurden, werden sie hier mit den Nazis gleichgestellt.

Die Bahai gelten als „Najis“
Die Menschenrechtlerin, Monireh Baradaran, die selbst in den 80er Jahren in einem iranischen Gefängnis war, schrieb kürzlich in einem Artikel, dass die Baha’i in den Gefängnissen als „Najis“, als
„unrein“ galten.

Hunde gelten als „Najis“. Diese Haltung herrschte nicht nur in den Gefängnissen vor. Bis heute werden die Baha’i verfolgt, weil sie Baha’i sind. Ihre öffentliche Identität ist verboten.

In der Tat ist der Anti-Bahaismus ein Bestandteil der staatlichen Doktrin der totalitären Diktatur. Wenn Häuser iranischer Baha’i-Familien in Brand gesteckt werden, müssen die gegenwärtigen iranischen Machthaber als die wahren Brandstifter zur Rechenschaft gezogen werden.

 

 

 


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