Palästinensische Journalisten glauben ihren eigenen Medien nicht

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Jerusalem, 29. September 2008 – Eine Umfrage unter palästinensischen Journalisten ergab, dass sie ihren eigenen elektronisch verbreiteten Nachrichtenagenturen nur geringen Glauben schenken. Am besten schnitt die in Bethlehem beheimatete Nachrichtenagentur Maan ab, die auch das Ergebnis der Umfrage am Freitag veröffentlichte.
111 Journalisten wurden zu der Arbeit von vier Agenturen befragt: Maan, PNN, die offizielle Regierungsagentur WAFA und PPA.
Als „neutral“ in der Berichterstattung galt Maan mit 56%. Doch 43% hielten Maan vor voreingenommen. Wafa, das offizielle Sprachrohr der Autonomiebehörde wurde gar von 87 % als parteiisch eingestuft. Ähnliche Werte erhielten auch die beiden anderen Agenturen PNN und PAA. Während 94 % der befragten Journalisten die Regierungsagentur als Fatah-treu einstuften, galt die Agentur PNN zu 72 % als Hamas-hörig, während 55 % der Befragten Maan bescheinigten, weder Hamas noch Fatah zu bevorzugen.
Im vergangenen Jahr wurde den Medien vorgeworfen, die innere Spaltung der Palästinenser in Fatah im Westjordanland und Hamas im Gazastreifen geschürt zu haben.
65 % der befragten Journalisten meinten, dass „gute Beziehungen unter den Nachrichtenagenturen“ ein entscheidender Faktor für  den Beschluss der Redakteure sei, was und wie viel über den internen Zwist zwischen Hamas und Fatah berichtet werde.
Gefragt wurde auch nach der „Zuverlässigkeit“ der Quellen. So räumen nur 17 % der palästinensischen Journalisten ihrem Präsidenten Mahmoud Abbas eine „hohe Glaubwürdigkeit“ ein und 38 % eine „geringe Glaubwürdigkeit“.
Die Fatah-Regierung in Ramallah genießt nur 15 % „hohe Glaubwürdigkeit“. Ganz schlecht steht es um die offiziellen Sprecher der Fatah in Ramallah und der Hamas in Gaza. Denen wird nur von 6 % der palästinensischen Journalisten geglaubt. Etwa 40 % räumen ihnen eine „mittelmäßige Glaubwürdigkeit“ ein, während über die Hälfte der Journalisten den Sprechern offenbar gar nicht glauben.
Den zivilen Behörden und Organisationen messen zwar 23 % eine „hohe Glaubwürdigkeit“ bei, doch etwa gleich viele Journalisten meinten, dass sie diese Organisationen höchst selten als Informationsquelle anzapfen.
Schließlich wurde noch gefragt, wie wahrheitsgetreu diese elektronisch verbreiteten Agenturen den internen palästinensischen Konflikt wiedergeben. Zwei Drittel der palästinensischen Journalisten meinten, dass die Agenturen gescheitert seien, akkurat zu berichten.
Es sei hier angemerkt, dass die Auslandspresse ihre Informationen über die Vorgänge innerhalb der palästinensischen Gesellschaft ganz wesentlich aus den genannten vier Agenturen bezieht, denen selbst palästinensische Journalisten kaum Glauben schenken. Für Ausländer ist es extrem schwierig und teilweise sogar lebensgefährlich, heute noch den Gazastreifen zu besuchen und sie selber ein Bild vor Ort zu machen.

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